Zahl der Wildunfälle soll verringert werden

Arbeitsgruppe Wildunfallprävention im Enzkreis legt Maßnahmen an Wildunfallstrecken fest

bei Georg Kost

Symbolfoto: infopress24.de

ENZKREIS, 27.10.2023 (enz) – Seit Jahren nimmt die Zahl der Wildunfälle auf unseren Straßen zu. Das Land Baden-Württemberg hat sich daher zum Ziel gesetzt, die Zahl zu reduzieren. Der Enzkreis wurde als eine von landesweit zwei Modellregionen ausgewählt, um Maßnahmen der Unfallprävention zu testen. Für den Enzkreis sprach neben der landschaftlichen Struktur auch die Tatsache, dass der Enzkreis einen erfahrenen Wildtierbeauftragten sowie gute Kenntnisse über die Lage der Unfallschwerpunkte im Landkreis hat.

„Die auf Landesebene entwickelten Ansätze wollen wir nun im Enzkreis erproben“, erklärt Holger Nickel, Enzkreis-Dezernent für Landwirtschaft, Forsten und öffentliche Ordnung. „Dafür haben wir aus Fachleuten der Gemeinden, der Jäger, der Polizei, des Amtes für nachhaltige Mobilität sowie des Landwirtschafts-, des Forst- und des Straßenverkehrsamtes eine Arbeitsgruppe Wildunfallprävention im Enzkreis gebildet“, führt er weiter aus. Diese Experten haben anhand von polizeilichen Unfalldaten acht Strecken im Enzkreis ausgewählt, die beispielhaft die Verhältnisse im Kreis abbilden. „Die Wildunfallstrecken führen durch alle Landschaftsformen des Enzkreises, durch Wälder und landwirtschaftlich geprägte Umgebungen, aber auch durch Gebiete mit Wald und Feldanteilen“, weiß Wildtierbeauftragter Bernhard Brenneis.

Als Wildunfallstrecken gelten insbesondere einige Strecken rund um die Gemeinde Birkenfeld als Hot Spot für Wildunfälle. Ausgewählt wurde dort daher die Kreisstraße K 4538 von der Regelbaumstraße zum Ersinger Kreuz, die K 4576 Birkenfeld-Obernhausen und auch die Landesstraße L 565 in Richtung Kreisverkehr Rickertswasen. Im Norden und Nordosten des Enzkreises werden neben der Kreisstraße von Knittlingen nach Freudenstein und der Landestraße zwischen Ötisheim und Maulbronn/West auch zwei Bundesstraßen, die B 294 zwischen Bauschlott und Bretten wie auch die B 35 zwischen Lienzingen und Illingen, ins Visier genommen. Da auf der Kreisstraße zwischen Öschelbronn und Wurmberg ebenfalls besonders häufig Unfälle mit Wildtieren der Polizei gemeldet werden, ist auch diese für das Präventionsprojekt vorgesehen.

„In der letzten Sitzung hat die Arbeitsgruppe nun passende Maßnahmen für die einzelnen Wildunfallstrecken festgelegt“, sagt Nickel. Diese werden nun auf ihre Wirksamkeit hin überprüft, beschreibt er das weitere Vorgehen. Führen die Maßnahmen zu einer nachhaltigen Reduzierung der Wildunfälle, sollen diese anschließend in ganz Baden-Württemberg umgesetzt werden. „Die Verbesserung der Verkehrssicherheit für die Menschen im Enzkreis und die Vermeidung von Tierleid sind uns wichtig. Daher beteiligt sich der Enzkreis gerne als Modellregion“, erklärt Nickel.

Zunächst sollen nun alle alten „Wildwechsel“-Gefahrzeichen im gesamten Enzkreis entfernt und neue Schilder nur an den aktuell ermittelten Wildunfallstrecken aufgestellt werden. „Damit wird Gewöhnungseffekten entgegengewirkt und die Aufmerksamkeit der Verkehrsteilnehmer erhöht“, erläutert Brenneis.

Zudem werden jeder Wildunfallstrecke nur bestimmte Maßnahmen zugeordnet, um deren Einfluss auf das Unfallgeschehen besser erkennen zu können. Um die Sichtbarkeit des Wildes für den Autofahrer zu erhöhen, wird beispielsweise regelmäßig die Vegetation an den Straßenrändern kontrolliert. Auch eine Rücknahme des Waldes und mehrmaliges Mulchen im Jahr sind geeignet, um das Wild besser und früher sehen zu können.

Daneben können auch Geschwindigkeitsbeschränkungen zu einem Rückgang der Wildunfälle beitragen. Auf die Wirksamkeit einer Idee ist Nickel besonders gespannt: „Dynamische Dialogdisplays mit Wildtiersymbolen sollen Autofahrer künftig ab einer bestimmten Geschwindigkeit auf die Gefahr durch Wildunfälle aufmerksam machen.“ Ob sich die Beschilderung auf tatsächlich gefahrene Geschwindigkeiten auswirkt, wird durch den Einsatz von Seitenradargeräten überprüft. Als weitere Maßnahme soll auch die gezielte Bejagung in der Umgebung der Wildunfallstrecken helfen, die Unfallzahlen zu senken.

Nickel und Brenneis appellieren darüber hinaus an alle Verkehrsteilnehmer, gerade in der dunklen Jahreszeit überall mit Wildwechsel zu rechnen und entsprechend vorsichtig und vorausschauend zu fahren.