Gemeinde Wurmberg zieht Konsequenzen

KOMM-IN vor tiefgreifendem Wandel

bei Georg Kost

Das KOMM-IN in der Gollmerstraße in Wurmberg steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Foto Georg Kost

WURMBERG,  22.03.2025 (rsr) – Ein einstimmiger Gemeinderatsbeschluss mit weitreichenden Folgen: Die Gemeinde Wurmberg hat entschieden, die Partnerverträge mit der Deutschen Post AG zum Betrieb der Post-Partnerfiliale im KOMM-IN-Dienstleistungszentrum zum nächstmöglichen Zeitpunkt zu kündigen. Dieser Schritt erfolgte schweren Herzens, wie Bürgermeister Jörg-Michael Teply bei der Gemeinderatsitzung am Donnerstag im Rathaus vor leeren Besucherplätzen betonte, war jedoch angesichts der finanziellen Belastungen unausweichlich.

Das KOMM-IN wurde 2006 ins Leben gerufen und galt seither als zentrale Anlaufstelle für Bürgerinnen und Bürger. Das Dienstleistungszentrum in der Ortsmitte vereint aktuell öffentliche und gewerbliche Angebote unter einem Dach. Neben dem Bürgerbüro beherbergt das Zentrum die Post-Partnerfiliale, Toto-Lotto sowie eine Textilreinigung. Ziel war es, den Menschen vor Ort Wege zu ersparen und ein breites Serviceangebot bereitzustellen.

Doch die finanzielle Bilanz der vergangenen Jahre zeigt ein ernüchterndes Bild: Zwischen 2019 und 2022 verzeichnete das KOMM-IN ein jährliches Defizit von rund 125.000 Euro – eine Belastung, die auf Dauer nicht tragbar ist. Diese Entwicklung zwang die Gemeinde, über die Zukunft des Zentrums nachzudenken. Erste Anzeichen dieser Entwicklung wurden schon im Januar deutlich, als die Haushaltsplanung 2025  und Finanzplanung bis 2028 im Gemeinderat diskutiert wurde.

Ein ebenfalls mit entscheidender Faktor war und ist zudem der wachsende Fachkräftemangel. Der Betrieb des KOMM-IN erfordert stets, dass mindestens zwei Mitarbeitende gleichzeitig anwesend sind – mit Ausnahme des Samstags. Doch die Personalgewinnung gestaltete sich zunehmend schwierig. „Die Verdienstmöglichkeiten im öffentlichen Dienst hinken im Vergleich zur Privatwirtschaft hinterher“, erklärte Teply.
Die ohnehin angespannte Personalsituation wurde durch die Corona-Pandemie noch verschärft. Aus der Notwendigkeit, Kundenströme zu reduzieren und Kontakte zu vermeiden, resultierten Zutrittsbeschränkungen und eine strikte Trennung von Öffnungszeiten zwischen öffentlichen und gewerblichen Dienstleistungen, die bis heute weitgehend beibehalten wurden.

Angesichts der zunehmenden personellen Engpässe und der bevorstehenden Neubesetzung der Teamleitung im KOMM-IN stand die Gemeindeverwaltung vor einer schwierigen Entscheidung.
„Die Gemeinde ist angehalten, freiwillige Angebote kritisch zu hinterfragen, um die kommunalen Pflichtaufgaben bestmöglich erfüllen zu können“, betonte der Bürgermeister. Somit rückte auch das Angebot der Postdienstleistungen in den Fokus.

Die Kündigung des Partnervertrags mit der Deutschen Post AG ist mit einer Frist von sechs Monaten zum Monatsende möglich. Eine Kündigung bis spätestens Ende März 2025 würde somit das Vertragsende auf den 30. September 2025 festlegen. Dennoch betonte Teply, dass die Gemeinde Wurmberg die Deutsche Post AG bei der Suche nach einer Nachfolgelösung im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützen werde.

Nach der Postuniversaldienstleistungsverordnung ist die Deutsche Post AG verpflichtet, im Ort mindestens eine stationäre Einrichtung vorzuhalten, in der Verträge über Briefbeförderungsleistungen abgeschlossen werden können.

Für die Zukunft plant die Gemeindeverwaltung, das Bürgerbüro nach Abschluss der bevorstehenden Umbau- und Sanierungsarbeiten im „neuen Rathaus“ unterzubringen. Dies würde nicht nur die Gemeindeverwaltung räumlich wieder unter einem Dach vereinen, sondern auch die Organisation der Dienstleistungen vereinfachen.

Da die Fertigstellung jedoch nicht vor Ende 2026 zu erwarten ist, wird das Bürgerbüro übergangsweise in den bisherigen Räumen in der Gollmerstraße bleiben. Dies bietet die Möglichkeit, die Annahme von Toto-Lotto und Textilreinigung vorerst weiterzuführen, bis auch für diese Angebote adäquate Nachfolgelösungen gefunden sind.

Langfristig plant die Gemeinde, die Räumlichkeiten des KOMM-IN entweder zu vermieten oder zu verkaufen. Dabei soll jedoch besonderes Augenmerk darauf gelegt werden, eine Nachnutzung zu finden, die zur Stärkung der Ortsmitte beiträgt und neue Perspektiven schafft.