ENZKREIS, 01.04.2022 (enz) – Im immissionsschutzrechtlichen Verfahren für einen Windpark am Standort „Langenbrander Höhe / Hirschgarten“ zwischen Schömberg-Langenbrand und Neuenbürg-Waldrennach hat das zuständige Landratsamt Enzkreis nunmehr die Genehmigung erteilt. Der Bescheid und die Antragsunterlagen können vom 1. bis einschließlich 14. April beim Landratsamtsamt und in den betroffenen Gemeinden eingesehen werden. Während dieser Zeit sind sie auch auf der Internetseite des Enzkreises und auf dem zentralen Internetportal der Bundesländer (www.uvp-verbund.de) eingestellt.
Die Firma BayWa r.e. Wind GmbH plant oberhalb des Enztals die Errichtung von vier Windrädern – ursprünglich sollten es fünf sein –, die zusammen eine Nennleistung von 18 Megawatt haben. „Das Verfahren hat ungewöhnlich lange gedauert, weil es für zwei Jahre ausgesetzt werden musste“, erklärt die Erste Landesbeamtin Dr. Hilde Neidhardt, in deren Dezernat die Zuständigkeit für das Verfahren liegt. Schon 2016 hatte es eine Voranfrage gegeben, im Mai 2017 fand ein Scoping-Termin mit dem Windkraftunternehmen und den in ihrem jeweiligen Aufgabenbereich tangierten Behörden statt und im Frühjahr 2019 lag der Antrag öffentlich zur Einsichtnahme aus. Im September 2019 führte das Landratsamt im Bürgerhaus Langenbrand einen öffentlichen Erörterungstermin durch.
Schon im August 2019 jedoch hatten Schömberg und Neuenbürg sowie die Verwaltungsgemeinschaft Neuenbürg-Engelsbrand die Zurückstellung beantragt, da deren Verfahren für Teil-Flächennutzungspläne Windenergie zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen waren. Daraufhin wurde die Entscheidung zunächst für zwölf Monate, im Jahr darauf für weitere zwölf Monate ausgesetzt. Im September vergangenen Jahres reichte BayWa dann einen in Teilen aktualisierten oder modifizierten Antrag ein, der auch in der Folge noch mehrfach ergänzt werden musste: „Die letzten Nachträge datieren vom 1. März“, wie der zuständige Sachbearbeiter Bernhard Hittler verrät.
Wie geht es weiter und wann starten die Bauarbeiten?
Die vier Windräder des Typs Nordex Delta 4000 sind 238,5 Meter hoch, wobei die Rotoren einen Durchmesser von 149 Metern haben, und können jeweils bis zu 4,5 Megawatt Strom liefern. Alle Anlagen werden im Staatswald stehen, drei auf Gemarkung Waldrennach, eine auf Langenbrander Terrain und damit im Nachbar-Landkreis Calw. Das Regierungspräsidium Karlsruhe hatte allerdings schon früh verfügt, dass der Enzkreis das Verfahren auch für Calw übernehmen solle. Wegen der kreisübergreifenden Lage des Windparks und der weitreichenden Auswirkungen forderte das Landratsamt Stellungnahmen von immerhin 40 Trägern öffentlicher Belange und 25 Umwelt- und Naturschutzvereinigungen an. Zwei Verbände und zahlreiche Privatpersonen erhoben Einwände, die ausführlich behandelt wurden. Einige wurden letztlich zurückgewiesen, anderen wurde in Form von Auflagen für den Anlagenbetreiber Rechnung getragen.
„Zu prüfen waren Vorschriften von A wie Artenschutz bis Z wie zivile Luftverkehrssicherheit; die Ergebnisse finden sich im umfangreichen Genehmigungsbescheid. Die Prüfung der Umweltverträglichkeit war dabei für uns ein wesentliches Kernelement“, wie Hilde Neidhardt hervorhebt.
Wann es nun tatsächlich losgeht im Wald über dem Enztal, ist noch nicht klar. Denn vor der Baufreigabe – auch das steht in der Genehmigung – müssen noch zahlreiche Auflagen erfüllt werden, um etwa die bau- oder naturschutzrechtlichen Anforderungen sicherzustellen. „Erst wenn alle noch angeforderten Unterlagen und Nachweise vollständig vorliegen, können die Baufreigabe und die Freigabe für die Rodung der Waldflächen erfolgen“, so die Erste Landesbeamtin.
Im Landratsamt ist man froh, das umfangreiche Verfahren – das zweite nach dem Windpark Straubenhardt – zunächst abgeschlossen zu haben. Wann und wo die nächsten Windräder im Enzkreis gebaut werden sollen, entscheidet nicht der Landkreis, sondern zunächst ein möglicher Investor – und der jeweilige Eigentümer von Grund und Boden, auf dem sie stehen könnten.