Zwischen Tradition und Aufbruch

Wie der TSV Mühlhausen seine Zukunft neu denkt

bei Georg Kost

TSV Mühlhausen © infopress24.de

TIEFENBRONN-MÜHLHAUSEN, 28.10. 2025 (rsr) – Wenn beim TSV Mühlhausen vom „Fundament des Erfolgs“ die Rede ist, dann meint man dort nicht Pokale oder Tabellenplätze, sondern Menschen. Genauer gesagt: Kinder, Jugendliche, Trainer und Eltern, die gemeinsam daran arbeiten, den Verein lebendig zu halten.
Doch was heute wieder selbstverständlich wirkt, war es lange Zeit nicht. Der Weg zurück zu einer starken Jugendabteilung war für den traditionsreichen Verein ein mühsamer – und ist es in mancher Hinsicht bis heute.

Über Jahre hatte der TSV Mühlhausen mit einer Lücke im Nachwuchs zu kämpfen. Die Folgen waren spürbar: Es fehlte an jungen Spielern, die aus den eigenen Reihen in die aktiven Mannschaften aufrückten. Der Aderlass an erfahrenen Kräften und das Ausbleiben frischer Talente führten den Verein sportlich an den Rand. Erst mit Mühe konnte im vergangenen Jahr der Abstieg in die unterste Spielklasse abgewendet werden. Für die Verantwortlichen war das ein Weckruf.

TSV Vorsitzender Uwe Carl. Foto: Georg Kost

Unter der Leitung von Uwe Carl, der seit vielen Jahren an der Spitze des Vereins steht, begann eine Phase des Neuaufbaus. Carl, der sich in der aktuellen Ausgabe des Vereinsmagazins „Bewegungsmelder“ intensiv mit der Jugendarbeit auseinandersetzt, spricht darin von einer notwendigen „Neujustierung“ der Vereinsstruktur. Tatsächlich hat sich in Mühlhausen seitdem einiges bewegt: Gemeinsam mit den Nachbarvereinen TSV Wimsheim und FV Tiefenbronn wurde die Jugendarbeit neu organisiert und professionalisiert.

Die Kooperation trägt inzwischen sichtbare Früchte. In nahezu allen Altersklassen gibt es wieder Mannschaften – von den Bambini bis zur B-Jugend. Über 150 Kinder und Jugendliche aus der Gemeinde Tiefenbronn und der Umgebung spielen mittlerweile im Trikot der Partnervereine oder in der Jugendspielgemeinschaft Heckengäu. Es ist eine Erfolgsgeschichte, die zeigt, was gemeinsames Engagement bewirken kann.

Mitmach Sportfest beim TSV Mühlhausen. Archivfoto: © infopress24.de

Doch bei aller Freude über den Aufschwung bleibt die Frage: Wie nachhaltig ist dieser Erfolg? Die Strukturen im Jugendbereich stehen und fallen mit den Menschen, die sie tragen. Neun Trainer und Betreuer allein im Bereich der jüngeren Jahrgänge investieren Woche für Woche ihre Freizeit, koordinieren Spieltage, organisieren Trainings, kümmern sich um Kinder, Eltern und Abläufe. Sie alle arbeiten ehrenamtlich – eine Selbstverständlichkeit, die längst keine mehr ist.

Hier liegt die eigentliche Herausforderung der kommenden Jahre. Der TSV Mühlhausen will wachsen, doch Wachstum braucht Basis – und die bedeutet Engagement, Zeit und Verantwortungsbewusstsein. Die demografische Entwicklung, veränderte Freizeitgewohnheiten und der zunehmende Druck auf Ehrenamtliche machen es nicht leichter, dauerhaft genug Trainer, Betreuer und Helfer zu finden.

Uwe Carl und sein Vorstandsteam wissen das. Sie setzen auf Offenheit, auf Kooperation und auf den Dialog mit der Gemeinde. Denn nur wenn Verein, Eltern und Umfeld an einem Strang ziehen, kann die Jugendarbeit das leisten, was sie für den TSV Mühlhausen schon einmal war: das Rückgrat des gesamten Vereins.

Der Verein hat gezeigt, dass Aufbruch möglich ist – aus einer Krise heraus, mit Geduld und gemeinsamer Anstrengung. Jetzt geht es darum, diesen Weg konsequent weiterzugehen. Zukunftsfähigkeit entsteht nicht aus dem Moment, sondern aus Haltung. Und genau daran wird sich der TSV Mühlhausen messen lassen müssen.