Michael Geisel und die Ausenstellenleitere Melanie Dalcolmo vom Weissen Ring Pforzheim – Enzkreis werben um ehrenamtliche Helfer. Foto: infopress24.de
PFORZHEIM/ENZKREIS, 01.06.2023 (rsr) – Rund 5,63 Millionen Straftaten wurden nach offiziellen Statistikzahlen 2022 in Deutschland verübt. Laut Polizeilicher Kriminalstatistik (PKS) mussten rund 144.663 Delikte als gefährliche und schwere Körperverletzung eingestuft werden. Im Zusammenhang dieser Straftaten wird regelmäßig von den Tätern gesprochen, nicht so von den Opfern. Während sich der Staat um die Bestrafung und der Resozialisierung der Täter kümmert, ist die Wiedergutmachung am Opfer oder der Hinterbliebenen weitgehend Privatsache. Dies wirft die Frage auf, was aus den Opfern dieser Straftaten wurde, und wo haben sie Hilfe in Anspruch nehmen können.
Wer hilft den Kriminalitätsopfern?
Anlaufstelle ist in Pforzheim und im Enzkreis der gemeinnützige Verein „Weisser Ring“. Hier erhalten Menschen, unabhängig von Geschlecht, Alter, Religion, Staatsangehörigkeit und politischer Überzeugung schnelle und direkte Hilfe, sagt deren Außenstellenleiterin Melanie Dalcolmo, die sich seit 2010 für Opfer von Straftaten engagiert und seit 2020 die Leitung der Außenstelle innehat. Unterstützung erfährt sie von Michael Geisel aus Tiefenbronn, der seit drei Jahren dabei ist und die Stellvertretung übernommen hat.
Der Weisse Ring, der 1976 zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern und zur Verhütung von Straftaten e. V.“ gegründet wurde, hat bundesweit rund 2900 ehrenamtliche Opferhelferinnen und Opferhelfer in mehr als 400 Außenstellen.
Viel zu wenig, wie Dalcolmo und Geisel einvernehmlich befinden. Wir suchen ehrenamtliche Frauen und Männer, die sich aktiv in den Verein einbringen, sagen sie in einem Gespräch mit unserer Redaktion, um auf die Situation aufmerksam zu machen.
Das Arbeitsspektrum, das wir wahrnehmen ist vielseitig und anspruchsvoll, ergänzt Melanie Dalcolmo. Mit unserer Arbeit geben wir Betroffenen wieder Mut und neue Hoffnung.
Schon ein Telefongespräch, der Besuch am Krankenbett oder die Hilfe im Umgang mit Behörden könne den Betroffenen helfen und das Gefühl geben, dass sie als Opfer einer Straftat nicht vergessen werden.
Egal ob Trickdiebstahl, Mobbing oder Mord: Jeder Fall liege anders und wiegt unterschiedlich schwer. Welche Unterstützung letztendlich Betroffene benötigen, hängt in großem Maße von persönlichen Umständen ab.
Wir haben deshalb kein festes Schema, wie wir helfen, sondern viele verschiedene Möglichkeiten und Ideen, fügt Melanie Dalcolmo an.
Um allerdings in die Tätigkeit eines Opferhelfers gerecht zu werden, bedarf es einer mehrstufigen Ausbildung weiß Michael Geisel zu berichten.
Geisel, der sich nach seiner Tätigkeit als Polizeibeamter, jetzt im Ruhestand für die ehrenamtliche Mitarbeit beim „Weissen Ring“ entschlossen hat, findet hier eine sinnerfüllende Tätigkeit, wie er erklärt.
Ehrenamtliche Mitarbeiter sollten mindestens 18 Jahre alt sein. Ein Grund- und Aufbauseminar für alle Mitarbeiter sei verpflichtend. Unter den ehrenamtlichen gäbe es viele Polizisten und Juristen ebenso Handwerker, Lehrer und Angehörige vieler weiterer Berufsgruppen bis hin zu Rentnern. Sie alle bringen ihre persönlichen Fähigkeiten und Kenntnisse mit, um sich für die Vereinsarbeit einzusetzen, sagt Melanie Dalcolmo.
Die Tätigkeiten die der „Weisse Ring“ anbietet werden rein aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden, Geldbußen und testamentarischen Zuwendungen finanziert. Die zugewandten Mittel werden planvoll, wirtschaftlich und effektiv eingesetzt. Staatliche Zuschüsse nimmt der „Weisse Ring“ nicht in Anspruch.
Menschen die schnelle Hilfe oder eine Weitervermittlung zu anderen Hilfen benötigen, wenden sich an das bundesweite, kostenfreie und anonyme Opfer-Telefon 116 006 des WEISSEN RINGS, 7 Tage die Woche von 7 bis 22 Uhr.
Die Außenstelle Pforzheim ist erreichbar über:
Website: pforzheim-enzkreis-baden-wuerttemberg.weisser-ring.de
E-Mail: pforzheim-enzkreis@mail.weisser-ring.de