Anstieg der Schülerzahl zu erwarten

Aktualisierte Vorausberechnung der Schüler- und Schulabschlusszahlen bis 2035

bei Georg Kost

Symbolfoto: infopress24de

BADEN-WÜRTTEMBERG, 27.09.2023 (pm) – Im Schuljahr 2022/23 wurden rund 1,514 Millionen Schülerinnen und Schüler an den öffentlichen und privaten allgemeinbildenden und beruflichen Schulen im Land unterrichtet. Wie das Statistische Landesamt mitteilt, besuchten im Schuljahr 2022/2023 somit gut 15 600 (+4 Prozent) mehr Schülerinnen und Schüler eine Schule als im Schuljahr 2021/22. Damit endete der seit dem Schuljahr 2006/07 vorherrschende Trend einer abnehmenden Gesamtschülerzahl. Einen großen Anteil an dieser Entwicklung haben die nach dem Ausbruch des Kriegs gegen die Ukraine nach Baden-Württemberg geflüchteten Kinder und Jugendlichen.

Die heute veröffentlichte Vorausberechnung des Statistischen Landesamts versucht – trotz der Unvorhersehbarkeit geopolitischer Rahmenbedingungen – die grundsätzliche Entwicklung der Schülerzahlen bis zum Schuljahr 2035/36 abzubilden. Die grundlegenden Annahmen des Kultusministeriums zu den Rahmenbedingungen (siehe methodische Hinweise) wurden vom Statistischen Landesamt entsprechend umgesetzt.

Für das Schuljahr 2035/36 wird ein Anstieg der Gesamtschülerzahl auf knapp 1,655  Millionen erwartet. Damit wäre sie neu Prozent höher als im Schuljahr 2022/23. Maßgeblich für diesen längerfristigen Zuwachs ist in erster Linie der Wiederanstieg der Geburtenzahlen.

Grundlage der Vorausberechnung ist die obere Variante der aktuellen Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Landesamts. Für die kurzfristige Entwicklung in den nächsten Schuljahren wurde außer den noch immer noch spürbaren Folgen der Corona-Pandemie – wie zum Beispiel deren Auswirkungen auf die Vertragsabschlüsse in der dualen Berufsausbildung – insbesondere die Zuwanderung aus der Ukraine berücksichtigt. Viele dieser Kinder und Jugendlichen besuchen noch Vorbereitungsklassen (VKL), um möglichst schnell Deutschkenntnisse zu erwerben. Die Besuchsdauer dieser VKL beeinflusst auch die Entwicklung der Schülerzahl. Dies sorgt kurzfristig für eine zusätzliche Unsicherheit bei der Einschätzung der Schülerzahl der Grundschulen, aber auch der weiterführenden Schulen.

Anstieg der Schülerzahl an allgemeinbildenden Schulen bis 2032/33
Im Schuljahr 2022/23 besuchten gut 1,124 Mill. Schülerinnen und Schüler die öffentlichen und privaten allgemeinbildenden Schulen, gut 26 600 mehr als im Jahr zuvor. Der Anstieg der Schülerzahl dürfte bis zum Schuljahr 2032/33 anhalten, in dem mit 1,235 Mill. Schülerinnen und Schülern gerechnet wird. Dies wären fast zehn Prozent mehr Schülerinnen und Schüler als im Schuljahr 2022/23. Bis 2035/36 könnte die Schülerzahl wieder leicht auf 1,229 Millionen sinken.

An den Grundschulen könnte die Zunahme wohl bereits 2026/27 bei einem Wert von 438 100 ihren Höhepunkt erreichen. Damit läge sie fast 11 Prozent über dem Wert des Schuljahrs 2022/23. Bis 2035/36 könnte die Zahl der Grundschülerinnen und -schüler wieder auf 419 900 zurückgehen.

