KARLSRUHE, 17.07.2024 (pm) – Bei der am Sonntag zu Ende gegangenen Europameisterschaft der UEFA ist sie auf große Zustimmung gestoßen, nun wird sie auch in Deutschland zum Saisonbeginn 2024/25 einheitlich in allen Spielklassen eingeführt: die Anweisung, dass sich nur der Mannschaftskapitän an den Schiedsrichter oder die Schiedsrichterin wenden darf, um eine wichtige Entscheidung erklärt zu bekommen.
Die Kapitäne sind das Sprachrohr ihrer Mannschaft gegenüber den Unparteiischen und zudem dafür verantwortlich, dass ihre Mitspieler die Schiris respektieren, Abstand halten und sie nicht bedrängen. Ein Spieler oder Spielerinn die/der die Rolle ihres/seines Kapitäns ignoriert, beim Referee reklamiert oder sich respektlos verhält, wird verwarnt. Wenn der Torwart des Teams das Kapitänsamt innehat, wird vor dem Spiel ein Feldspieler bestimmt, die/der den Unparteiischen ansprechen kann, falls sich am anderen Ende des Spielfelds eine strittige Szene ereignet. Die Schiris werden ihrerseits dazu ermutigt, sich im Dialog mit den Kapitänen auszutauschen, um eine respektvolle Atmosphäre zwischen allen Parteien zu schaffen und eine Vertrauensbasis zu den Spielerinnen und Spielern aufzubauen.
Lutz Wagner (DFB-Schiedsrichter-Lehrwart): „Die Einführung ist nicht nur sinnvoll und praxisgerecht, sie hilft auch dem Fußball bis an die Basis. Zudem ist sie sehr einfach umsetzbar, da es keinerlei regeltechnische Veränderungen braucht, sondern nur der Ablauf der Kommunikation zwischen dem Schiedsrichter und dem Kapitän klar definiert wird. Für alle Beteiligten gibt es zudem auch ein kurzes prägnantes Informationsblatt, damit alle auf dem gleichen Sachstand sind.“ Auch bfv-Präsident und DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann ist von der Neuerung überzeugt: „Wir haben uns in den letzten Jahren für einen besseren Umgang auf dem Platz und mehr Wertschätzung im Miteinander eingesetzt. Die Kapitänsregelung zahlt zu 100 Prozent auf diese Punkte ein. Wenn wir zum Fußball gehen, wollen wir Fußball sehen und keine Diskussionen zwischen Männern oder Frauen auf dem Spielfeld. Auf Sicht wird die Kapitänsregel zu einer deutlichen Beruhigung führen.“
Gemeinsame Entscheidung von DFB Schiri GmbH, DFB e. V. und DFL
Die Entscheidung, die „Kapitänsregelung“ einheitlich im gesamten deutschen Spielbetrieb zu übernehmen, trafen die DFB Schiri GmbH, der DFB e. V. und die DFL in Gesprächen gemeinsam und einmütig. Die Regelung gilt entsprechend sowohl in den drei Profiligen der Männer als auch in den Frauen-Bundesligen, sämtlichen Amateurspielklassen, allen Pokalwettbewerben und dem Jugendbereich. Sie wurde bei der Europameisterschaft der UEFA erstmals umgesetzt und sorgte für einen respektvolleren Umgang mit den Unparteiischen sowie für ein positives Echo in den Medien und der Öffentlichkeit.
Gemeinsam beschlossen wurde in den Gesprächen zudem, dass die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter in allen Spielklassen präventiv agieren sollen, wenn die Torhüter*innen den Ball deutlich länger als die erlaubten sechs Sekunden mit den Händen kontrollieren, und klare Verstöße gegen diese Regelung konsequenter als bisher sanktionieren. Das Gleiche gilt für Einwürfe: Auch hier sollen die Referees proaktiv auf eine korrekte Ausführung hinwirken und eindeutig falsche Einwürfe ahnden.
Weiter konsequente Ahndung von Unsportlichkeiten und groben Foulspielen
Präventive Ansprachen an die Spielerinnen und Spieler im Vorfeld von Freistößen in Tornähe und Strafstößen sollen die Unparteiischen zwar vornehmen, aber nicht in dem Maße ausdehnen, wie es teilweise bei der Europameisterschaft zu beobachten war. Bei der Bemessung der Nachspielzeit sollen die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter die bewährte Praxis der vergangenen Saison beibehalten und verlorene Spielzeit konsequent nachspielen lassen.
Ebenfalls fortgesetzt werden soll das entschlossene Vorgehen der Referees gegen unsportliches Verhalten jeglicher Art. Dazu gehören nicht nur Respektlosigkeiten gegenüber den Unparteiischen, sondern beispielsweise auch Spielverzögerungen wie das Ballwegschlagen und -tragen. Auch die konsequente Ahndung gesundheitsgefährdender Foulspiele mit der Roten Karte, wie sie in der vergangenen Saison praktiziert wurde, soll weiterhin erfolgen.
Regelkunde:
FAQ ZUR EINFÜHRUNG DER „KAPITÄNSREGELUNG“
Europas Top-Schiedsrichter und Nationalmannschaften haben es bei der EURO 2024 vorgemacht, jetzt erhält die „Kapitänsregelung“ auch Einzug in den deutschen Fußball. Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema zusammengefasst.
Was hat es mit der Kapitänsregelung auf sich?
