Starker Zuwachs an Pflegebedürftigen im Land

Häusliche Pflege gewinnt weiter an Bedeutung

bei Georg Kost

Symbolfoto: infopress24.de

BADEN-WÜRTTEMBERG, 13.03.2025 (pm) – Die Zahl pflegebedürftiger Menschen in Baden-Württemberg ist deutlich gestiegen. Sozialminister Manne Lucha betont, dass die Herausforderungen in der Pflege von Bund, Land und Kommunen gemeinsam angegangen werden müssen.
Anlässlich der vom Statistischen Landesamt vorgestellten Pflegestatistik 2023 sagte Sozial- und Gesundheitsminister Manne Lucha: „Die Zahlen der Pflegestatistik 2023 waren in dieser Höhe erwartbar. Der Anstieg an pflegebedürftigen Menschen hat uns daher nicht überrascht. Der Zusammenhang zwischen Hochaltrigkeit (Personen ab dem 80. Lebensjahr oder älter) und Pflegebedürftigkeit ist bekannt. Unsere Pflegepolitik ist daher langfristig ausgerichtet; Maßnahmen und Vorschläge müssen wir daher schon jetzt parat haben.

Im Dezember 2023 erhielten in Baden-Württemberg 624 831 Menschen Pflegeleistungen nach dem Pflegeversicherungsgesetz. Wie das Statistische Landesamt nach Auswertung der Pflegestatistik 2023 feststellt, waren dies 84 430 Pflegebedürftige oder 15,6 Prozent  mehr als im Dezember 2021, dem Zeitpunkt der letzten Erhebung.

Dieser starke Zuwachs wurde dabei zum großen Teil durch das Plus von 20,0 Prozent  bzw. 58 095 Personen bei der größten Untergruppe der Pflegegeldempfänger/-innen verursacht, die ausschließlich durch ihre Angehörigen gepflegt wurden. Im Dezember 2023 waren dies insgesamt 349 254 Menschen. Gemessen an ihrem Stellenwert nahm zudem die Zahl der sonstigen Pflegebedürftigen besonders stark zu. Im Dezember 2023 zählten dazu insgesamt 79 933 Personen. Das waren 25,1 Prozent  bzw. 16 047 Personen mehr als im Dezember 2021. Zu dieser Gruppe gehören Personen mit Pflegegrad 1 mit ausschließlich Leistungen der nach Landesrecht anerkannten Angebote zur Unterstützung im Alltag bzw. ohne Leistungen der ambulanten Pflege-/Betreuungsdienste oder Pflegeheime. Außerdem zählen dazu auch Pflegebedürftige mit Pflegegrad 1, die teilstationäre Pflege erhielten. Das heißt, es handelt sich bei dieser Gruppe um pflegebedürftige Menschen mit verhältnismäßig geringen Beeinträchtigungen bei ihrer Selbständigkeit und ihren Fähigkeiten. Die Zahl der Pflegebedürftigen, die zu Hause durch ambulante Pflegedienste unterstützt wurden, hat sich von Dezember 2021 bis Dezember 2023 um 9 193 Personen auf jetzt 102 736 Personen erhöht. Der Zuwachs in diesem Bereich war mit 9,8 Prozent  somit unterdurchschnittlich. Insgesamt wurden im Dezember 2023 damit 531 923 pflegebedürftige Menschen vorwiegend zu Hause versorgt. Das waren 18,6Prozent  bzw. 83 281 Personen mehr als vor zwei Jahren. Da sich von Dezember 2021 bis Dezember 2023 die Zahl der vollstationär in Pflegeheimen versorgten Personen lediglich um 1,3 Prozent  (1 149 Menschen) auf 92 908 erhöht hat, hat die häusliche Pflege weiter an Bedeutung gewonnen. 85,1 Prozent  der Pflegebedürftigen wurden vorwiegend zu Hause versorgt (gegenüber 83,0 Prozent  im Dezember 2021).

