Der “Dreißigjährige Krieg” im Biet

Vortrag zu den Kriegszeiten im Biet – Alles ist „yber und undter sich gangen“

bei Georg Kost

Seite aus einem Zeugenverhör, bei dem 1701 der 87-jährige Simon Sickinger aus Hamberg über die Kriegsverhältnisse im Biet befragt wurde.
Bild: Generallandesarchiv Karlsruhe

NEUHAUSEN, 27.06.2023 (enz) – Zum Dreißigjährigen Krieg und seinen Auswirkungen im Gemmingischen Gebiet, dem so genannten „Biet“ im Südosten von Pforzheim, sind nur äußerst spärliche Quellen bekannt. Was sich daraus für das Schicksal der acht Bietgemeinden Tiefenbronn, Mühlhausen, Neuhausen, Lehningen, Schellbronn, Hamberg, Hohenwart und Steinegg erschließen lässt, ist Inhalt des Vortrags „Das Gemmingische Gebiet während und nach dem Dreißigjährigen Krieg“ am Montag, 3. Juli, um 20 Uhr im Katholischen Gemeindezentrum Schwalbennest in der Kirchgasse 2 in Neuhausen. Veranstalter ist der Förderverein Sankt Sebastian Neuhausen.

Uta Volz, Historikerin und Kunst- und Kulturjournalistin, beleuchtet den Dreißigjährigen Krieg und schildert seine Auswirkungen in der Region. Obwohl etwas abseits gelegen, herrschte auch hier die Kriegsfurie. Wie sich dies auf die Bevölkerungsentwicklung nach Kriegsende auswirkte, stellt Volz anhand der Kirchenbücher der Pfarrei Neuhausen dar. Die einzig bekannten zeitgenössischen Schilderungen von Bietbewohnern stammen aus einem Gerichtsprotokoll: Im Jahr 1701 wurden zwei alte Männer nach den Kriegsverhältnissen gefragt; sie antworteten, es sei immer Krieg gewesen und alles „seye yber und undter sich gangen“, also drunter und drüber.

Eine Anmeldung für den Abend ist nicht erforderlich; der Eintritt ist frei. Der Vortrag ist Bestandteil des Großprojekts „Sterben und Leben“ zum Dreißigjährigen Krieg, das vom Kreisarchiv des Enzkreises erarbeitet wurde.
Dazu gehört eine Ausstellung im Landratsamt Enzkreis (noch bis 13. Juli) mit Führungen, eine Vortragsreihe in verschiedenen Enzkreis-Gemeinden und das neue Webportal www.enzkreis-geschichte.de, auf dem hunderte von archivischen Quellen und Kirchenbucheinträgen samt Transkriptionen eingestellt sind. In Vorbereitung ist ein Buch, in dem der Dreißigjährige Krieg in den Gemeinden des Enzkreises erstmals detailliert dargestellt wird. Die Publikation soll 2024 erscheinen und wird auch Vorträge einer wissenschaftlichen Tagung enthalten, die im Mai 2023 im Landratsamt Enzkreis stattfand.