Schau genau hin

Jugendamt unterstützt Vereine beim Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexualisierter Gewalt 

bei Georg Kost

Sie schauen genau hin: 21 Vereine aus der Region waren vertreten, als es im Landratsamt um den Schutz junger Menschen vor sexualisierter Gewalt im Verein ging. Foto LRA Enzkreis, Aurelia Milazzo

ENZKREIS, 07.03.2025 (enz)  – „Schau genau hin!“ – unter diesem Titel hat das Jugendamt des Enzkreises dieser Tage bei einer mehr als dreistündigen Veranstaltung im Landratsamt Vertreterinnen und Vertreter von 21 Vereinen aus der Region zum Thema „Kinderschutz im Verein“ informiert. „Im ersten Teil ging es darum, wie sexualisierter Gewalt in diesem Kontext vorgebeugt und begegnet werden kann.
Im Anschluss stand bei einem Workshop die Erstellung eines vereinseigenen, individuellen Schutzkonzeptes im Mittelpunkt“, berichtet Beatrice Güldenstein vom Jugendamt. Die Verantwortlichen in den Vereinen hätten dabei hilfreiche konkrete Schritte, flankierende Angebote sowie die richtigen Ansprechpersonen kennengelernt, so Stefan Schmidt von der Geschäftsstellenleitung des Jugendring Enzkreis e.V.

Im Jahr 2012 ist in Deutschland das Bundeskinderschutzgesetz in Kraft getreten. Auf dieser Grundlage kann das Jugendamt als Träger der öffentlichen Jugendhilfe mit den Vereinen, die in der Kinder- und Jugendarbeit aktiv sind, eine Vereinbarung abschließen. Darin verpflichtet sich der Verein, sich aktiv mit dem Thema sexualisierte Gewalt auseinander- und sich für den Schutz der jungen Menschen einzusetzen. „Um die Vereine bei dieser wichtigen Aufgabe zu unterstützen, haben wir im vergangenen Jahr ein Workshop-Konzept entwickelt und zahlreiche Infomaterialien überarbeitet. Es geht vor allem darum, in den Vereinen die Abläufe und gängige Praxis zu überdenken und dabei auch die Kinder und Jugendlichen mit einzubeziehen“, wie Carolin Stelzner vom Kreisjugendreferat konkretisiert.

Jedenfalls solle sexuelle Gewalt laut weder geduldet noch verschwiegen werden. Umso wichtiger sei es, die Ehrenamtlichen in den Vereinen zu stärken, sie aufzuklären und ihnen aufzuzeigen, was im Ernstfall konkret zu tun ist. Christina Mette, stellvertretende Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes Pforzheim-Enzkreis, kann da nur beipflichten: „Vereine sind gerade für junge Menschen zentrale Orte der Begegnung und Entwicklung. Und diese wertvollen Freiräume müssen nachhaltig gesichert werden.“

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind in Deutschland rund eine Million Kinder und Jugendliche von sexueller Gewalt betroffen. Studien belegen, dass rund die Hälfte der Fälle im sozialen Nahraum stattfinden; häufig ist das neben dem weiteren Familien- und Freundeskreis auch der Verein, in dem viele Kinder und Jugendliche einen Großteil ihrer Freizeit verbringen und wo zwischen ihnen und den Betreuungspersonen häufig eine besondere emotionale Nähe entsteht; umso wichtiger ist hier eine klare Benennung von Grenzen.

Vereinsvorstände und Mitglieder, die Interesse an einer Informationsveranstaltung zum Thema „Sexualisierte Gewalt im Verein“, einer entsprechenden Vereinbarung oder an einem Workshop zur Erstellung eines individuellen Schutzkonzeptes haben, können sich gern an das Kreisjugendreferat wenden. Dort sind Beatrice Güldenstein und Carolin Stelzner unter Telefon 07231 308-8501 oder 308-8415 bzw. per Mail an beatrice.gueldenstein@enzkreis.de oder an carolin.stelzner@enzkreis.de zu erreichen. (enz)