BÖBLINGEN/BONDORF, 10.05.2022 (pm) – “Die Zeitenwende einläuten” und “fit für die Zukunft machen” waren die beherrschenden Schlagworte bei der Versammlung des Kreisfeuerwehrverbands Böblingen in der Bondorfer Zehnscheuer. Den fast ausschließlich ehrenamtlichen Feuerwehrangehörigen dankte der Böblinger Landrat Roland Bernhard und sagte ihnen jegliche Unterstützung zu, um dieses “überragende Ehrenamt” fit für die Zukunft zu machen.
Unter den zahlreichen Ehrengästen waren neben dem Landrat auch sein Stellvertreter, der Erste Landesbeamte Martin Wuttke, die Staatssekretärin im baden-württembergischen Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Sabine Kurtz, Abgeordnete aus Bundestag, Landtag und Kreistag sowie fast alle Bürgermeister des Landkreises. Markus Priesching wurde mit 112 Stimmen als Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes fast einstimmig wiedergewählt.
Im vergangenen Jahr haben im Landkreis Böblingen exakt 4.096 Feuerwehrangehörige in 26 Freiwilligen sowie drei Werkfeuerwehren Dienst geleistet – in den Einsatzabteilungen, in den Seniorengruppen und in den Jugendfeuerwehren. Diese Menschen erfüllen ehrenamtlich und nahezu unentgeltlich eine Pflichtaufgabe der Städte und Gemeinden zum Wohle und zum Schutz von über 400.000 Bewohnern des Landkreises – und das an 365 Tagen im Jahr, rund um die Uhr. Diese Sicherheit ist auch für Unternehmen und Betriebe enorm wichtig und wird ein immer größerer Entscheidungsfaktor für die Standortauswahl. “Erfreulich ist, dass seitens der kommunalen Verwaltungen uneingeschränkt optimale, technische Voraussetzungen für unsere Arbeit und unsere Sicherheit geschaffen und ermöglicht werden”, lobte Markus Priesching, der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes Böblingen in seinem Jahresbericht. Er wies angesichts der Corona-Pandemie, den verheerenden Naturkatastrophen im vergangenen Jahr im Landkreis Reutlingen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen und dem Krieg mitten in Europa aber auch darauf hin, dass der Katastrophen- und Bevölkerungsschutz in kürzester Zeit eine große Bedeutung erlangt habe. “Wir müssen uns deshalb gemeinsam Gedanken machen und uns zukunftsfähig aufstellen”, mahnte Priesching, der von den anwesenden Delegierten mit 112 Stimmen fast einstimmig als Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes Böblingen wiedergewählt wurde. Das überwältigend gute Wahlergebnis zeugt einerseits von seiner enormen Beliebtheit und spricht andererseits auch dafür, wie erfolgreich, vorausschauend, zielstrebig, engagiert und fachlich fundiert Markus Priesching die Interessen der Feuerwehren im Landkreis Böblingen vertritt.
Feuerwehren wünschen sich eine zentrale Übungseinrichtung im Landkreis
Markus Priesching riss in seiner Rede vor den 115 Delegierten sowie zahlreichen Kreisräten und Bürgermeistern, Landtags- und Bundestagsabgeordneten sowie Gästen der anderen Hilfsorganisationen die Zukunftsthemen aus Feuerwehrsicht an. Beispielsweise sei ein neues, landesweites Konzept für die integrierten Leitstellen notwendig, um die qualifizierte Einsatzunterstützung der ehrenamtlichen Einsatzkräfte sicher zu stellen. Mit der Ausstattung der Wehren mit Digitalfunk werde ebenfalls ein wichtiger Schritt in die Zukunft gemacht. Er betonte, dass weiter in die jetzt schon sehr gute Ausbildung der Feuerwehrangehörigen investiert werden müsse. Dafür wäre eine zentrale Feuerwehr-Übungseinrichtung im Landkreis anzustreben, wo Übungshaus und Übungsturm sowie Einrichtungen zum Üben von technischen Hilfeleistungen und für Brandeinsätze viele verschiedene Übungsszenarien möglich machen würden. “Dadurch können wir sicherstellen, dass künftig alle Feuerwehrangehörigen gleich gut ausgebildet sind und gleichzeitig erreichen, dass nicht jeder ehrenamtliche engagierte Gruppen- und Zugführer selbst und zeitaufwändig die Übungseinheiten vorbereiten muss”, so der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes Böblingen. Zumal es immer schwieriger werde, vor Ort geeignete Übungsobjekte zu finden.