Es handelt sich um eine Anweisung, dass sich nur der Teamkapitän an den Schiedsrichter oder die Schiedsrichterin wenden darf, um eine wichtige Entscheidung erklärt zu bekommen.
Ab wann gilt das?
Mit Beginn der Saison 2024/2025 am 1. Juli 2024, also ab sofort – auch für Freundschaftsspiele. Vor allem in der Anfangsphase ist es zweifellos hilfreich, wenn die Schiris die Mannschaften im Vorfeld der Partie noch einmal auf die neue Verfahrensweise hinweisen.
Wie ist der Ablauf?
Nach einer Entscheidung mit potenziell spielentscheidendem Charakter und möglichem Informationsbedarf zeigt der Schiri mit waagerecht ausgestrecktem Arm an, dass die Spieler*innen auf einer Mindestdistanz von 4 Metern bleiben sollen. Nur der Teamkapitän darf sich nähern und den Referee ansprechen.
Was passiert, wenn ein*e Spieler*in den Abstand nicht einhält?
Verstößt ein*e Spieler*in gegen die Weisung des Unparteiischen, wird sie/er mit der Gelben Karte verwarnt.
Und wenn der Torwart der Kapitän ist?
Dann muss dem Schiri vor Spielbeginn ein*e Feldspieler*in genannt werden, die/der den Unparteiischen ansprechen kann, falls sich weiter entfernt eine strittige Szene ereignet.
Muss der Schiedsrichter ab sofort mit dem Kapitän diskutieren?
Nein. Die Unparteiischen werden zwar dazu ermutigt, sich offen mit den Kapitänen auszutauschen, um eine respektvolle Atmosphäre zwischen allen Parteien zu schaffen und eine Vertrauensbasis zu den Spieler*innen aufzubauen. Protestieren durch Worte oder Handlungen bleibt gemäß Regel 12 der Fußball-Regeln aber ein verwarnungswürdiges Vergehen, sodass der Schiri nach wie vor die Gelbe Karte zeigen kann, falls der Kapitän sich zu lautstark oder vehement beschwert.
Wer hat über die Einführung entschieden?
Die Entscheidung, die „Kapitänsregelung“ einheitlich im gesamten deutschen Spielbetrieb zu übernehmen, trafen die DFB Schiri GmbH, der DFB e. V. und die DFL in Gesprächen gemeinsam und einmütig. Die Regelung gilt entsprechend sowohl in den drei Profiligen der Männer als auch in den Frauen-Bundesligen, sämtlichen Amateurspielklassen, allen Pokalwettbewerben und dem Jugendbereich.
Welche Ziele werden durch die Regelung verfolgt?
Durch die neue Regelung soll eine zielgerichtete Information an die Mannschaft durch schnelle und direkte Kommunikation ermöglicht werden – dank klarer Strukturen und Verhaltensvorgaben für alle Beteiligten. Mehr Transparenz auf dem Spielfeld erhöht die Akzeptanz der Entscheidung. Dass der Schiri seine Sichtweise nur noch dem Kapitän erklärt und nicht mehr mit allen Spieler*innen diskutiert, verkürzt die Unterbrechungen und steigert die Netto-Spielzeit.
Wie waren die Praxiserfahrungen bei der Premiere während der Europameisterschaft?
Bei der erstmaligen Umsetzung sorgte die Kapitänsregelung für einen respektvolleren Umgang mit den Unparteiischen sowie für ein positives Echo in den Medien und der Öffentlichkeit.
KAPITÄNS-DIALOG
Kommunikation Schiedsrichter*in – Team/Teamoffizielle
Ziele:
• Zielgerichtete Information an die Mannschaft durch schnelle und direkte Kommunikation.
• Mehr Transparenz auf dem Spielfeld erhöht die Akzeptanz der Entscheidung.
• Verkürzte Unterbrechungen steigern die Netto-Spielzeit.
• Klare Struktur und Verhaltensvorgaben für die Unparteiischen und die Mannschaften erleichtern die Kommunikation.
Ablauf: Nach einer Entscheidung mit potenziell spielentscheidendem Charakter und möglichem Informationsbedarf zeigt der Schiri mit waagerecht ausgestrecktem Arm an, dass die Spieler*innen auf einer Mindestdistanz von 4 Metern bleiben sollen. Nur der Teamkapitän darf sich nähern und den Unparteiischen ansprechen.
Ist der Teamkapitän der Torwart, so muss dem Schiri vor Spielbeginn ein*e Feldspieler*in genannt werden, der den Unparteiischen ansprechen kann, falls sich weiter entfernt eine strittige Szene ereignet.
Ist ein 4. Offizieller im Einsatz, so kann die/der ranghöchste Trainer*in in der Coachingzone sich an diesen wenden.
Die Unparteiischen werden ihrerseits dazu ermutigt, sich offen mit den Kapitänen auszutauschen, um eine respektvolle Atmosphäre zwischen allen Parteien zu schaffen und eine Vertrauensbasis zu den Spielern aufzubauen.
Praxisbeispiele: Siehe EURO 2024.
Mögliche Sanktionen: Verstößt ein*e Spieler*in gegen die Weisung des Schiris, wird sie/er verwarnt.
Allgemeiner Hinweis: Vor allem an den ersten Spieltagen ist es zweifellos hilfreich, wenn die Schiris die Mannschaften im Vorfeld des Spiels noch einmal auf die neue Verfahrensweise hinweisen.
Gültigkeit: Mit Beginn der Saison 2024/2025 (01.07.2024).