BADEN-WÜRTTEMBERG, 29.04.2022 (pm) – Nach einer der bislang stärksten Rezessionen der jüngeren Geschichte im Jahr 2020 erlebte das Verarbeitende Gewerbe in Baden-Württemberg im Jahr 2021 eine Erholung mit angezogener Handbremse. Die mit dem Corona-Schock im Jahr 2020 aus dem Takt geratene Gesamtchoreographie der arbeitsteiligen Weltwirtschaft wirkte sich im Jahr 2021 mit anhaltenden Lieferengpässen erkennbar dämpfend auf die Produktion und den Absatz der Südwestindustrie aus. Zu beachten ist, dass ein wesentlicher Teil der nominalen Umsatzzuwächse in 2021 auf starke Preisanstiege zurückzuführen war.
Mit Blick auf die aktuell bestehenden Unsicherheiten, u.a. bezüglich der Folgen des Ukrainekrieges, der Energie- und Rohstoffimporte und der sich verschärfenden Corona-Entwicklung in der Volksrepublik China, trüben sich die Aussichten für das Jahr 2022 deutlich ein.
Nach Feststellung des Statistischen Landesamtes erwirtschafteten die Industriebetriebe im Südwesten im Jahr 2021 einen nominalen Umsatz von rund 390,0 Milliarden (Mrd.) Euro und verbuchten damit ein nominales Plus in Höhe von 43,3 Mrd. Euro (+12,5 Prozent) im Vorjahresvergleich. Ein wesentlicher Teil des deutlichen Anstiegs der nominalen Umsätze war auf die starken Preisanstiege zurückzuführen. Die »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« als umsatzstärkste Industriebranche Baden-Württembergs verzeichnete ebenfalls einen deutlichen Anstieg der nominalen Umsätze um 13,4 Mrd. Euro (+13,1 Prozent) auf 115,9 Mrd. Euro.
In der gemessen am Umsatz zweitgrößten Branche »Maschinenbau« stieg der nominalen Umsatz um 2,9 Mrd. Euro (+4,1 Prozent) auf 74,3 Mrd. Euro. Zusammengenommen erwirtschafteten die beiden Branchen nur etwas weniger als die Hälfte (48,8 Prozent) des baden-württembergischen Industrieumsatzes. Die gemessen am Umsatz drittgrößte Branche »Herstellung von Metallerzeugnissen« verzeichnete einen starken Zuwachs des nominalen Umsatzes in Höhe von 3,5 Mrd. Euro (+14,2 Prozent) auf 28,0 Mrd. Euro.
Die positiven Impulse für das Wachstum des nominalen Umsatzes kamen im Jahr 2021 stärker aus dem Auslandsgeschäft als aus dem Inlandsgeschäft. So stieg der Inlandsumsatz um 12,2 Mrd. Euro (+7,8 Prozent) auf 169,0 Mrd. Euro und die Umsätze mit ausländischen Kunden um 31,1 Mrd. Euro (+16,4 Prozent) auf insgesamt 221,0 Mrd. Euro. In Folge dessen stieg die Exportquote der Südwestindustrie 2021 im Vorjahresvergleich um 1,9 Prozentpunkte auf 56,7 Prozent. Im Branchenvergleich verzeichneten die »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« mit einer Exportquote von 74,9 Prozent, sowie die »Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen« mit 65,5 Prozent die höchste Exportorientierung, während die Umsätze in der »Getränkeherstellung« und der »Herstellung von Druckerzeugnissen; Vervielfältigung von bespielten Ton-, Bild- und Datenträgern« mit Exportquoten von 18,1 Prozent bzw. 14,8 Prozent zu großen Teilen im Inland erwirtschaftet wurden.
Die Beschäftigtenzahl der Südwestindustrie lag im Jahr 2021 das zweite Jahr in Folge unter dem Vorjahresniveau. Mit einem leichten Rückgang gegenüber dem Vorjahr von rund 3 600 Personen (−0,3 Prozent) sank der Beschäftigungsstand auf 1 283 244 Beschäftigte.
Der »Maschinenbau« als beschäftigungsstärkste Industriebranche in Baden-Württemberg verzeichnete einen Beschäftigungsrückgang um rund 10 600 Personen (−3,3 Prozent) auf 311 353 Beschäftigte. In der »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen«, der zweitstärksten Branche gemessen an dem Beschäftigungsstand, nahm die Zahl der Beschäftigten gegenüber dem Vorjahr um rund 4 400 Personen (−2,0 Prozent) auf insgesamt 217 090 Beschäftigte ab. Die drittstärkste Branche »Herstellung von Metallerzeugnissen« verzeichnete in 2021 ein Minus von rund 1 600 Personen (−1,1 Prozent) auf insgesamt 154 136 Beschäftigte.
Die Entwicklung der Entgelte in der Südwestindustrie war im Jahr 2021 nach einem Rückgang im Vorjahr 2020 wieder positiv. So zahlten die Industriebetriebe im Südwesten 2021 insgesamt Entgelte in Höhe von nominal 71,7 Mrd. Euro aus und damit 2,8 Mrd. Euro (+4,1 Prozent) mehr als im Vorjahr. Ebenso verbuchte die Südwestindustrie wieder einen Anstieg des Pro-Kopf-Entgelts. So erhielten die Beschäftigten der Südwestindustrie 2021 im Durchschnitt pro Kopf 55 907 Euro. Das entspricht einem Plus von 4,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Anstieg der Entgelte und der Anstieg des Pro-Kopf-Entgelts sind auch auf die Reduzierung der Inanspruchnahme von Kurzarbeitergeld zurückzuführen. Damit trugen Betriebe ihre vormals von der Bundesagentur für Arbeit erstatteten Entgeltkosten wieder in größerem Umfang selbst. Das Pro-Kopf-Entgelt entwickelte sich in allen bis auf zwei Branchen positiv.
Den stärksten prozentualen Anstieg verzeichneten die »Herstellung von Metallerzeugnissen« und die »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« (+5,5 Prozent), gefolgt von dem »Maschinenbau« (+5,4 Prozent). Die einzigen beiden Branchen mit einem negativen Pro-Kopf-Entgelt waren 2021 die »Herstellung von Papier, Pappe und Waren daraus« (−0,5 Prozent) und die »Getränkeherstellung« (−0,6 Prozent).
Innerhalb der Südwestindustrie reichte die Spannweite des durchschnittlichen Pro-Kopf-Entgelts von 71 641 Euro je Beschäftigten in der Branche »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« bis zu 29 804 Euro je Beschäftigten in der Branche »Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln«.