Priesching appellierte an die Verantwortlichen auf Landes-, Kreis- und Gemeindeebene, auch weiterhin aktiv daran mitzuwirken, dass die Rahmenbedingungen für das unverzichtbare ehrenamtliche Engagement in der Feuerwehr stimmen. “Neben der Investitionen in Fahrzeuge und Technik darf auch der “Faktor Mensch” in der Feuerwehr nicht vergessen werden”, betonte Markus Priesching in seiner mit langem Applaus bedachten Rede. Dazu gehöre die greifbare Anerkennung des Ehrenamtes ebenso wie eine tatkräftige Unterstützung bei der Personalgewinnung und einer spürbaren Entlastung des Ehrenamtes bei der immer weiter zunehmenden Verwaltungsarbeit.
Zuspruch für eine zentrale Übungseinrichtung auf Kreisebene erhielt Priesching von Gerd Zimmermann, Geschäftsführer des Landesfeuerwehrverbandes Baden-Württemberg. Denn angesichts des demografischen und gesellschaftlichen Wandels müssten sich die Feuerwehren laufend hinterfragen, optimieren und neu erfinden. Neue Lernformen in der Aus-, Fort- und Weiterbildung der zu 97 Prozen rein ehrenamtlichen Feuerwehrangehörigen seien ebenso notwendig wie neue Konzepte für die praktische Ausbildung. Aus Sicht des Landesfeuerwehrverbandes sei zudem die Novellierung des Landeskatastrophenschutzes dringend erforderlich. Bei der Neuordnung des Landeskatastrophenschutzgesetzes gehe es vor allem darum, wie die zuständigen Katastrophenschutz-Behörden beispielsweise mit Infektionslagen, flächendeckenden A-B-C-Lagen, dem Ausfall der kritischen Infrastruktur, einem Zusammenbruch einer geregelten Treibstoff-, Lebensmittel- und Arzneimittelversorgung sowie dem Ausfall der Kommunikationsmittel umzugehen haben. Dafür seien konkrete Handlungsanweisungen durch die Ministerien ebenso zwingend erforderlich wie mehr Planungspersonal, eine zielorientierte Organisationsstruktur in den Unteren Katastrophenschutzbehörden sowie eine deutliche Aufstockung der finanziellen Mittel des Landes und der Stadt- und Landkreise.
Dankeschön für die großartige Arbeit der Feuerwehren im Landkreis
“Ihr Mut und Ihre Hilfsbereitschaft kommt uns allen zugute. Sie setzen sich ein, schützen und retten fremdes Leben und Eigentum, dafür kann man Ihnen nicht oft genug danken!” Mit diesen Worten begann der Böblinger Landrat Roland Bernhard sein Grußwort. Er freue sich besonders, dass die Zahl der Feuerwehrangehörigen im Landkreis Böblingen stabil sein und im Bereich der Jugendfeuerwehr sogar steige. “Das spricht für eine tolle Jugendarbeit, die für uns alle so wichtig ist”, so der Landrat weiter. Dennoch sei es unerlässlich, für eine starke Feuerwehr zu werben, “denn davon hängt im Notfall alles ab!” Deshalb sei es ihm wichtig, dass man im Landkreis alles dafür tue, um dieses “überragende Ehrenamt” fit für die Zukunft zu machen. Der Landrat appellierte allerdings dazu, die Frauenquote in den Feuerwehren deutlich zu erhöhen: “Ich lege Ihnen ans Herz, diese Zahl zu erhöhen.” Die Naturkatastrophe im Ahrtal habe deutlich gemacht, dass man auch im Landkreis Bilanz ziehen müsse, wo die Risiken seien. “Wir schauen uns das derzeit an und werden Antworten für die Zukunft finden”, versprach Landrat Roland Bernhard.
