Schutzkonzepte für Kinder und Jugendliche verankern

bei Georg Kost

Netzwerktreffen gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen in Nagol.  Foto: Janina Dinkelaker, Landratsamt Calw

CALW/NAGOLD 26.05.2022 (pm) – Soziale Einrichtungen im Landkreis Calw haben das Ziel, den Kinderschutz in Vereinen, Einrichtungen, Jugendverbänden und auch in Schulen zu verankern. Im Zentrum stehen der Aufbau von Schutzkonzepten zur Prävention sexualisierter Gewalt. Hierzu haben sich knapp 50 Mitarbeitende sozialer Einrichtungen auf Einladung von der Beratungsstelle OnyX bei einem Netzwerktreffen in Nagold ausgetauscht.

„Kinderschutz und Schutzkonzepte müssen im Mittelpunkt der Kinder- und Jugendarbeit verankert werden. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass junge Menschen einen sicheren und geschützten Rahmen finden, in dem sie ihre Freizeit gestalten und ihre Persönlichkeiten entwickeln können. Das ist dann möglich, wenn alle Einrichtungen an einem Strang ziehen“, sagte Albrecht Frank von der Abteilung Jugendhilfe im Landratsamt Calw.

Im Mittelpunkt des Netzwerktreffens standen der Austausch untereinander und einzelne Impulsvorträge. Frank Dengler vom Kommunalverband für Jugend und Soziales BW berichtete über die rechtlichen Grundlagen und die aktuelle Situation in Kindertagesstätten: „Die Sensibilität ist, insbesondere bei den Erzieherinnen und Erziehern, in den letzten Jahren gestiegen. Das spiegelt sich auch in den gemeldeten Fallzahlen wider. Im Jahr 2016 sind in Baden-Württemberg 97 Meldungen zur Beeinträchtigung des Kindeswohls in Kindertageseinrichtungen beim KVJS eingegangen, im Vergleich waren es im Jahr 2019 über 330 Meldungen“, berichtet Dengler.

Neben der Situation in den Kindertagesstätten wurde über die Entwicklungen von Schutzkonzepten in den Bereichen Schule, offene Jugendarbeit, Kreisjugendring berichtet.

Hintergrund
Was ist ein Schutzkonzept?
Um Kinder und Jugendliche überall dort, wo sie sich aufhalten, vor sexuellem Missbrauch schützen zu können, muss man wissen, wie. Jede und jeder Einzelne in der Gesellschaft soll sich mit dem Thema auseinandersetzen und aktiv dazu beitragen, sichere Räume für Mädchen und Jungen zu schaffen. Gerade Einrichtungen oder Organisationen, denen Kinder und Jugendliche anvertraut sind, müssen wissen, wie wirksamer Kinderschutz umgesetzt werden kann. Sie sollten sich folgende Fragen stellen: Welche Strategien setzen Täter und Täterinnen ein, um sexuelle Gewalt zu planen und zu verüben? Welche Gegebenheiten könnte ein Täter oder eine Täterin in unserer Einrichtung bzw. in unserer Organisation ausnutzen? An wen wende ich mich im Falle eines Verdachts? Wie sieht ein Umgang mit Mädchen und Jungen aus, der ihre individuellen Grenzen achtet? Und wie kann ich mich selbst vor falschem Verdacht schützen?

Ein Schutzkonzept dient der Beantwortung all dieser und weiterer Fragen und bezieht nicht nur die Verhinderung jeglicher Gewalt, sondern auch den Umgang mit digitalen Medien ein, da Kinder und Jugendliche nicht zwischen online- und offline-Welt trennen. Ein Schutzkonzept hilft beispielsweise Schulen, Kindertagesstätten, Heimen, Sportvereinen, Kliniken Kirchengemeinden oder Kinder- und Jugendreisen zu Erfahrungsräumen und Orten zu werden, an denen Kinder und Jugendliche wirksam vor jeglicher, insbesondere sexueller Gewalt geschützt sind. Zugleich sollten sie Orte sein, wo Mädchen und Jungen kompetente Ansprechpersonen finden, die zuhören und helfen können, wenn ihnen dort oder andernorts – beispielsweise im familiären Umfeld – (sexuelle) Gewalt angetan wird. Ein Schutzkonzept gibt Missbrauch keinen Raum.