Neue Bestattungsform in Friolzheim

Gemeinderat beschließt Schaffung eines Friedwaldes

bei Georg Kost

Symbolfoto: infopress24de

FRIOLZHEIM, 05.04.2024 (pm) – Der Friolzheimer Gemeinderat hat in seiner letzten Sitzung vor Ostern die Schaffung eines Bestattungswaldes beschlossen. Beim geplanten Waldstück handelt es sich um ein etwa 40 Hektar große Fläche im südwestlichen Teil der Gemeinde Friolzheim, direkt an der Gemarkungsgrenze zur Nachbargemeinde Tiefenbronn.
Der Tiefenbronner Friedhof liegt in unmittelbarer Nachbarschaft.
Die Fläche steht vollständig im Eigentum des Landes Baden-Württemberg beziehungsweise der Landesforstverwaltung. Die Waldsubstanz bleibt dabei weitgehend unverändert und wird wie ein gewöhnliches Waldstück gepflegt und entwickelt. Bestehende Waldwege und Rückegassen werden als Zugangswege genutzt. Auch nach Etablierung des Bestattungswaldes ist die Fläche weiterhin unbeschränkt betret- und benutzbar.

Die Gemeinde Friolzheim wird zeitnah die Widmung des fraglichen Waldstücks zum Friedhof beantragen und eine Nutzungsordnung analog einer Friedhofsordnung erlassen. Parallel dazu schließt sie mit dem Waldeigentümer sowie dem künftigen Betreiber – der FriedWald GmbH – Verträge, die die zukünftige Zusammenarbeit regeln. Die Inbetriebnahme ist für das Jahr 2025 vorgesehen.

Ein Bestattungswald ist eine alternative Bestattungsform, dabei handelt es sich nach öffentlichem Recht genehmigte Friedhöfe im Wald. Die Asche von Verstorbenen ruht in biologisch abbaubaren Urnen unter Bäumen, die in einem als Bestattungswald gewidmeten Wald stehen. Während der eine die Nähe zur Natur sucht, wünscht sich die andere eine Alternative zum konfessionellen Friedhof. Ein anderer wiederum möchte seinen Angehörigen ein Grab ohne Pflegeaufwand ermöglichen. Es gibt viele Gründe, warum sich Menschen dafür entscheiden, sich in einem Bestattungswald unter einem Baum bestatten zu lassen.
Für die Grabpflege sorgt im Wald ganz allein die Natur: Gestecke, Kerzen und Grabsteine passen nicht in die natürliche Umgebung. Auch das Dekorieren der Grabstellen mit Blättern, Ästen, Zapfen und Ähnlichem aus dem Wald stört das natürliche Bild. Grabschmuck jeder Art ist im Bestattungswald deswegen nicht erlaubt. So zieren – je nach Jahreszeit – Moose, Farne, Wildblumen, buntes Laub oder Schnee das Baumgrab. Auf Wunsch macht ein Namensschild am Baum auf die Grabstätte aufmerksam. Alle Baumgrabstätten sind gekennzeichnet und in Registern eingetragen. An den Hauptzugangswegen stehen Waldtafeln, auf denen die Fläche eingezeichnet ist, die als Bestattungsplatz dient. Die Tafel weist auch auf die Besonderheit des Ortes hin und hilft bei der Orientierung im Wald.

Menschen, die sich für eine Baumbestattung interessieren, müssen sich grundsätzlich für eine Einäscherung entscheiden. Ein Großteil der Interessenten sucht sich zu Lebzeiten den geeigneten Baum aus. Angehörige und Freunde werden über diesen Schritt informiert, im Idealfall wird eine Willenserklärung mit dem Beisetzungswunsch formuliert und handschriftlich hinterlegt.
Welche Rituale die Beisetzung in einem Bestattungswald begleiten, ist den Wünschen der Verstorbenen und ihrer Angehörigen weitgehend überlassen. Christliche Beisetzungen sind im Bestattungswald ebenso üblich wie Bestattungen ohne geistlichen Beistand. Manche Menschen beschließen, die Beisetzung allein durch die Familie und Freunde zu gestalten oder sich von einer Trauerrednerin oder einem Trauerredner Unterstützung zu holen. Auch Musik ist zentrales Element vieler Abschiede. Sie kann vom Tonband kommen oder auch von einer Band live im Wald gespielt werden.