Pforzheim hat jetzt einen Stadtjäger

bei Georg Kost

Jürgen Beck, Leiter des Amts für öffentliche Ordnung, Stadtjäger Klaus-Peter Schliffka und Martina Dann, Leitung der Abteilung Sicherheit und Ordnung (v.l.) Foto Stadt Pforzheim

PFORZHEIM, 02.01.2023 (pm) – Für das Gebiet der Stadt Pforzheim wurde ein Stadtjäger eingesetzt. Die Stadt ist damit eine der ersten Kommunen, die von dieser neuen Möglichkeit Gebrauch macht.
Der Stadtjäger hat eine spezielle Ausbildung absolviert und ist Ansprechpartner, wenn es Probleme mit Wildtieren gibt, die in Siedlungsgebieten auftauchen.

In den vergangenen Jahren machte sich auch in Pforzheim bemerkbar, dass immer mehr Wildtiere in den Siedlungsbereich drängen und es dadurch vermehrt zu Vorfällen in Wohngebieten oder anderen Bereichen kommt, in denen sich viele Menschen aufhalten. Häufigste Probleme in der jüngsten Vergangenheit waren kranke Füchse, die sich in Gärten oder auf Höfen zu schaffen machten. Aber zum Beispiel auch Waschbären, Bisamratten, Nutria und Marder sind vielen Hausbesitzerinnen und -besitzern ein bekanntes Problem.

Bislang waren die Möglichkeiten, die eine Jägerin oder ein Jäger in solchen Fällen hatte, sehr begrenzt und ein Bejagen oder sonstige Hilfen oftmals kompliziert oder sogar unmöglich. Für Wohnhäuser, Hofräume und Hausgärten, die an Wohnhäuser angrenzen oder beispielsweise auch Friedhöfe, gelten nämlich spezielle Regelungen. In diesen sogenannten „befriedeten Bezirken“ ruht die Jagd, das heißt die Jagdpächterin oder der Jagdpächter hat hier kaum Möglichkeiten, um für die geplagten Grundeigentümer tätig zu werden.

Durch die Änderung des Jagd- und Wildtiermanagementgesetzes (JWMG) wurde nun im Laufe des Jahres 2022 die Möglichkeit eröffnet, eine sogenannte Stadtjägerin oder einen Stadtjäger einzusetzen, die bzw. der sich genau um diese Fälle kümmert. Dem Ersten Bürgermeister und für das Jagdwesen zuständigen Dezernenten der Stadt Pforzheim, Dirk Büscher, war es ebenfalls ein großes Anliegen, in Pforzheim schnellstmöglich eine Stadtjägerin oder einen Stadtjäger einsetzen zu können.

Dieses Anliegen wurde zwischenzeitlich nun in die Tat umgesetzt: Klaus-Peter Schliffka ist ab 01.01.2023 für das gesamte Gebiet Pforzheims als Stadtjäger eingesetzt. Schliffka ist als erfahrener Waidmann bekannt und hat die spezielle Ausbildung zum Stadtjäger als einer der ersten in Baden-Württemberg mit Erfolg absolviert. Er war von Anfang an begeistert von der Idee, diese Tätigkeit in Pforzheim auszuüben und hat seine Unterstützung aktiv angeboten. Am 29.12.2022 hat ihm die Jagdbehörde der Stadt Pforzheim im Beisein des Leiters des Amts für öffentliche Ordnung, Jürgen Beck, die Einsetzungsurkunde übergeben. Der neue Stadtjäger wurde dabei nochmals auf die ihm ohnehin bereits bekannten Rechte und Pflichten hingewiesen.

„Als Vorstandsmitglied des Jagd-, Natur- und Wildtierschützerverbandes e. V. und auch als Naturschutzwart für das Stadtgebiet ist es mir ein Anliegen, nicht Wildtiere zu entnehmen, sondern bei Konflikten beratend nach Lösungen zu suchen“, stellt der neue Stadtjäger Klaus-Peter Schliffka heraus. „Dies erfolgt in Abstimmung mit dem Wildtierbeauftragten der Stadt, Herrn Kreisjägermeister Dieter Krail und allen öffentlichen Stellen und Ämtern. Die Rechte und Pflichten der Jagdpächterinnen und Jagdpächter bleiben von meiner Einsetzung unberührt“, so Schliffka weiter.

„Die Problemstellungen für alle Beteiligten durch Wildtiere im Stadtgebiet wurden immer komplexer und daher war es notwendig, hier eine bürgerorientierte Lösung zu schaffen. Mit der Einsetzung von Herrn Schliffka als Stadtjäger ist uns dies gelungen und er wird unseren Bürgerinnen und Bürgern als kompetenter und engagierter Ansprechpartner mit Rat und Tat in Fragen des Wildtiermanagements zur Seite stehen“, betont Jürgen Beck.

Die Einsetzung erstreckt sich auf die gesamte Gemarkung der Stadt Pforzheim, inklusive der zugehörigen Ortsteile. Die Befugnisse beschränken sich dabei aber auf die Flächen, auf denen die reguläre Jagd nicht ausgeübt werden darf (befriedeter Bezirk). Alle sonstigen Bereiche werden weiterhin von den jeweiligen Jagdpächterinnen und Jagdpächtern betreut und bejagt. Die Aufgabe des Stadtjägers ist es, in Zusammenarbeit mit dem Wildtierbeauftragten der Stadt Pforzheim, Eigentümerinnen, Eigentümer oder Nutzungsberechtigte von befriedeten Bezirken in Fragen des Wildtiermanagements und der Wildtiere in Siedlungsbereichen sowie in Geltungsbereichen von Bebauungsplänen zu beraten und zu unterstützen.

Präventive Maßnahmen haben Vorrang und können durch den Stadtjäger mit Zustimmung des jeweiligen Grundstückseigentümers oder Nutzungsberechtigten in eigener Zuständigkeit und nach eigenem Ermessen erfolgen. Es erfolgt hierbei auch stets eine enge Zusammenarbeit mit Stadt, Polizei und des jeweils für das Gebiet zuständigen Jagdpächters.

Der Stadtjäger wird nach Beauftragung durch die betroffenen Grundstückseigentümerinnen und -eigentümer oder sonstige Nutzungsberechtigte tätig und ist somit nicht bei der Stadt Pforzheim angestellt. Die Kosten trägt die jeweilige Auftraggeberin oder der jeweilige Auftraggeber, die Abrechnung erfolgt direkt zwischen der Auftraggeberin oder dem Auftraggeber und dem Stadtjäger.
Die Kontaktdaten des Stadtjägers finden sich auf der Homepage der Stadt Pforzheim oder direkt auf der eigenen Homepage von Klaus-Peter Schliffka (https://www.stadtjaeger-pforzheim.de/). „Selbstverständlich steht unser Amt für öffentliche Ordnung außerdem weiterhin als Ansprechpartner zur Verfügung und vermittelt im Bedarfsfall dann auch gerne den Kontakt zum Stadtjäger“, stellt Beck ergänzend klar.