PFORZHEIM, 01.11.2023 (pm) – Eine Woche am Bosporus: Schmuck-Studierende der Hochschule Pforzheim besuchten auf Einladung des Deutschen Generalkonsulates in Istanbul die Altinbas Universität. In einem gemeinsamen Workshop mit dortigen Schmuck-Studierenden sind nicht nur Konzepte und Objekte entstanden, sondern auch viele Verbindungen zwischen Gestalter*innen zweier Kontinente.
„Die Stadt ist überwältigend“, sagt Schmuck-Studentin Theresia Brandner. Sie und zehn weitere Studierende sind zum Semesterstart nach Istanbul gereist, um an der Altinbas Universität zu arbeiten. Eingetaucht sind die Studierenden aber auch in die Stadt und deren Schmuck- und Handwerkszene. Sie haben Handwerkern über die Schultern geschaut, Material im Grand Bazaar gekauft und Objekte im Museum für Geschichte der Wissenschaft und Technik im Islam bestaunt. Zeitgenössische Fragestellungen diskutierten die Pforzheimer Gäste mit Deniz Ova. Sie leitet die Institution „Salt“, die Ausstellungen, Konferenzen und öffentliche Programme ausrichtet und ein Archiv unterhält. Die ehemalige Direktorin der Istanbul Design Biennale ist Botschafterin der Ornamenta 2024.
„Das Ornament des Anderen“ ist das Thema der Kooperation: Es geht um die gegenseitige Bereicherung, kulturell wie gestalterisch Verständnis zu schaffen, sich selbst und andere kennen zu lernen. Diese Auseinandersetzung findet einen Ausdruck in Material und Form. Auch die Stadt selbst steckt voller Ornamente.
Studentin Elveda Bayrak hat eine ungewöhnliche Technik genutzt, um sie einzufangen. Statt sie mit der Kamera abzufotografieren, hat sie einen Abdruck der Muster gemacht: an Fassaden und Wänden überall in der Stadt. Zur Umsetzung von gemeinsamen Schmuck-Ideen ging es dann in die Werkstätten der Abteilung Schmuck in der Altinbas Universität.
Aus der Arbeit in deutsch-türkischen Tandems haben die Studierenden viel mitgenommen: „Uns ist bewusst geworden, wie frei und handwerklich wir arbeiten, und wir sind stolz auf die Diskurskultur, die unseren Arbeitsprozess im Studium begleitet. Das ‚Machen‘ selbst im Zweierteam mit Aslihan war wie ein Verständigen ohne Worte“, erzählt Theresia Brandner. Elveda Bayrak spricht zum Glück auch Türkisch und konnte die Sprachbarriere leichter überwinden. „Meine Tandem-Partnerin Esra und ich haben Ketten aus Spiegel- und Glasscherben gefertigt, Fundstücken, die wir beide für den Workshop mitgebracht haben.“
„Wir sind sehr glücklich über die Gastfreundschaft, die uns entgegengebracht wurde“, sagen Professorin Christine Lüdeke und Susanne Schneider, die die Reise vorbereitet und begleitet haben. Dass sich in der 16-Millionen-Stadt alle gut zurechtfanden, war den Kollegen vor Ort zu verdanken, Studiengangs-Assistent Mert Hatipoğlu, der sich nonstop um die Gäste aus Pforzheim gekümmert hat. Sogar ein Fernsehteam war vor Ort und hat einen Beitrag produziert. Höhepunkt der Workshop-Woche war dann die Ausstellung im Kaisersaal des Generalkonsulates. Das Gebäude war der erste Botschaftsneubau des 1871 gegründeten deutschen Reiches und wurde 1877 fertig gestellt. Der prunkvolle Kaisersaal ist normalerweise nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.
Den Anstoß zu dem Projekt gab Generalkonsulats-Mitarbeiter Marc Seemann mit einer E-Mail in die Design-Fakultät seiner Heimatstadt Pforzheim. „Ich freue mich sehr, dass meine Wurzeln in Pforzheim es ermöglicht haben, eine so gewinnbringende Zusammenarbeit initiieren zu können.“ Eine Zusammenarbeit, die sich fortsetzen wird, denn im Ornamenta-Jahr 2024 werden die Istanbuler Studierenden nach Pforzheim kommen.