Deutliche Zunahme des Pflegerisikos im Alter
Bezogen auf die Gesamtbevölkerung am 31.12.2023 erhielten im Dezember 2023 5,6 Prozent  der insgesamt 11,2 Millionen (Mill.) Einwohnerinnen und Einwohner Leistungen der Pflegekassen (2021: 4,9 Prozent ).
Das Pflegerisiko steigt dabei mit zunehmendem Alter deutlich an. Während in der Altersgruppe der unter 65-Jährigen lediglich 1,5 Prozent  der Bevölkerung pflegebedürftig waren (136 695 Pflegebedürftige), betraf dies bei den Menschen im Alter 65plus (488 136 Pflegebedürftige) 20,5 Prozent  der altersgleichen Bevölkerung. Mehr als die Hälfte aller Pflegebedürftigen (55,3 Prozent ) hatte bereits das Alter von 80 Jahren erreicht oder überschritten (345 457 Personen). In dieser Altersgruppe belief sich das Pflegerisiko auf 44,8 Prozent . Bei den 87 763 Pflegebedürftigen im Alter 90 Jahre und mehr lag das Pflegerisiko mit 81,1 Prozent  fast doppelt so hoch.
Dies führt dazu, dass bei alternder Bevölkerung die Zahl der Pflegebedürftigen demografiebedingt zunimmt. Auswertungen des Statistischen Landesamtes zeigen aber, dass der Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen 2023 nur teilweise darauf zurückzuführen ist. Im Vergleich zu 2021 ist bei allen Altersgruppen der Anteil der Pflegebedürftigen an der altersgleichen Bevölkerung angestiegen. Dies kann unter anderem immer noch auf den zum 1. Januar 2017 weiter gefassten Pflegebedürftigkeitsbegriff zusammenhängen. Er führt dazu, dass Menschen eher als pflegebedürftig eingestuft werden als zuvor.

Großteil der Beschäftigten arbeitet in Teilzeit
Die Zahl der ambulanten Pflegedienste stieg 2023 gegenüber 2021 um 2,8 Prozent  auf 1 297, die der stationären Pflegeheime um 2,3 Prozent  auf 2 059. Insgesamt erhöhte sich die Zahl der Pflegeeinrichtungen in Baden-Württemberg damit um 2,5 Prozent  auf 3 356 (+ 81 gegenüber 2021).
Die Zahl der beschäftigten Personen in allen Pflegeeinrichtungen nahm von 2021 bis 2023 um 3 668 oder 2,5 Prozent  auf insgesamt 149 274 zu. Der weit überwiegende Teil der Beschäftigten entfiel mit einem Anteil von fast drei Vierteln (72,2 Prozent ) auf stationäre Pflegeeinrichtungen (107 760 Beschäftigte), da es mehr stationäre als ambulante Einrichtungen gibt und die stationäre Pflege personalintensiver ist als die ambulante Pflege.

Die 149 274 Beschäftigten in den stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen des Landes verteilten sich wie folgt nach Berufsabschlüssen:
• 78 805 verfügten über einen Abschluss in einem pflegerischen Beruf, einem nichtärztlichen Heilberuf oder einen hauswirtschaftlichen Abschluss. Dies entsprach einem Anteil von 52,8 Prozent  an allen Beschäftigten in den Pflegeeinrichtungen und einem Zuwachs um 0,6 Prozent  gegenüber dem Jahr 2021. Darunter waren 36 236 Pflegefachkräfte mit einer Ausbildung als Altenpfleger/-in oder Pflegefachfrau/-mann (+2,2 Prozent  gegenüber 2021); dies entspricht einem Anteil an den insgesamt Beschäftigten von knapp einem Viertel (24,3 Prozent ).
• Darüber hinaus waren weitere 35 473 Beschäftigte mit einem sonstigen Berufsabschluss in den Pflegeeinrichtungen Baden-Württembergs tätig (Anteil: 23,8 Prozent , Rückgang gegenüber 2021: 1,7 Prozent ).
• Die Zahl der Beschäftigten ohne Berufsabschluss stieg gegenüber 2021 um 18,6 Prozent  auf 25 178 (Anteil: 16,9 Prozent),
• während die Zahl der Auszubildenden und (Um-)Schüler-/innen um 1,3 Prozent auf 9 818 zurückging (Anteil: 6,6 Prozent).

Lediglich 38 891 der insgesamt 149 274 Beschäftigten in den Pflegeeinrichtungen arbeiteten in Vollzeit, was einem Anteil von 26,0 Prozent  entspricht. Die mit 99 453 oder zwei Drittel der Beschäftigten (Anteil: 66,6 Prozent ) weit überwiegende Mehrheit war in Teilzeit oder geringfügig beschäftigt. Die übrigen 10 930 Beschäftigten (Anteil: 7,3 Prozent ) waren Auszubildende oder (Um-)schüler-/innen, Helfer-/innen im freiwilligen sozialen Jahr oder im Bundesfreiwilligendienst oder übten Praktikantentätigkeiten aus.