
Seinen Antrittsbesuch beim Schömberger Feuerwehrgespräch macht der designierte Präsident der Landsfeuerwehrverband Baden–Württemberg Michael Wegel. (rechts) Foto: infopress24.de
SCHÖMBERG/ LANDKREIS CALW, 23.10.2024 (rsr) – Die Neufassung über Zuwendungen für das Feuerwehrwesen (VwV-Z-Feu) in Baden-Württemberg, die Erweiterung der Landesfeuerwehrschule in Bruchsal, eine erweiterte Gefahrenabwehr im Katastrophenschutz, Strategien hinsichtlich Klimawandel bis hin zum Digitalfunk waren zentrale Themen beim 23. Schömberger Feuerwehrgespräch mit Vertretern des Landes, des Landkreis Calw, Regierungspräsidium, Vertretern der Hilfsorganisationen samt Bürgermeistern und Kommandanten.
Unter den Gästen beim Schömberger Feuerwehrgespräch, ein einzigartiges Forum im Land, zu dem Initiator und Kommandant Rainer Zillinger eingeladen hatte, weilte der am 19. Oktober mit 97 Prozent der Stimmen neu gewählte Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Baden Württemberg, Michael Wegel. Als Nachfolger des seit 1999 amtierenden Präsidenten Frank Knödler tritt der Feuerwehrkommandant der Feuerwehr Achern am 1. Januar 2025 seinen Dienst an.
Die wohl wichtigste Aussage an diesem Mittwochabend im Kurhaus Schömberg traf Staatsekretär Thomas Blenke, der den knapp über 100 Anwesenden versprach, dass solange er, zusammen mit Innenminister Thomas Strobel und Landesbranddirektor Thomas Egelhaaf im Innenministerium etwas zu sagen hätten, sie es nicht zulassen werden, dass in die Zweckgebunde Feuerschutzsteuer eingegriffen wird.




Spielmannszug Feuerwehr Calw-Stammheim. Foto: infopress24.de
Diesem Statement vorausgegangen war die Frage vom Calwer Kreisfeuerwehrverbandsvorsitzenden Markus Fritsch, der ausdrücklich eine grundlegende neue und zweitgemäße Förderstrategie einzuführen begrüßt, jedoch die Erhöhung der Festbeträge als noch nicht ausreichend erachtet.
Nach seiner Auffassung bedarf es einem Perspektivwechsel der deutlich höhere Mittel für die Feuerwehren mit ihren umfassenden Aufgaben erforderlich macht. Fritsch zog dabei den Vergleich zu Ausgaben des Landes beim Staatstheater in Karlsruhe von rund 508 Millionen Euro und 224 Millionen Euro die für die Staatsoper Stuttgart aufgewendet werden als Beispiele heran. Im Vergleich dazu fördert das Land die Feuerwehren mit 61 Millionen Euro für Fahrzeuge, Feuerwehrhäuser sowie Ausstattung und Ausbildung.

Die 23. Schömberger Feuerwehrgespräche waren vom Besuch von Prominenz aus Feuerwehr und Politik geprägt. Foto: infopress24.de
Markus Fritsch betonte ausdrücklich, dass er mit den genannten Beispielen nicht falsch verstanden werden darf. Kultur sei wichtig und müsse ihren Platz haben. Dennoch kann das Land sein Geld nur einmal ausgeben, gerade weil das Land auch in Zukunft eine leistungsstarke Feuerwehr in ihren Städten und Gemeinden, 24 Stunden am Tag sieben Tage in der Woche und 365 Tage im Jahr braucht. Erst und nur dann kann ich entspannt in die Oper gehen, so der Verbandsvorsitzende der Feuerwehren.
Es dürfe niemals ein Griff der Politik in den Topf der Feuerschutzsteuer erfolgen und für Fremdleistungen andere Ministerien genutzt werden, machte Fritsch abschließend unter dem Beifall der Zuhörer im Kursaal deutlich.
Einen Apell richtetet sowohl Egelhaaf als auch Blenke an die Feuerwehren und Kommunen sich mehr mit Sammelbestellungen auseinanderzusetzen, womit Kosten reduziert und auch der Verwaltungsaufwand bei Ausschreibungen mit Blick auf Bürokratie verringert werden.






Einmal mehr Thema beim Schömberger Feuerwehrgespräch war die Landesfeuerwehrschule in Bruchsal deren Kapazität erhöht und die Schule zum Kompetenzzentrum ausgebaut wird.
Laut Staatsekretär Thomas Blenke laufen die Baumaßnahmen, die jedoch ihre Zeit brauchen. Die wichtige Nachricht sei aber, dass man die Fertigstellung nicht abwarte. Vielmehr habe man, um den entstandenen Kapazitätsengpässen bei Lehrgängen, insbesondere bei Zug- und Gruppenführer entgegenzuwirken, zusätzliche Stellen bei Ausbildern geschaffen. Die für 2024 angestrebte Steigerung von 25 Prozent sei erreicht, so der Staatsekretär.

Landesbranddirektor Thomas Egelhaaf. Foto: Infopress24.de
In diesem Zusammenhang brachte Landesbranddirektor Egelhaaf die Durchfallquoten von 30 Prozent bei den Lehrgangsteilnehmern zu Sprache. Es sei bei den Kommunen und Landratsämtern zu prüfen, wieviel Führungskräfte eine Feuerwehr tatsächlich benötige und auch, ob ein Lehrgangsteilnehmer, tatsächlich die Qualitäten mitbringt, die eine Führungsaufgabe erfordert, auch wenn er in seinem Handwerk sehr gut sein mag, mahnte Egelhaaf.
Weit vorangeschritten ist der Aufbau des Digitalfunks in Baden-Württemberg, erste Erfahrungen wurden bereits gesammelt, sagte Andre Weiss stellvertretender Kreisbrandmeister. Aus seiner Sicht stellt sich jedoch in Anbetracht der erforderlichen Update-Zeiten die Problematik, dass die zusätzlich aufzubringende Zeit im Ehrenamt nicht mehr machbar sei. Laut Landesbranddirektor Egelhaaf werde an diesem Thema gearbeitet und nach technischen Lösungen gesucht.

Eintrag ins „Goldene Buch“: Von links: Rainer Zillinger, Markus Fritsch, Thomas Blenke, Thomas Egelhaaf, Bürgermeister Matthias Leyn und Michael Wedel. Foto: infopress24.de
Vertröstet wurde Bernd Wolf von der Feuerwehr Pforzheim zur Frage der Konzeption und Fortschreibung „65plus – Senioren aktiv in unseren Feuerwehren“, in der neue Wege für Feuerwehrangehörige die Altersbedingt nicht mehr am Einsatzgeschehen teilnehmen dürfen. Eine Antwort, soll im nächsten Jahr, mit der Aufarbeitung des Feuerwehrgesetzes folgen.
Der themenreiche Abend mit vielen Fragen und Antworten, der vom Spielmannszug Calw-Stammheim eröffnet wurde, endete mit dem Eintrag ins „Goldene Buch“ der Gemeinde Schömberg, das Bürgermeister Matthias Leyn für Staatsekretär Blenke und Landesbranddirektor Thomas Egelhaaf aufgeschlagen hatte.