Sichere Zufluchtsorte für Kinder in Neuhausen

Startschuss für 17 Notinseln

bei Georg Kost

Thomas Müller vom LC Johannes Reuchlin und Bürgermeisterin Sabine Wagner beim Anbringen des Notinsel-Zeichen am Rathaus. Foto: infopress24.de

NEUHAUSEN, 24.04.2024 (rsr) – Es hat einiges an Vorbereitung und Aufwand abverlangt, doch seit Dienstag finden sich in allen vier Ortsteilen der Gemeinde Neuhausen insgesamt 17 sogenannte Notinseln. Diese Anlaufstellen sollen Kindern Unterstützung und einen Zufluchtsort geben, wenn sie Schutz und Hilfe im öffentlichen Raum, etwa in akuten Gefahrensituationen benötigen.
Am Dienstagabend wurde das Projekt von Neuhausens Bürgermeisterin Sabine Wagner und dem Vorsitzenden vom Förderverein des Lions Club Pforzheim Johannes Reuchlin, Thomas Müller, mit dem Anbringen des ersten Notinsel-Zeichens am Rathaus, ins Leben gerufen.
Die jetzt etablierten Notinseln sollen sich auch im neu erarbeiteten Schulwegplan wiederfinden, der am Freitag Thema der Gemeinderatsitzung in der Schwarzwaldhalle Schellbronn ist. Wie Sabine Wagner dazu erwähnte steht dieser ab dem 1. Mai auf der Homepage der Gemeinde zum Download bereit. Der Schulwegplan soll zudem regelmäßig aktualisiert werden.

Mit dem Dank an den Lions Club Pforzheim Johannes Reuchlin, für die Unterstützung bei der Etablierung der Notinseln, würdigte Bürgermeisterin Sabine Wagner zudem die Bereitschaft der Teilnehmenden Ladengeschäfte, die mit ihrer Selbstverpflichtungserklärung ein Zeichen für den Kinderschutz setzen.
An allen Standorten, die das Notinsel-Zeichen an der Tür tragen, soll künftig Kindern signalisiert werden,  „Wo wir sind, bist Du sicher.“
Neben den kommunalen Einrichtungen in Neuhausen mit seinen Ortsteilen (Rathaus, Kindergärten, Schule & Freibad) und zwei schon bestehenden Anlaufpunkten, konnten sieben weitere Ladengeschäfte dazu gewonnen werden, freut sich Rathausmitarbeiterin Johanna Ehringer.

Notinseln im Ortsteil Neuhausen: Rathaus, Bäckerei Böss, Apotheke am Rathaus, Kindergarten, Metzgerei Reinkunz, Frisör Kristof, Getränkemarkt Streb.
Notinseln im Ortsteil Schellbronn: Kindergarten, Freibad, Cindy`s Lädle, Frisör Kristof
Notinsel im Ortsteil Hamberg: Kindergarten
Notinseln im Ortsteil Steinegg: Verbandsschule im Biet, Altenpflegeheim Sankt Josef, Kindergarten, Dorfladen Laib + Seele

 

 

Hintergrund:
Wer kann Notinsel werden?
Voraussetzung ist, dass es in der betreffenden Kommune  bereits einen Notinsel-Standort-Partner gibt. Gibt es einen Standort-Partner, können Geschäfte, welche über Publikumsverkehr verfügen und die folgenden Kriterien erfüllen Notinseln werden: Der Ladenraum muss ebenerdig (im EG!) liegen und für Kinder von der Straße gut erreichbar sein (keine Geschäfte in Hinterhöfen). Geschäfte, bei denen ein Kind klingeln oder nach der Tür suchen muss, kommen als Notinseln nicht in Frage. Ebenso Geschäfte, die eingeschränkte Öffnungszeiten haben (z.B. nur 2-3 mal wöchentlich geöffnet), sind nicht geeignet. Im Laden soll das Hilfe suchende Kind keinen anonymen Geschäftsraum vorfinden, sondern soll gleich, wenn es die Tür hinter sich schließt, einen Ansprechpartner antreffen.

Selbstverpflichtung:
Die Vereinbarung verpflichtet die teilnehmenden Geschäfte dazu, ihr Geschäft mit einem Notinsel-Aufkleber sichtbar zu kennzeichnen. Dieser Aufkleber darf nur am Ladenfenster oder der Türe des teilnehmenden Geschäfts angebracht werden und muss bei Geschäftsaufgabe oder Wegzug entfernt werden. Die teilnehmenden Geschäfte verpflichten sich dazu, die Sorgen eines Hilfe suchenden Kindes ernst zu nehmen und entsprechend der Handlungsanweisung zu handeln. Die Selbstverpflichtung weist darauf hin, dass das Jugendamt und der lokale Projektträger jederzeit auch unangemeldet den Geschäftsraum aufsuchen können und dass in einem Verdachtsfall ein polizeiliches Führungszeugnis eingeholt werden kann.

Entstehen für das Notinsel-Geschäft Kosten?
Nein, den teilnehmenden Geschäften entstehen keine Kosten. Die Kosten für den Druck des Werbe und Informationsmaterials, sowie der Ausstattung für die Notinseln werden vom regionalen Projektträger getragen bzw. von Sponsorengeldern abgedeckt.

Das Projekt „Notinsel“ wurde 2002 durch die Stiftung Hänsel und Gretel in Karlsruhe initiiert und überträgt es seitdem bundesweit auf Städte, Gemeinden und Landkreise. Pforzheim und der Enzkreis gehörten seit Juni 2015 dazu. Sponsor-Partner in Pforzheim und im Enzkreis ist der Lions Club Pforzheim Johannes Reuchlin.

Um bei der Übertragung des Projektes eine gleichbleibend hohe Qualität gewährleisten zu können, wurden mit allen interessierten Kommunen Richtlinien zur Umsetzung des Projektes vereinbart, in deren Rahmen jede Stadt eigenständig die Notinsel umsetzt.
Das Social Franchising, welches hier für den Projekttransfer genutzt wird, ist der Methode des kommerziellen Franchisings zwar ähnlich, es gibt aber jedoch einige grundsätzliche Unterschiede: während im kommerziellen Bereich die Gewinnmaximierung angestrebt wird, konzentriert sich der gemeinnützige Sektor auf die Erhöhung des sozialen Nutzens. Alle angeschlossenen Standorte profitieren von Best-Practice-Beispielen und den Erfahrungen anderer. So kann das Projekt permanent optimiert werden. Dieses Modell wird zur Übertragung sozialer Projekte vom Bundesverband Deutscher Stiftungen, Berlin, ausdrücklich empfohlen.