KREIS CALW/SCHÖMBERG, 21.04.2024 (rsr) – Insgesamt 192 Feuerwehreinsatzkräfte üben unter Einsatzbedingungen und Umgebungstemperaturen bis zu 600 Grad den Umgang mit Atemschutzgeräten, in der mobilen Brandübungsanlage noch bis Donnerstag auf dem Areal der Feuerwehr Schömberg, welche die Netze BW kostenlos zur Verfügung stellt. Für die ehrenamtlichen Feuerwehrangehörigen aus Bad Herrenalb, Bad Liebenzell, Bad Wildbad, Calw, Oberreichenbach, Unterreichenbach und Schömberg stellt die Zusatzausbildung eine wertvolle Erfahrung dar, wie Kommandant Rainer Zillinger im Rahmen eines Pressetermins am Samstagabend hervorhebt.
Zunehmend schwieriger würden sich mittlerweile die Einsätze für die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer gestalten. Gerade die jungen Feuerwehrangehörigen müssen lernen und wissen was sie im realen Einsatz erwarte. Vertrauen gilt es zu gewinnen, sagt Rainer Zillinger. Als Beispiele nennt er, die persönliche Ausrüstung, das Atemschutzgerät, das Team mit dem Feuerwehrkameraden oder Kameradin bis hin zur Löschtaktik an der Einsatzstelle.
Von großer Bedeutung sind die Übungen im Brandcontainer nicht nur für die jungen Feuerwehrangehörigen.
Wie in Gesprächen mit den Teilnehmern an diesem Abend mehrfach deutlich wird, ist das Einsatzaufkommen in kleinen Gemeinden und deren Feuerwehren relativ überschaubar, weshalb man hier nur selten reale Erfahrungen sammeln kann.
Umso mehr kostet es Überwindung in den Brandcontainer zu gehen, bekräftigt nicht nur Siegfried Stoll und seine Kameraden und Kameradinnen, die im Container waren. Und alle sind sich einig, dass die Übung im Brandcontainer sehr hilfreich und wichtig ist.
Eine Einschätzung die auch von Simon Großmann, dem stellvertretenden Kreisbrandmeister, zuständig für die Nachrichtentechnik und Kommunikation im Landratsamt Calw geteilt wird, der ähnlich wie Kommandant Zillinger die Ausbildungsmaßnahmen als bedeutsam einstuft.
„Als Partner der Feuerwehren unterstützen wir mit unserer Anlage schon seit achtzehn Jahren erfolgreich die Ausbildung der Feuerwehren. Wir freuen uns, dass unser Angebot so gut angenommen wird. Auf diese Weise können wir einen Beitrag leisten, die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger der Region zu erhöhen“, erklärt Neval Aras, Regionalmanager der Netze BW, bei der Übergabe der Übungsanlage an Feuerwehrkommandant Rainer Zillinger.
In der Anlage selbst geht es im wahrsten Sinne des Wortes „heiß“ her. Bei Temperaturen von 300 bis 600 Grad Celsius proben die Feuerwehrmänner und –frauen den Ernstfall unter realen Einsatzbedingungen.
In der zweistöckigen Anlage mit knapp zwanzig Quadratmetern sind verschiedene Übungsszenarien möglich. Die Simulationen reichen von einem Zimmer- und Treppenbrand über einen Verteilerkasten-, Transformatoren- und Gasleitungsbrand bis hin zu einer großen Rauchgasdurchzündung, dem so genannten Flash-Over, einer explosionsartigen Brandentwicklung unter der Zimmerdecke.
Um den Ablauf der Übungen unter realitätsnahen Bedingungen durchzuführen, ist die Anlage mit einer „heißen Tür“ und einem Geräusch- und Rauchsimulator ausgestattet.
Das Training innerhalb der Anlage ist ausschließlich ausgebildeten Atemschutzgeräteträgern vorbehalten, die im Ernstfall an vorderster Stelle Leben retten und Brände löschen müssen, sagt Holger Rössler der sich für die Organisation der Übungseinheiten bis Donnerstag verantwortlich zeichnent.
Wie im Ernstfall hat die Sicherheit der freiwilligen Feuerwehrangehörigen auch bei diesen Übungszenarien höchste Priorität. Deshalb ist die Anlage mit modernster Sicherheitstechnik, wie zum Beispiel Gas- und Temperatursensoren, ausgestattet.
Die Ausbildung und die Koordination der Übungsabläufe werden am Samstagabend von Ausbilder Sebastian Haas von der Feuerwehr-Abteilung Schömberg und dem stellvertretenden Kommandant der Abteilung Oberlengenhardt Michael Kraft geleitet und organisiert.
Bevor die Einsatzteams in die Übungsanlage gehen dürfen erfolgt zunächst eine theoretische Einweisung, das Anlegen der Schutzkleidung und Ausrüstung.
Anknüpfend an die Einsatzkurzprüfung findet die Kontrolle durch den Ausbilder statt. Pro Team sind mindestens zwei Trainingssimulationen vorgesehen. Als begleitende Übungen außerhalb der Brandübungsanlage sind die Themen Türöffnung, Strahlrohrführung und Flash-Over-Stellung vorgesehen.
In der Anlage selbst finden pro Trainingseinheit zwei Löschangriffe statt. Durch eine Kameraübertragung können die Ausbilder den genauen Ablauf der Übung beobachten. Die Aufnahmen geben zudem auch wertvolle Hinweise für eine anschließende Manöverkritik zum Training. Über ein feuerfestes Fenster kann der Ausbilder vom Bedienerplatz aus die Aktionen im Innern der Anlage überwachen und bei Bedarf eingreifen. Ein effektives Training zeichnet sich durch die Nachbesprechung und Analyse des Einsatzes nach der nötigen „Cool-Down-Phase“ aus. So können Fehler, Erfahrungen und Eindrücke aller Teilnehmer angesprochen und erörtert werden. Das optimiert zusätzlich den Lerneffekt, der bereits ab dem zweiten Durchgang in der Brandübungsanlage eintritt.
Das Feuerwehrwesen im Landkreis Calw scheint nicht zuletzt durch diese zusätzliche Ausbildungsmöglichkeit im Brand-Übungscontainer, sehr gut aufgestellt zu sein und trägt damit dazu bei, dass die Sicherheit für Leben und Gesundheit der 160.000 Bewohner, aber auch der Sachwerte gewährleistet ist. Insgesamt verzeichnete das Feuerwehrwesen im Landkreis Calw 1772 Einsätze der insgesamt 25 Wehren, samt Werkfeuerwehr im Jahr 2023. Das sind pro Tag knapp fünf Einsätze.