Steigende Mitgliederzahlen in den Jugendfeuerwehren
“Das haben wir schon immer so gemacht”, sei mit Abstand der Satz, den er am häufigsten höre, so der Böblinger Kreisbrandmeister, Guido Plischek. Aber der Blick zurück helfe nicht. “Wir verantworten den Katastrophen- und Bevölkerungsschutz. Die Aufgaben werden größer und komplexer, wir müssen uns dem stellen, müssen umdenken, müssen Neuerungen mitgestalten”, mahnte Plischek. Anpacken gehe nur gemeinsam, die Aufgaben würden sich ändern. “Darauf müssen wir gemeinsam die Menschen vorbereiten”, warb der Kreisbrandmeister in seinem Bericht.
Wie es um den Nachwuchs steht, schilderte der Kreisjugendfeuerwehrwart Gianluca Biela. In den Jugendfeuerwehren des Landkreises waren 2021 insgesamt 606 Kinder und Jugendliche aktiv, was einem Rückgang gegenüber dem Vorjahr bedeute. Biela machte dafür zwei Jahre Corona-Lockdown und die damit verbundenen Einschränkungen verantwortlich, motivierte seine Mitstreiter jetzt wieder durchzustarten und mit Motivation und Tatendrang sich wieder der Jugendarbeit anzunehmen. 2022 werde man das 50-jährige Jubiläum im Böblinger Freibad nachfeiern.
160 Jahre Feuerwehr Bondorf
Eröffnet wurde die Verbandsversammlung vom Gastgeber des Abends, dem Bondorfer Bürgermeister Bernd Dürr. Anlässlich des 160-jährigen Jubiläums der Feuerwehr Bondorf begrüßte er die Kreisfeuerwehren in seiner Gemeinde und brachte seinen Stolz auf die eigene Wehr zum Ausdruck. “Wir schätzen, was wir an Ihnen haben und wissen, dass wir uns Dank Ihres ehrenamtlichen Engagements sicher fühlen dürfen”.
Stellvertretend für alle Abgeordneten sprach der CDU-Bundestagsabgeordnete Marc Biadacz in der Bondorfer Zehntscheuer. “Wir haben eine Zeitenwende und müssen andere Prioritäten setzen!” Wichtig sei es, dem Katastrophenschuz mehr Verantwortung zu geben und dessen Einsatzfähigkeit zu stärken.
Standing-Ovation für scheidenden Kreispressesprecher
Zum Ende der Versammlung des Kreisfeuerwehrverbandes Böblingen verabschiedete Markus Priesching seinen langjährigen Kreisfeuerwehr-Pressesprecher Gerd Zimmermann aus seinem Amt: “Du hast dem Kreisfeuerwehrverband Böblingen ein Gesicht gegeben und durch Deine unermüdliche, fleißige Arbeit enorm viel für die Feuerwehren im Landkreis Böblingen mit bewirkt.” Priesching rief beispielhaft nur einige erfolgreiche Projekte von Zimmermanns Wirken in den vergangenen acht Jahre in Erinnerung, darunter die Landesverbandsversammlung 2015 mit einem wahren Feuerwerk an Werbung und Öffentlichkeitsarbeit sowie einer im gesamten Landkreis verteilten Imagebroschüre, die Feuerwehr-Jahresserie im Gäubote, die Brandhilfe für alle Feuerwehrangehörigen im Landkreis Böblingen, die Entwicklung eines eigenen Corporate Designs und Logos für den Kreisfeuerwehrverband, eine eigene Homepage, 33 KFV-Newsletter, sieben Jahresberichte sowie zahlreiche Pressemitteilungen und natürlich auch einige Powerpoint-Folien für die Verbandsversammlungen. Zudem habe Gerd Zimmermann in dieser Zeit zahlreiche Jour-Fixe-Termine für die Feuerwehr-Pressesprecher im Landkreis Böblingen organisiert, bei denen man miteinander und voneinander konnte und dadurch erreicht habe, dass die Öffentlichkeitsarbeit der Feuerwehren im Landkreis Böblingen insgesamt sehr gut aufgestellt ist. Das Plenum schließlich würdigte Zimmermanns Arbeit als Pressesprecher mit Standing Ovations, was für ihn sichtlich emotional war.