Zukunft des Waldes im Blick

Tiefenbronn setzt auf langfristige Forstplanung

bei Georg Kost

Am Treffpunkt beim Friedhof Tiefenbronn begrüßte Bürgermeisterstellvertreter Stefan Kunle die Teilnehmende der Waldbegehung. Foto: Georg Kost

TIEFENBRONN, 27.09.2025 (rsr)  – Gemeinderat, Verwaltung und Bürgerinnen und Bürger machten sich am Freitagnachmittag auf den Weg durch den Tiefenbronner Gemeindewald. Die Waldbegehung war kein Spaziergang wie jeder andere. Ziel war es, die Schäden der vergangenen Jahre zu begutachten, die laufenden Aufforstungsmaßnahmen zu erklären und die neue Forsteinrichtung vorzustellen – das zentrale Planungsinstrument für die kommenden zehn Jahre. Dabei ging es nicht nur um Ökologie und Naturschutz, sondern auch um Sicherheit, wirtschaftliche Aspekte und die Rolle des Waldes als Erholungsraum für die Gemeinde.

Verwaltung, Forst und Bürger gemeinsam unterwegs
Am Treffpunkt beim Friedhof begrüßten Bürgermeisterstellvertreter Stefan Kunle, Hauptamtsleiter Manuel Rausch, Bauamtsleiter Eberhard Lenckner sowie die Kämmerin Jessica Bertsch und Fernando Vicente Ruiz die Teilnehmenden. Fachliche Expertise brachten Andreas Roth, Leiter des Forstamtes Enzkreis, Revierförster Simon Häuber und Lisa Thomas vom Regierungspräsidium Freiburg, Referat Forsteinrichtungen, ein. Auch Jagdpächter und viele Bürgerinnen und Bürger nutzten die Gelegenheit, die komplexen Zusammenhänge zwischen Ökologie, Wirtschaft und Sicherheit direkt vor Ort zu erfahren.

Andreas Roth, Leiter des Forstamtes Enzkreis und Lisa Thomas vom Regierungspräsidium Freiburg (links) geben Erläuterungen zur Verkehrssicherheit. Foto: Georg Kost

Forsteinrichtung – Leitlinie für das nächste Jahrzehnt
Auf der knapp vier Kilometer langen Strecke durch den Gemeindewald stand die neue Forsteinrichtung im Mittelpunkt. Sie legt fest, wie der Wald in den kommenden zehn Jahren gepflegt, bewirtschaftet und geschützt werden soll. Lisa Thomas erläuterte, dass die Planungen alle Bereiche umfassen: von der Instandhaltung des Wegenetzes über die Verkehrssicherung entlang der Seehaus- und Würmtalstraße bis hin zur Versorgung mit Brennholz und zur Stärkung der Erholungsfunktion des Waldes. Auch ökologische Ziele wie der Schutz von Alt- und Totholzbeständen, die Förderung der Artenvielfalt und Maßnahmen gegen die Folgen des Klimawandels sind fest in der Planung verankert.

Ökologie, Sicherheit und Wirtschaft in Einklang
Andreas Roth betonte, dass die Waldbegehung eine wertvolle Gelegenheit für den Austausch zwischen Verwaltung, Fachleuten und Bürgerschaft sei. Gleichzeitig wies er auf bevorstehende Eingriffe hin: Im kommenden Jahr werde es entlang der Würmtalstraße zu Verkehrseinschränkungen durch notwendige Holzeinschläge kommen.
Die wirtschaftliche Dimension ergänzte Stefan Kunle: Zwar leistet der Tiefenbronner Wald keinen großen Beitrag zum Gemeindehaushalt, dennoch müssten die finanziellen Rahmenbedingungen stets berücksichtigt werden. Gemeinderat Ralf Bommer unterstrich, wie wichtig eine transparente Darstellung der Belastungen für die Gemeinde sei.

Klimastabile Wälder als Zukunftsstrategie
Im weiteren Verlauf der Begehung zeigte Revierförster Simon Häuber, wie der Wald an den Klimawandel angepasst werden kann, etwa durch die Förderung klimastabiler Laubbaumarten, die Stärkung einzelner Bäume und ganzer Mischbestände sowie die Reduktion des durchschnittlichen Bestandsalters. So soll der Wald langfristig widerstandsfähig bleiben, Wasser speichern, Lebensräume für Tiere und Pflanzen sichern und gleichzeitig den Menschen Raum für Erholung bieten.

Lisa Thomas (links) stellt die Forsteinrichtung – Leitlinie für das nächste Jahrzehnt vor. Foto: Georg Kost

Zahlen, die die Dimension verdeutlichen
Für den Zeitraum der neuen Forsteinrichtung sind ein jährlicher Hiebsatz von 6,4 Kubikmetern pro Hektar sowie Verjüngungsflächen von insgesamt 3,6 Hektar vorgesehen. Diese Kennzahlen verdeutlichen die Größenordnung der anstehenden Aufgaben und machen deutlich, dass Pflege, Nachhaltigkeit und wirtschaftliche Aspekte Hand in Hand gehen müssen.

Ein Wald für Generationen
Die Waldbegehung bot den Teilnehmenden somit nicht nur Einblicke in aktuelle Bestände und vergangene Entwicklungen, sondern zeigte auch die langfristigen Perspektiven auf. Die zahlreichen Maßnahmen, Planungen und Erläuterungen machten deutlich, dass die Gemeinde Tiefenbronn ihren Wald aktiv gestalten möchte. Ziel ist ein Gemeindewald, der ökologisch stabil, wirtschaftlich tragfähig und zugleich für kommende Generationen lebenswert und erlebbar bleibt – ein Stück Natur, das nicht nur geschützt, sondern bewusst gestaltet wird.