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STUTTGART, 21.07.2025 (rsr) – In Baden-Württemberg steigt die Zahl überschuldeter junger Menschen spürbar an. Der aktuelle GesellschaftsReport Baden-Württemberg zeigt, dass besonders unter 30-Jährige zunehmend mit finanziellen Problemen konfrontiert sind. Die Landesregierung reagiert mit einer finanziellen Förderung in Höhe von 750.000 Euro für Präventionsprojekte. Ziel ist es, junge Erwachsene besser auf finanzielle Herausforderungen vorzubereiten.
Steigende Schulden bei jungen Erwachsenen
Der Report, herausgegeben vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration, benennt unter anderem offene Forderungen bei Telekommunikationsanbietern, öffentlichen Stellen und Versandhäusern als typische Schuldenursachen. Hinzu kommen moderne Finanzierungsmodelle wie Ratenkäufe oder Zahlungsaufschübe („Buy now, pay later“), die angesichts knapper Einkommen leicht in Anspruch genommen werden. Sie ermöglichen kurzfristige Konsumteilhabe, bergen aber mittelfristig erhebliche Risiken.
Laut dem SchuldnerAtlas ist die Überschuldungsquote bei unter 30-Jährigen im Jahr 2024 weiter angestiegen. Besonders problematisch ist die oft geringe finanzielle Bildung in Kombination mit der zunehmenden Komplexität wirtschaftlicher Entscheidungen.
Förderprogramm zur Schuldenprävention
Mit dem Förderaufruf „Schuldenfrei ins Leben“ will das Sozialministerium auf diese Entwicklung reagieren. Die Mittel sollen gezielt in Präventionsprojekte fließen, die junge Menschen frühzeitig über finanzielle Zusammenhänge aufklären. Im Fokus stehen niedrigschwellige, lebensnahe Angebote, die unter anderem in Schulen, Jugendzentren oder bei Bildungsträgern umgesetzt werden könnten. Vorgesehen ist auch die Förderung von Unterstützungsangeboten für bereits überschuldete junge Erwachsene.
Kritisch zu bewerten bleibt, dass die Förderung zwar auf zwei Jahre angelegt ist, jedoch bislang keine langfristige Verstetigung oder strukturelle Einbindung in Bildungseinrichtungen angekündigt wurde. Auch bleibt offen, ob die angesetzten Mittel in Relation zur betroffenen Zielgruppe ausreichend sind.
Multiplikatoren und Übergangssituationen im Fokus
Ein zentrales Anliegen der neuen Förderung ist die Sensibilisierung von Bezugspersonen – etwa Fachkräften, Eltern oder Ehrenamtlichen – sowie der Aufbau von Peer-to-Peer-Formaten, in denen junge Menschen einander auf Augenhöhe unterstützen. Besondere Aufmerksamkeit gilt biografischen Übergängen wie dem Berufseinstieg oder dem Verlassen des Elternhauses, die häufig mit finanziellen Entscheidungen verbunden sind.
Ob die Maßnahmen des Landes den Trend zur Überschuldung tatsächlich bremsen können, wird sich erst mittelfristig zeigen. Fachleute weisen darauf hin, dass finanzielle Bildung zwar ein wichtiger Baustein ist, aber auch strukturelle Ursachen wie prekäre Beschäftigung, Wohnkosten und soziale Erwartungen stärker in den Blick genommen werden müssten.