Klares Signal gegen geschlechtsspezifische Gewalt

Hissen der „Anti-Gewalt“-Fahne zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen

bei Georg Kost

Mit dem Hissen der „Anti-Gewalt“- Fahne wurde am Donnerstag ein deutliches Zeichen gegen Gewalt an Frauen gesetzt. Foto: Georg Kost

ENZKREIS/WIMSHEIM, 28.11.2025 (rsr) – Mit dem Hissen der „Anti-Gewalt“-Fahne haben das Landratsamt Enzkreis und die Gemeinde Wimsheim ein deutliches Zeichen gegen Gewalt an Frauen gesetzt. Auf dem Vorplatz des Rathauses hisste Bürgermeister Mario Weisbrich am Donnerstagnachmittag die Fahne und rückte damit ein gesellschaftliches Problem in den Mittelpunkt, das Millionen Menschen betrifft.
Der jährliche Aktionstag erinnert weltweit an Diskriminierung, Misshandlung und Tötungsdelikte an Frauen und Mädchen – und ist im Enzkreis wie in Pforzheim fest verankert.

Es sei bedauerlich genug, dass es eines solchen Tages überhaupt bedürfe, machte Bürgermeister Marion Weisbrich in seiner Begrüßung im Sitzungssaal des Rathauses deutlich. Die Grüne-Landtagsabgeordnete Stefanie Seemann unterstrich, dass Gewalt „viele Gesichter“ habe. Es reiche nicht, allein auf symbolische Handlungen zu setzen, sagte sie, vielmehr brauche es konsequente politische und gesellschaftliche Maßnahmen. Kinga Golomb, Gleichstellungsbeauftragte des Enzkreises, verwies auf die Bedeutung einer breiten Sensibilisierung. Geschlechtsspezifische Gewalt müsse als gesamtgesellschaftliche Aufgabe anerkannt werden. „Gewalt gegen Frauen ist ein gesellschaftliches Problem, bei dem wir alle aufgefordert sind hinzuschauen“, betonte sie.

Kinga Golomb (rechts), Gleichstellungsbeauftragte des Enzkreises, verwies auf die Bedeutung einer breiten Sensibilisierung zum Thema „gegen Gewalt an Frauen“. Foto: Georg Kost

Im Anschluss las Autorin Eva Biringer aus ihrem Buch „Unversehrt. Frauen und Schmerz“. Darin kritisiert sie die gesellschaftliche Abwertung weiblichen Schmerzes und verweist darauf, dass dieser zugleich „systematisch abgewertet und gleichzeitig fetischisiert“ werde. Biringer mahnt zudem, dass in der Medizin noch immer der männliche Körper als Norm gelte – mit gravierenden Folgen wie Fehldiagnosen und unzureichender Behandlung von Frauen.
Der Gedenk- und Aktionstag hat im Enzkreis und in Pforzheim eine „lange und gute Tradition“. Noch bis Sonntag laufen Veranstaltungen des „Aktionsbündnis 25. November“, zu denen Kinga Golomb und Lea Niewerth, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Pforzheim, gemeinsam einladen.
Seit 2022 werden die Aktivitäten gebündelt, um Betroffenen stärker Sichtbarkeit und Unterstützung zu bieten. Politik, Fachsysteme und Zivilgesellschaft treten dabei gemeinsam auf – getragen von einer klaren Botschaft, die in Wimsheim weithin sichtbar war: Keine Gewalt an Frauen.

Die Notwendigkeit bleibt dringlich. 2024 wurden in Deutschland 265.942 Menschen Opfer häuslicher Gewalt, rund 70 Prozent davon Frauen. Täglich werden mehr als zwei von ihnen Opfer eines versuchten oder vollendeten Tötungsdelikts – meist im eigenen zuhause, häufig durch (Ex-)Partner.