Supermarkt auf Rädern im ländlichen Raum

Die neue Mautregelung stellt Händler vor Probleme

bei Georg Kost

CDU Bundetagsabgeordneter Gunter Krichbaum  will Aaron Daubner (links) mit seinem Supermarkt auf Rädern bei der Mautgebühr unterstützen. Foto© infopress24.de

PFORZHEIM/ENZKREIS/CALW, 14.07.2024 (rsr) – Jeden Freitag ist Markttag an der Mäurachstraße in Eutingen-Mäurach. Auf Kunden müssen die Händler nicht lange warten. Pünktlich zum Marktbeginn um 14 Uhr haben sich „ Aaron’s mobiler Supermarkt“, eine Obst und Gemüsehändlerin, eine Metzgerei sowie ein Eiswagen aufgestellt. Hilde Leuschner gehört zu den ersten Kunden an diesem Tag. Sie und viele anderen kommen gerne auf den Wochenmarkt und gehören zu den Stammkunden im rollenden Tante-Emma-Laden von Aaron Daubner.
Wie Hilde Leuschner versorgen sich viele, hauptsächlich ältere Menschen, mit Lebensmitteln aus dem rollenden Einkaufswagen, quasi direkt vor der Haustür.

Der 12 Quadratmeter großer Supermarkt bietet alles für die Grundversorgung. ©infopress24.de

Aaron Daubner und sein Supermarkt auf Rädern spricht mit seinem Angebot hauptsächlich ältere und mobilitätseingeschränkte Menschen an. In Eutingen-Mäurach wird das Angebot an diesem Freitag gut angenommen. Nicht ohne Grund, denn für viele der Menschen, die hierherkommen, ist es oft tatsächlich die einzige Möglichkeit sich mit dem notwendigsten zu versorgen gerade auch, um im Alter selbstständig bleiben zu können, wie immer wieder erzählt wird. Doch auch die junge Kundschaft kommt, um sich vom Taschengeld einige Süßigkeiten zu gönnen, wie es zwei Mädchen tun.
Aaron Daubner und sein 12 Quadratmeter großer Supermarkt hat sich in seiner jungen Firmengeschichte zu einer Institution entwickelt und das nicht nur in Eutingen – Mäurach.
Viele Bürgermeister und Ortsvorsteher haben bei mir schon angefragt, erzählt Daubner. Unlängst hätte es sogar einen sogenannten „Kennenlerntag“ in Calw gegeben. Linsen und Spätzle könnten auch bald in den Bad Liebenzeller Ortsteilen Monakam und Unterhaugstett angeboten werden.
Die Menschen sind froh, dass es dieses Angebot gibt, denn zum Einkauf gehört auch häufig ein „Schwätzchen“. Aaron Daubner hört seinen Kundinnen und Kunden zu, lässt sie von den Sorgen und vom Alltag berichten.

Aber wie lange noch? Seit dem 1. Juli gilt für Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen auf allen deutschen Bundesstraßen und Autobahnen die Mautgebühr. Kosten in Höhe von bis zu 2000 Euro im Monat stehen im Raum. Zusätzliche Kosten die Aaron Daubner bislang noch nicht auf seine Kunden umgelegt hat, wovon sich auch der Pforzheimer Bundestagsabgeordnete Gunter Krichbaum (CDU) beim Besuch am Freitagnachmittag im rollenden Supermarkt überzeugte.
Alles moderate Preise, die dank günstiger Konditionen der Lieferanten von Aaron Daubner verbraucherfreundlich weitergegeben werden. Eines jedoch sei sicher, sagt Daubner im Gespräch mit Gunter Krichbaum. „Verschulden werde ich mich nicht. Wenn es unrentabel wird, mach ich dicht. Geld werde ich keines kaputt machen“.

Rund 80 Verkaufsstellen in der Region Enzkreis, Calw, Karlsruhe, Ludwigsburg und Pforzheim werden bedient. © infopress24.de

Aktuell ist Daubner von Montag bis Freitag an rund 80 Verkaufsstellen in der Region Enzkreis, Calw, Karlsruhe, Ludwigsburg und Pforzheim mit seinen beiden Verkaufswagen „Emma“ und „Lissi“ anzutreffen. Da kommen schon einige Kilometer zusammen.
Bei seinem 14 Stundentag wird der frischgebackene Familienvater von der gesamten Familie unterstützt.
Unterstützung hat auch Gunter Krichbaum CDU zugesichert, der sich für den Mann mit Firmensitz in Keltern stark machen will und sich deshalb an das Bundesamt für Mobilität und Logistik und Verkehrsministerium gewandt hat.
Die Kriterien für eine Ausnahmeregelung der Mautgebühren werden dort allerdings sehr streng ausgelegt. Eine Erweiterung, wie etwa bei der Handwerkerregelung oder vergleichbare Tätigkeiten sei nicht vorgesehen, heißt es von dort.

So droht die Maut nun, zum Sargnagel für Daubner und viele seiner Kollegen in Deutschland zu werden. Das aber will Daubner nicht kampflos hinnehmen und hofft auf Gunter Krichbaum, der im Gespräch die Frage nach der Anzahl der rollenden Supermärkte aufwirft und die damit verbundenen Steuereinnahmen in den Raum stellt.
Der CDU Politiker stellt dabei auch klar, dass es nicht um eine Verkaufsstelle für Grundnahrungsmittel handelt, sondern um einen begehbaren kleinen Supermarkt mit einem umfassenden Sortiment. Für das Unternehmen wie das von Aaron Daubner bedeute die Maut eine nicht unerhebliche Kostensteigerung, die zwangsläufig an die Kundinnen und Kunden weitergegeben werden müsse, womit wiederum die Attraktivität dieses wohnortnahen Angebots im ländlichen Raum sinke. Bei nachlassendem Kundenzuspruch sei ein Betrieb langfristig nicht aufrechtzuerhalten, was die Versorgung der Nutzerinnen und Nutzer gefährdet befürchtet Gunter Krichbaum.
„Ein fahrender Lebensmittelmarkt stellt sicherlich einen Sonderfall im Straßenverkehr dar und ist keineswegs alltäglich. Hier stellt sich die Frage, ob die Fahrwege mobiler Lebensmittelverkäufer – ähnlich wie bei Handwerkern – als Arbeitsweg und nicht als gewerblicher Transport von Gütern einzustufen sind, weshalb vom Pforzheimer Bundestagsabgeordneten eine Prüfung gefordert wird, denn so Krichbaum weiter, bundesweite Fälle dürften überschaubar sein.