Asiatische Hornisse breitet sich in Baden-Württemberg weiter aus

Nest in Pforzheim-Hohenwart entfernt - Imker warnt vor eigenständigen Eingriffen

bei Georg Kost

Asiatische Hornisse breitet sich in Baden-Württemberg weiter aus. Am Samstag wurde in Hohenwart ein Nest entfernt. Foto: privat

PFORZHEIM/ENZKREIS, 15.10.2025 (rsr) -Die invasive Asiatische Hornisse (Vespa velutina) breitet sich zunehmend in Baden-Württemberg aus. In Pforzheim-Hohenwart wurde am vergangenen Wochenende ein Nest entfernt. Der Fund zeigt, dass sich die ursprünglich aus Südostasien stammende Hornisse inzwischen auch in der Region etabliert hat.
Die Asiatische Hornisse wurde 2004 über Warenimporte nach Frankreich eingeschleppt und hat sich seither in weiten Teilen Europas verbreitet. In Baden-Württemberg wurde sie erstmals 2014 nachgewiesen, seit 2025 gilt die Art in Deutschland als etabliert.

Bedrohung für heimische Insekten
Im Vergleich zur heimischen Europäischen Hornisse (Vespa crabro) ist die Vespa velutina kleiner. Typisch sind ihr dunkler Körper, gelbe Beine und ein orangefarbenes Stirnschild. Der schwarze Hinterleib trägt breite, gelb-orangefarbene Binden – ein eindeutiges Erkennungsmerkmal.
Die Asiatische Hornisse gilt als invasive Art mit erheblichen Auswirkungen auf die heimische Tierwelt. Sie jagt vor allem Honig- und Wildbienen sowie andere Bestäuberinsekten. Ihre Staaten können bis zu 2.000 Tiere umfassen – deutlich mehr als die rund 700 Individuen eines europäischen Hornissenvolks. Durch zunehmend milde Winter überleben teilweise sogar ganze Arbeiterinnenpopulationen, was die Ausbreitung weiter begünstigt.
Neben ökologischen Folgen wurden in anderen europäischen Ländern bereits wirtschaftliche Schäden festgestellt. In Spanien und Frankreich kam es etwa zu Ernteverlusten, da die Hornissen auch zuckerhaltige Früchte anfliegen.

Typisch für die Vespa velutina ist, dass sie im zeitigen Frühjahr zunächst ein sogenanntes Primärnest gründet – häufig in Bodennähe oder in Hecken. „Oft geschieht das, bevor die meisten Hecken geschnitten werden“, erklärt Imker Johannes Dehmer aus Neuhausen. Im Frühsommer verlagern die Tiere ihr Volk in ein größeres Sekundärnest, das meist in zehn bis 30 Metern Höhe hängt. Dehmer warnt eindringlich davor, Nester eigenständig zu entfernen: „Wenn sich die Tiere am Nest bedroht fühlen, sollte man sich in Sicherheit bringen, weil sie schneller fliegen, als Menschen rennen können.“
Außerhalb des Nestes seien die Tiere jedoch friedlich: „Wenn die Hornissen auf Nahrungssuche sind, verhalten sie sich überhaupt nicht aggressiv.“

Fachleute in ihren Schutzanzügen. Foto: privat

Nestentfernung in Hohenwart
Das jüngste Nest in Pforzheim-Hohenwart befand sich rund 15 Meter hoch in einem Baum. Nach der Ortung wurde es mithilfe eines Hubsteigers erreicht. Fachleute in Schutzanzügen entfernten umliegende Äste, saugten herausfliegende Tiere mit einem Spezialgerät ab und injizierten anschließend ein Betäubungsmittel. Danach wurde das Nest abgenommen und zur sicheren Entsorgung verbrannt.

Aufruf zur Mithilfe
Behörden und Umweltverbände rufen die Bevölkerung auf, Sichtungen der Asiatischen Hornisse zu melden. Sowohl einzelne Tiere als auch Nester sollten mit Foto, Fundort und Datum dokumentiert und über die Meldeplattform der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) eingereicht werden: www.lubw.baden-wuerttemberg.de/natur-und-landschaft/asiatische-hornisse-melden

Auch der NABU nimmt entsprechende Hinweise entgegen. Von eigenständigen Nestentfernungen wird ausdrücklich abgeraten – zu groß ist die Gefahr durch das Abwehrverhalten der Tiere und die teils hohe Lage der Nester.
Mit der weiteren Ausbreitung der Asiatischen Hornisse steht Baden-Württemberg vor einer neuen Herausforderung im Umgang mit invasiven Arten. Die Beobachtung und Meldung von Funden bleibt entscheidend für den Schutz heimischer Insekten.