
Ein gesunder Boden ist die Grundlage allen Leben, sagt Michaela Braun (dritte von rechts), Projektleiterin bei der Bioland Stiftung. Foto: Georg Kost
NEUHAUSEN, 14. 04. 2025 (rsr) – Der Boden unter unseren Füßen ist mehr als nur Erde. Er speichert Wasser, liefert Nährstoffe für Pflanzen – und bindet CO₂. Genau hier setzt das bundesweite Projekt HumusKlimaNetz an: Es zeigt, wie Landwirte durch gezielte Maßnahmen ihre Ackerböden verbessern und damit aktiv zum Klimaschutz beitragen können. Einer der teilnehmenden Betriebe ist der Naturhof Philipp in Neuhausen im Enzkreis.

Engagierte sich für die Weiterentwicklung der Agrar- und Klimapolitik, Gerd Phillipp. Foto Georg Kost
Gerd und Lara Philipp bewirtschaften dort 150 Hektar Ackerfläche – ökologisch und mit viel Engagement für die Natur. Bereits 2022/2023 waren sie Teil des Projekts „Biodiversitätsnetz Baden-Württemberg“. Ihr Ziel: Die biologische Vielfalt auf Feldern, Wiesen und in der Landschaft zu fördern. Dazu setzen sie unter anderem auf vielfältige Fruchtmischungen wie ein Hafer-Erbsen-Gemenge.
Jetzt machen sie mit beim HumusKlimaNetz, das deutschlandweit 150 landwirtschaftliche Betriebe verbindet – zur Hälfte ökologisch, zur Hälfte konventionell wirtschaftend. Ihr gemeinsames Ziel: den Humusanteil im Boden erhöhen und so CO₂ speichern.
Koordiniert wird das Projekt vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) und dem Deutschen Bauernverband (DBV), begleitet vom renommierten Thünen-Institut, das die Maßnahmen wissenschaftlich untersucht. Gefördert wird das Vorhaben vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.

Beim Workshop auf dem Hof der Familie Philipp (Foto) wurde deutlich, wie vielseitig die Methoden sind, um den Boden zu stärken. Foto: Georg Kost
Praktisches Wissen für gesunden Boden
Beim Workshop „Bodenschulung“ auf dem Hof der Familie Philipp wurde deutlich, wie vielseitig die Methoden sind, um den Boden zu stärken: sogenannte Zwischenfrüchte, also Pflanzen, die zwischen den Hauptkulturen wachsen, verbessern die Bodenstruktur und fördern die Humusbildung. Auch Untersaaten – Pflanzen, die parallel zu einer Hauptkultur angebaut werden – und mehrjährige Kulturen wie Kleegras kommen zum Einsatz.

Vorbereitung der Fingerprobe zur Bestimmung der Bodenart. Foto: Georg Kost
Auf den über 7.250 Hektar Ackerfläche, die die Projektbetriebe gemeinsam bewirtschaften, werden aktuell über 1.700 Maßnahmen umgesetzt – darunter rund 2.800 Hektar Zwischenfrüchte und 2.200 Hektar Untersaaten. Das entspricht etwa der Fläche von 10.000 Fußballfeldern.
Innovation auf dem Acker
Viele Betriebe greifen nicht nur auf bewährte Methoden zurück, sondern testen auch Neues. Dazu zählen etwa der Einsatz von Drohnen zur Aussaat, spezielle Verfahren zur Bodenlockerung oder das Anlegen sogenannter Demoflächen, auf denen neue Ideen ausprobiert und wissenschaftlich begleitet werden.
Ein besonderes Augenmerk liegt auch auf Agroforstsystemen – also der Kombination von Bäumen und Ackerbau. Noch steckt diese Methode in den Kinderschuhen, doch über 40 Betriebe haben bereits damit begonnen.

Der Boden lebt – und braucht Pflege Foto: Georg Kost
Der Boden lebt – und braucht Pflege
„Ein gesunder Boden ist die Grundlage allen Lebens“, sagt Michaela Braun, Projektleiterin bei der Bioland Stiftung. Sie vermittelt Landwirtinnen und Landwirten einfache Werkzeuge, mit denen sie die Qualität ihrer Böden selbst einschätzen können – etwa durch eine Spatendiagnose oder das Zählen von Regenwürmern. Auch der pH-Wert des Bodens gibt Aufschluss über seine Gesundheit.
Zusammenarbeit statt Einzelkämpfer
Besonders wichtig: der Austausch untereinander. In regionalen Gruppen, sogenannten HumusClubs, treffen sich die Betriebe regelmäßig, um Erfahrungen zu teilen und voneinander zu lernen. „Das HumusKlimaNetz zeigt, wie Landwirtschaft und Naturschutz gemeinsam an einem Strang ziehen können“, betont Jutta Ortlepp vom Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg.
Das Projekt läuft noch bis Ende 2027. Doch schon jetzt zeigt es, wie groß das Interesse an klimafreundlicher Landwirtschaft ist – nicht nur bei Fachleuten, sondern auch bei Verbraucherinnen und Verbrauchern, die sich zunehmend fragen: Wie wird unser Essen produziert – und wie nachhaltig ist das eigentlich?
Weitere Informationen gibt es unter: www.humus-klima-netz.de