
Landratsamt Böblingen: Foto: LRA Böblingen
Kreis Böblingen, 13.04.2025 (pm) – Der Landkreis Böblingen bekommt wieder ein Frauen- und Kinderschutzhaus. Der Eigenbetrieb Gebäudemanagement des Landkreises Böblingen realisiert das Bauvorhaben im Verfahren „Planen und Bauen“ und bereitet die Vergabe an einen Generalunternehmer vor. Aktuell wird der Teilnahmewettbewerb für interessierte Bieter durchgeführt.
Die entscheidende Weichenstellung erfolgte Ende letzten Jahres. Am 16. Dezember 2024 stimmte der Kreistag in nichtöffentlicher Sitzung einstimmig für den Neubau eines Frauen- und Kinderschutzhauses und ebnete damit den Weg, dieses kreispolitisch wichtige Projekt zu verwirklichen. In der zweiten Jahreshälfte 2027 soll das Bauvorhaben des Kreises in Herrenberg fertiggestellt sein und sichere Schutzplätze für bis zu 25 Frauen und Kinder bieten.
Der Baubeschluss wurde vor dem Hintergrund der zugesagten Landesförderung gefasst. Mitte November gab das Land bekannt, den Neubau mit rd. 3,8 Millionen Euro zu fördern. Die Projektkosten belaufen sich auf insgesamt 6,1 Millionen Euro, wovon 5,05 Millionen Euro auf die Nutzung des Gebäudes als Frauen- und Kinderschutzhaus entfallen und damit förderfähig sind. Bei Landrat Roland Bernhard und den Kreistagsfraktionen war die Freude über die Förderzusage groß, denn nur mit Fördermitteln lasse sich in schwieriger Haushaltslage ein Projekt dieser Größenordnung verwirklichen.
Seit nunmehr 13 Jahren gibt es im Kreis Böblingen kein Frauenhaus mehr. Der Verein Frauen helfen Frauen Kreis Böblingen e.V. betrieb fast 30 Jahre lang ein autonomes Frauen-haus in Sindelfingen und stellte dessen Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen Ende September 2011 ein. Seit vielen Jahren ist es kreispolitischer Wille, wieder ein Frauen- und Kinderschutzhaus zu errichten, um von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern im Landkreis umfassenden Schutz zu bieten. Schon länger war der Landkreis daher auf der Suche nach einer geeigneten Liegenschaft, aber unter den Bestandsimmobilien, die am Markt angeboten wurden, war nichts Passendes zu finden gewesen.
Im Mai 2021 stellte der Kreistag in einem einstimmigen Grundsatzbeschluss die Weichen für einen Neubau. Um für das Projekt Fördermittel zu erhalten, richtete der Landkreis eine Förderanfrage an den Bund im Rahmen des Bundesinvestitionsprogramms „Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen“. Trotz Befürwortung des Landes und politischer Initiativen der Abgeordneten wurde das Bauvorhaben durch den Bund nicht gefördert. Ende November 2023 zog der Landkreis die Förderanfrage im Bundesinvestitionsprogramm zurück und setzte auf das Land Baden-Württemberg. Mit Erfolg. Mitte November 2024 ging der Zuwendungsbescheid des Regierungspräsidiums Stuttgart über eine Landesförderung von 3,8 Millionen Euro im Landratsamt ein. Die Verwaltung konnte damit noch für die letzte Sitzungsrunde 2024 den Baubeschluss in die Gremien einbringen.
Gebaut werden soll ein barrierefreies Frauen- und Kinderschutzhaus auf einem unbebauten, städtischen Grundstück in Herrenberg, das dem Landkreis im Wege des Erbbaurechts zur Verfügung gestellt wird. Konzipiert sind 16 flexible Wohneinheiten in Appartementstruktur, in denen, je nach Kinderzahl der unterzubringenden Frauen, zwischen 16 und 25 Personen einen sicheren Schutzraum finden sollen. Geplant ist ein dreigeschossiges Gebäude in nachhaltiger Bauweise mit hoher Energieeffizienz. Die Baugenehmigung der Stadt Herrenberg liegt seit Juni 2023 vor.
Den Betrieb des neuen Frauen- und Kinderschutzhauses übernimmt im Auftrag des Landkreises die Waldhaus Jugendhilfe gGmbH in Kooperation mit dem Verein Frauen helfen Frauen Kreis Böblingen e.V. Umgesetzt werden soll ein innovatives Konzept in Verzahnung von stationären und ambulanten Hilfsangeboten. Ein ganzheitliches Konzept, das Schutz und Prävention gewährleistet und auf eine nachhaltige Wirkung abzielt.
Dank der zugesagten Landesförderung und dem kommunalpolitischen Schulterschluss ist der Landkreis nunmehr auf der Zielgeraden bei diesem wichtigen Projekt, auf dessen Realisierung viele Menschen im Kreis schon lange warten. Das Frauen- und Kinderschutzhaus ist für den Landkreis ein Schlüsselbaustein in der Umsetzung des Übereinkommens des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt auf lokaler Ebene. Er sendet damit das Signal in die Öffentlichkeit: Kein Platz für Gewalt – auch nicht Zuhause. Landkreis Böblingen schaut hin und handelt.