WURMBERG, 21.11.2024 (rsr) – Anna Britsch gehört zu den Wenigen, die ihren Traumberuf aus der Kindheit wahr gemacht hat. Nicht etwa Ärztin oder Polizistin als Berufswunsch, wie bei vielen Mädchen stand bei Anna Britsch ganz oben auf der Wunschliste: Nein, die 21-jährige Wurmbergerin ist in die Fußstapfen ihrer Eltern getreten und hat sich sehr bewusst für den Beruf der Bestatterin entschieden. Eine Entscheidung, die ihre Mitwelt anfänglich nicht nachvollziehen konnte, wie Anna Britsch im Gespräch mit infopress24.de erzählt. Ihr Berufsalltag ist geprägt von dem was Menschen gerne verdrängen, das Sterben, Trauern und Beerdigen.
Grundsätzlich hat das Thema Tod und Bestattung mich schon mein ganzes Leben lang begleitet, da meine Eltern selbst Bestatter sind, womit ich auch nie Berührungsängste kennengelernt habe, so Anna Britsch. Gerade die Offenheit, wie in der Familie mit dem Thema Tod umgegangen wird, habe das Interesse in ihr geweckt.
Dass ihre Entscheidung Bestatterin zu werden, ihre ureigene Entscheidung gewesen sei, wird von Anna Britsch ausdrücklich hervorgehoben. „Ich denke, keiner der dazu gezwungen wird, kann diesen Beruf ausüben“ ergänzt Anna Britsch.
Ein Praktikum in der neunten Klasse, bei einem fremden Bestattungsunternehmen sollte Klarheit bringen, womit die Entscheidung gefallen war. Eine dreijährige duale Ausbildung zur Bestatterin schloss sich nach dem Schulabschluss an.
Ihre inhaltlich fundierte Ausbildung, die gesetzlich vom Bundesverband Deutscher Bestatter e. V. und seiner Landesfachverbände bundesweit einheitlich geregelt ist, machte Anna Britsch im elterlichen Bestattungsinstitut. Am weltweit einzigartigen Ausbildungszentrum, im unterfränkischen Münnerstadt, dort wo sich seit 2005 das Bundesausbildungszentrum der Bestatter befindet, durchlief die Wurmbergerin sowohl die überbetriebliche Schulungen als auch zahlreiche Fortbildungsmaßnahmen für Bestatter. Am 5. Juli diesen Jahres legte Anna Britsch schließlich mit Erfolg ihre Prüfung in Münnerstadt ab.
Die Entscheidung ihrer Berufswahl allerdings rief zuweilen sehr unterschiedliche Reaktion hervor, erinnert sich Anna Britsch. Oft bekam ich zu hören, dass man mit mir nicht tauschen wolle. Auch gab es Aussagen, wie man nur so einen Beruf machen kann. Manche wollten mir auch davon abraten und haben gesagt das ich doch noch jung wäre, ob ich nicht lieber was anderes machen möchte. Das hat mich häufig sehr verunsichert, gerade weil man als junger Mensch noch nicht viele eigene Erfahrungen sammeln konnte. Und man lässt sich auch beeinflussen und vieles einreden. Aber mittlerweile hat mich meine Berufswahl bekräftigt. Ich bin offen für alle Fragen. Das Feedback, das ich erhalte, ist meist positiv und bestärkend, sagt Anna Britsch.
Und dann überzieht ein Lachen das Gesicht der sympathisch jungen Frau, als sie davon erzählt, dass sie ihren Beruf als Berufung wahrnehme, sei dieser doch so unglaublich abwechslungsreich und vielseitig. Der tägliche Umgang mit Menschen und die Art und Weise wie wir mit unserem Leben auf den Tod hin umgehen sei so erfüllend und gleichzeitig spannend. Für die junge Frau stellt ihr Beruf zuweilen aber auch eine Herausforderung dar. Doch sie weiß, dass in diesen Situationen ihre Eltern sie jederzeit mit Rat und Tat unterstützen, gerade dann, wenn die schiere Ausweglosigkeit mit Hilflosigkeit, Angst und Trauer um den Verlust eines geliebten Menschen die Hinterbliebenen regelrecht lähmen.
„Ich bekomme oft gesagt, dass man Beruf und Privatleben als Bestatter zu 100 Prozent trennen muss, aber ich sehe das so nicht. Ich nehme unsere Sterbefälle gedanklich schon mit nach Hause, aber nicht im negativen Sinne. Wir sprechen zu Hause viel darüber und ich denke es ist wichtig, dass man trotzdem einen guten Abstand dazu behält. Man darf nicht alles an sich heranlassen. Es sind normale Dinge, die mich dann ablenken, etwa wenn ich mich mit Freunden treffe.
Als Bestatterin möchte ich Menschen in ihrer Trauer um den Verlust eines geliebten Menschen, in ihrer schweren Zeit helfen und sie ein Stück weit begleiten. Dazu sei es erforderlich, dass man häufig sehr spontan sein muss, ein Aufschieben auf Morgen gibt es in diesem Beruf nicht. In der Regel ist jeder Tag genau durchgeplant und dann kommt es doch wieder ganz anders. Aber das gehört einfach dazu, und ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt, versichert die 21-jährige.
Anna Britsch hat ihren Platz im Berufsalltag als Bestatterin gefunden. Der oft schwierige Spagat zwischen Trauer und Einfühlungsvermögen, dem respektvollen Umgang mit den Verstorbenen auf der einen Seite und die Abwicklung sämtlicher Formalitäten, mit einer unabdingbaren Fachkompetenz und Vertrauenswürdigkeit, auf der anderen Seite, sind die Eckpfeiler warum sich Anna Britsch ihren Berufswunsch als Bestatterin erfüllt hat.
Und Vater Michael Britsch ergänzt voller Stolz: „Anna ist genau die richtige Frau für diesen Beruf“.