
Großes Interesse herrschte bei der Wimsheimer Einwohnerschaft an der Informationsveranstaltung zur geplanten Flüchtlingsunterkunft. Foto: infopress24.de
WIMSHEIM, 10.10.2023 (rsr) – Die Gemeinde Wimsheim plant auf dem gemeindeeigenen Grundstück zwischen Pfadweg und Friolzheimer Straße, in unmittelbarer Nähe zur alten TSV Halle den Bau einer Flüchtlingsunterkunft für regulär 41 und maximal 82 Menschen. Bis spätesten in circa 18 Monaten könnte das 890 Quadratmeter Wohnfläche umfassende Gebäude realisiert werden. Die Gemeinde rechnet mit Kosten von rund 4,5 Millionen Euro, abzüglich Zuschüsse. Einen Ratsbeschluss zum Bau des geplanten Gebäudes gibt es freilich noch nicht. Frühestens in der Gemeinderatssitzung im November oder Anfang Dezember soll das Thema auf der Tagesordnung stehen. Mit diesem Vorhaben soll die Unterbringungskapazität in Wimsheim für Flüchtlinge dauerhaft erweitert werden.
Erste Eindrücke, wie die geplante Unterkunft aussehen kann, vermittelte Niklas Lennermann von Lennermann Krämer Architekten Part GmbB Karlsruhe. Demzufolge sieht der Planungsentwurf ein zweistöckiges Gebäude in Holzbauständerweise vor, welches sich aus insgesamt 44 Modulen (22 pro Stockwerk) zusammensetzt.
In der eigens einberufenen Informationsveranstaltung in der Hagenschießhalle, am Montagabend versuchte Bürgermeister Mario Weisbrich den knapp über 100 Besucherinnen und Besuchern die derzeitige Situation der Kommune zu verdeutlichen. Hierbei verwies er unter anderem auf die Nöte der Gemeinde angesichts der nicht sinkenden Zugangszahlen von geflüchteten Menschen, mit deren Unterbringung im Enzkreis und seinen 28 Gemeinden.
Aktuell befänden sich 4661 Menschen in kommunaler Unterbringung im Enzkreis, was einer Verteilerquote von 2,7 Prozent pro Gemeinde entspreche. Eine Zahl die sich bis Ende dieses Monats allerdings noch um weitere 151 Menschen erhöhen könne, so Weisbrich weiter.

In der Hagenschießhalle ließen sich rund 100 Besucherinnen und Besucher informieren. Foto: infopress24.de
Bislang wurden insgesamt 81 Menschen aus Afghanistan, Syrien und der Ukraine, an unterschiedlichen Standorten in Wimsheim untergebracht. Aktuell beherbergt die Gemeinde 43 Menschen.
Wichtig zu wissen sei in diesem Zusammenhang der Umstand, dass sich die Anzahl an Personen durch Familiennachzüge kurzfristig erhöhen kann, was für die Gemeinde weder plan- noch steuerbar sei, so der Bürgermeister.
In seiner Prognose rechnet Bürgermeister Mario Weisbrich und seine Kollegen im Enzkreis mit über 100 saisonal bedingten Zugänge im Monat.
Aktuell auf einem niedrigen Niveau, mit rund 25 Menschen im Monat, seien die Zugänge aus der Ukraine. Deutlich gestiegen, im Vergleich zum Vorjahr, gestalten sich jedoch die Zuweisungen von geflüchteten Menschen aus anderen Regionen.
Dies bedeutet auch für Wimsheim, dass die Platzkapazitäten in der vorläufigen Unterbringung mittelfristig an Kapazitätsgrenzen stoßen werden, denn Personen, die nicht aus der Ukraine kommen,
haben aufgrund des Asylverfahrens eine längere Verweildauer in der vorläufigen Unterbringung und belegen somit länger die Plätze.
Im Umkehrschluss bedeutet dies für die Gemeinde, dass die in Anschlussunterbringung zu verteilenden Menschen mittelfristig weiterhin auf hohem Niveau bleiben werden.
Angesicht dieser Umstände wird es unumgänglich sein weitere Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen.
Gleichwohl sieht Mario Weisbrich die Krux an der Sache, gerade in Anbetracht der vorgebrachten Sorgen und Ängste bis hin zu Bedenken wie aus den vielen Wortmeldungen der Zuhörer herauszuhören war.
Immer wieder musste Mario Weisbrich deutlich machen, dass die Kommune sehr wohl Unterbringungsmöglichkeiten und Lösungen untersucht habe, wie etwa die Ausschöpfung von gemeindeeigenen Liegenschaften bis hin zu Anmietung von privaten Wohnungen, wodurch die Gemeinde wiederum selbst dazu beitrage, das Wohnangebot auf privaten Sektor zu verknappen.
Sowohl Kommune als auch viele Bürgerinnen und Bürger umtreibt auch die damit einhergehende Frage nach ausreichend Kita und Schulplätzen, über Unterhaltskosten für das Gebäude. Ein nicht zu unterschätzendes Parkplatzproblem wird außerdem erwartet. Ebenso umher geht die Angst, dass die private Immobilie in Nähe der geplanten Unterkunft an Wert verlieren könne.
In Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit und der beginnenden Endlosdiskussionen verließen dann allerdings etliche Zuhörerinnen und Zuhörern die Veranstaltung und verpassten damit auch den Aufruf einer Teilnehmerin, mit der Bitte an die Gemeinde, die Anwohner mit ihren Belangen nicht im Regen stehen zu lassen.