Bei den weiterführenden Schulen führte der Zuzug von Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine im Schuljahr 2022/23 durchgängig zu einem Anstieg der Schülerzahlen. An den Werkreal-/Hauptschulen und den Gemeinschaftsschulen überlagern sich in den nächsten Jahren zunächst die Auswirkungen dieses Zuzugs mit denen schwächer besetzter Altersjahrgänge. Dies ergibt zunächst schwankende Schülerzahlen. Erst ab 2027/28 führen an diesen Schularten wieder stärker besetzte Jahrgänge zu einem deutlichen Anstieg. Bis zum Schuljahr 2032/33 könnte die Schülerzahl der Werkreal-/Hauptschulen auf 49 800 zulegen (+11 Prozent gegenüber 2022/23), die der Gemeinschaftsschulen auf 99 600 (+8 Prozent). Im selben Schuljahr könnten auch die Realschulen mit 240 600 (+14 Prozent) Schülerinnen und Schülern den Höhepunkt der aktuellen Entwicklung erreichen. An den Gymnasien könnte der Anstieg noch zwei weitere Schuljahre anhalten und 2034/35 zu einer Schülerzahl von 338 100 (+12 Prozent) führen. Im weiteren Verlauf bis zum Schuljahr 2035/36 wird an allen weiterführenden Schularten mit leichten Rückgängen der Schülerzahl gerechnet.

Der Anstieg der Schülerzahl an den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) wird sich wohl bis 2031/32 fortsetzen. Die Schülerzahl könnte dann mit 56 800 um rund 6 Prozent über dem Niveau des Schuljahres 2022/23 liegen. Auch an den SBBZ dürfte die Schülerzahl bis 2035/36 leicht absinken.

An beruflichen Schulen zunächst schwankende Schülerzahlen
An öffentlichen und privaten beruflichen Schulen wurden im Schuljahr 2022/23 insgesamt fast 389 300 Schülerinnen und Schüler unterrichtet, rund 11 000 weniger als im Jahr zuvor. An beruflichen Schulen werden derzeit zahlreiche aus der Ukraine geflüchtete Jugendliche auf den Eintritt in den Ausbildungsmarkt vorbereitet. In Kombination mit unterschiedlich stark besetzten Abgangsjahrgängen an allgemeinbildenden Schulen führt dies in den nächsten Schuljahren zu schwankenden Schülerzahlen an den beruflichen Schulen. So steigen diese voraussichtlich zunächst bis 2026/27 auf 392 600 an, bevor sie bis 2028/29 auf 388 100 sinken könnten. Danach wird aufgrund wieder stärker besetzter Altersjahrgänge bis 2035/36 mit einem Anstieg auf 425 900 (+9 Prozent gegenüber 2022/23) gerechnet. Je nach Schulart werden sich diese Rahmenbedingungen in leicht unterschiedlicher Form auf die Entwicklung der Schülerzahlen auswirken.

Zahl der Schulabschlüsse mittelfristig relativ gleichbleibend
Im Vergleich zum Vorjahr war die Zahl der Hochschulreifezeugnisse 2022 konstant bei rund 44 100 geblieben. Mittelfristig dürfte die Zahl der pro Jahr erworbenen Hochschulreifezeugnisse im Bereich zwischen 44 500 und 46 200 liegen. Erst gegen Ende des Vorausberechnungszeitraums wird ein Anstieg auf 49 200 erwartet. Zusammen mit den dann 14 500 Abschlüssen mit Fachhochschulreife könnten 2035 insgesamt 63 700 Hochschulzugangsberechtigungen erworben werden. Das wären rund 4 300 mehr als im Jahr 2022 (+7 Prozent gegenüber 2022).

Im Jahr 2022 war die Zahl der mittleren Abschlüsse gegenüber 2021 um gut 900 auf 55 400 zurückgegangen. Bis zum Beginn des nächsten Jahrzehnts könnte ihre Zahl mit leichten Schwankungen im Bereich zwischen 54 800 und 56 800 liegen. Im Anschluss daran ist bis 2035 ein Anstieg auf 62 500 Abschlüsse möglich (+13 Prozent).

Die Zahl der Hauptschulabschlüsse lag 2022 mit rund 21 500 nur wenig unter dem Vorjahresniveau. Bis zum Beginn der 2030er-Jahre dürfte die Zahl der Hauptschulabschlüsse wohl etwas höher liegen, im Bereich zwischen 22 600 und 23 900. Bis 2035 könnte ein weiterer Anstieg auf 24 900 Hauptschulabschlüsse (+16 Prozent) eintreten. Die Zahl von Schulabgängen ohne Hauptschulabschluss könnte bis 2035 aufgrund steigender Schülerzahlen leicht von 6 900 im Jahr 2022 auf 7 100 zunehmen.