Klare Entscheidungen trotz offener Verursacherfrage

Gemeinderat drängt auf Fördermittel und Verantwortlichkeit

bei Georg Kost

Das Wasserschutzgebiet bei Tiefenbronn. In der Bildmitte liegen die Quellen für die Wasserversorgung für den Ortsteil Mühlhausen. Foto: Georg Kost

TIEFENBRONN, 28.07.2025  (rsr) – Der Gemeinderat Tiefenbronn hat am Freitagabend im Bürger- und Kulturhaus Rose unter Vorsitz des stellvertretenden Bürgermeisters Stefan Kunle einen richtungsweisenden Beschluss für die nachhaltige Sicherung der Trinkwasserversorgung des Ortsteils Mühlhausen gefasst. Mit der mehrheitlichen Vergabe eines Planungsauftrags zur Errichtung einer Aufbereitungsanlage reagiert das Gremium auf die anhaltende Belastung der „Hummelsquelle“ und der „Neuen Quelle“ mit Tetrachlorethen (Per). Trotz der nach wie vor unklaren Verursacherlage setzt der Gemeinderat damit ein klares Zeichen, die Wasserversorgung eigenständig zukunftssicher zu gestalten.

Bereits seit mehreren Monaten wird Mühlhausen ausschließlich über das Bodenseewassernetz versorgt, da nur so die gesetzlichen Grenzwerte für Tetrachlorethen zuverlässig eingehalten werden können. Diese Notlösung ist jedoch weder finanziell noch vertraglich auf Dauer tragbar. Rund 48.000 Euro Zusatzkosten jährlich belasten seither den Gemeindehaushalt.

Einer der beiden Quellen im Wasserschutzgebiet, zwischen Tiefenbronn, Heimsheim und im Hintergrund Friolzheim. Foto Georg Kost

Mit der Vergabe des Planungsauftrags an die RBS wave GmbH, deren Ingenieurleistungen sich auf rund 183.000 Euro brutto belaufen, folgt der Gemeinderat einem Vorschlag der Verwaltung.

Dennoch blieb die Debatte um den Umgang mit der Schadstoffproblematik nicht frei von deutlicher Kritik und Forderungen aus den Reihen der Ratsmitglieder. So machte Fabian Gall (CDU) unmissverständlich deutlich, dass die Gemeinde nicht auf den Folgekosten sitzen bleiben dürfe. Er regte an, die Option einer Strafanzeige gegen Unbekannt ernsthaft prüfen zu lassen. Simone Steiner (Freie Wähler) schloss sich dieser Haltung an.
Wolfgang Lieble (CDU) forderte das Landratsamt auf, seiner Verantwortung gerecht zu werden und nicht nur über die Dringlichkeit zu sprechen, sondern aktiv Fördermöglichkeiten zu erschließen. In dieselbe Richtung argumentierte Florian Jost (LMU).

Das Pumpwerk Mühlhausen. Von diesem wird das gesamte Eigenwasser zum Hochbehälter „Auf den Rittern“ gepumpt und über eine Mischeinrichtung mit Bodenseewasser vermischt. Foto. Georg Kost

Die Vertreter der Fachbehörden unterstrichen indes die technische Notwendigkeit einer schnellen Umsetzung.
Hans-Jörg Schuler vom Umweltamt des Enzkreises verwies darauf, dass eine Verursacherfeststellung angesichts der historischen Nutzung von Tetrachlorethen faktisch unmöglich sei. Frühere Messungen hätten dies bereits bestätigt. Dennoch sei die Belastung der Quellen signifikant und mache eine technische Aufbereitung zwingend erforderlich.
Auch Susanne Krause vom Gesundheitsamt und Fabian Reichel von der Netze BW stellten diese Notwenigkeit heraus.

Im aktuellen Haushaltsplan hat die Gemeinde bereits 100.000 Euro für die Ingenieurleistungen in den Jahren 2025 und 2026 eingestellt. Weitere Mittel sollen sukzessive folgen, sobald die Gesamtkosten der Maßnahme genauer kalkulierbar sind.
Die geplante Aufbereitungsanlage soll in der Lage sein, bis zu 75 Prozent der Schadstoffbelastung durch Aktivkohlefilter zu reduzieren. Die aktuell geschätzten Gesamtkosten von rund 800.000 Euro – inklusive Ingenieurleistungen – bleiben allerdings vorläufige Richtwerte. Erst die nun beauftragte Planung wird belastbare Zahlen liefern. Ein Förderantrag kann dementsprechend erst nach Vorliegen detaillierter Planungsunterlagen eingereicht werden. Die Höhe der möglichen Zuschüsse bewegt sich laut Verwaltung in einer Spanne zwischen 50 und 80 Prozent, konkrete Zusagen stehen jedoch noch aus.

Der Hochbehälter „Auf den Rittern“ versorgt den Ortsteil Mühlhausen mit Trinkwasser. Foto Georg Kost

Trotz der Einigkeit über die Notwendigkeit der Maßnahme zeigte sich der Gemeinderat in der Diskussion kritisch und forderte eine umfassende Ursachenklärung. Aus Sicht mehrerer Ratsmitglieder sei es nicht akzeptabel, dass die Gemeinde – und damit letztlich die Bürger – für Folgekosten aufkommen müsse, die durch Altlasten Dritter verursacht wurden.

Die Verursacherlage bleibt jedoch komplex: Tetrachlorethen wurde bis in die 1990er-Jahre hinein legal eingesetzt, und die höchsten Belastungen der Quellen stammen laut Landratsamt aus Richtung Friolzheim. Frühere Stichtagsmessungen hatten bereits in den Jahren 2001 bis 2005 auf mehrere Schadstoffquellen hingewiesen, ohne dass ein konkreter Verursacher identifiziert werden konnte.