Lebensturm für Artenvielfalt

Ein nachhaltiges Vorzeigeprojekt ist in Schömberg - Bieselsberg entstanden

bei Georg Kost

Das neue Insenkenhotel “Lebensturm” wurde in Schömberg-Bieselsberg der Tierwelt überlassen. Foto: infopress24.de

SCHÖMBERG-BIESELSBERG, 26.06.2023 (rsr) –  Wohnraum, sofort beziehbar, obendrein noch mietfrei und das in bester Lage. Die neue, siebenstöckige Immobilie befindet sich in Schömberg-Bieselsberg in der Turnstraße 27, am Waldrand beim Vereinsheim Waldeslust. Am Sonntag übergaben Schömbergs Bürgermeister Matthias Leyen und Ortsvorsteher Michael Nothacker die vollmöblierte Residenz „Lebensturm“ an die Tierwelt. Zwei Jahre Bauzeit steckt in dem vom Verein „Bieselsberg packt`s an e.V.“ in­i­ti­ie­ren Projekt.

Voller Stolz erzählt dessen Vorsitzender und Ortsvorsteher Michael Nothacker von den über 400 Stunden Arbeit und von den vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer sowie der Bieselsberger „Rentner Gang“ aufgewendet wurden.
Entstanden ist das große Insektenhotel samt Biotop, Sandarium einem Todholzhaufen und Naschgarten auf einem von der Gemeinde Schömberg an den Verein verpachteten Gelände.

Entstanden ist ein großes Insektenhotel samt Biotop, Sandarium einem Todholzhaufen und Naschgarten. Foto: infopress24.de

Das Gelände zwischen Tennisplatz, Vereinsheim Waldeslust und Spielplatz sei ein Geschenk der Kommune, wie Bürgermeister Matthias Leyen erklärte. Dabei sparte Schömbergs Bürgermeister ob dem jetzt mit vielen Visionen geschaffenen nicht mit Lob. Daher könne der Verein mit seinen über 200 Mitgliedern auch weiterhin auf Unterstützung seitens der Gemeinde hoffen.  Mit Blick auf die ehrenamtlichen Helfer um Michael Nothacker sagte Matthias Leyen: „Ehrenamtlich tätige Menschen sind für mich die wahren Helden“, worauf Michael Nothacker erwiderte, dass für ihn das Ehrenamt ein Privileg sei.

Bügermeister Matthias Leyen (rechts) Michael Nothacker (z.v.r) und seinen Helfern für ihre Visionen und ehrenamtliches Engement. Foto: infopress24.de

Bei der Besichtigung der neuen Wohn-Residenz für Insekten und Kleintiere erinnert Michael Nothacker, der sich nach dem Eintritt in den Ruhestand seit vier Jahren als Ortsvorsteher und leidenschaftlicher Vorsitzender des Vereins Bieselsberg packt`s an e. V. engagiert, dass man die Idee des Lebensturms vom Pfälzerwald-Verein übernommen habe.
Natürlich habe man sich auch die Frage gestellt, warum ein Lebensturm erforderlich sei, schließlich finden sich die Tiere doch zurecht und die Natur hilft sich selbst. Dies allerdings wollte man so nicht stehen lassen, denn die Gründe für das Artensterben von Insekten seien vielfältig. Es sei in der Natur zwar schon immer vorgekommen, dass sich bestimmte Arten deutlich reduzieren oder ganz aussterben. In diesem Zusammenhang wird der Mensch als hauptsächlich Verantwortlicher für die rasante Entwicklung genannt. Umso mehr sei die Nachhaltigkeit eines solchen Projektes im Vordergrund gestanden, sagt Michael Nothacker. Durch ein aus dem Ruder gelaufenes Ökosystem sind heute viele  nützlichen und lebenswichtigen Arten bedroht. Hinzu kommt, dass auf Grund der zu produzierenden Massen an Lebensmitteln, Insektizide und Pestizide zum Einsatz kommen, um Erträge zu erhöhen. Leider töten diese Mittel nicht nur Schädlinge, sondern eben auch Nützlinge und die Pflanzenwelt. Außerdem werden viele Tierarten durch Überbauung verdrängt, was das gesamte Ökosystem mit seiner Flora und Fauna weiter stört.
Gerade deshalb wird es in Bieselsberg und explizit im Verein „Bieselsberg packt`s an e.V.,“ als eine Pflicht angesehen, gegenzusteuern. Gleichzeitig sollte ein sichtbares Zeichen gesetzt werden, das auch „beim Vorbeigehen“ das Interesse für dieses wichtige Thema weckt.

Der neue Lebenstrum ist bezugsfertig. Foto: infopress24.de

Aber was kann der Turm?
Auf wenigen Quadratmetern verteilt auf mehrere Ebenen, bietet er diverse Arten einen Nistplatz- ähnlich dem Insektenhaus für Bienen und Co., nur eben viel größer.
So können beispielsweise im Erdgeschoss, zwischen Steinen und Laub Kleintiere wie Eidechsen, Igel, Blindschleichen aber auch Frösche und Kröten Einzug halten.
Die mittleren Etagen bieten Platz für Insekten, während auf und unter dem Dach sich Vögel sowie Fledermäuse häuslich einrichten können.
Passen dazu wurde direkt neben dem Lebensturm ein weiteres Projekt verwirklicht. Unter der fachlichen Leitung von Stefanie Kassner entstand ein Naschgarten. Verschiedene Obstbäume und Fruchtpflanzen zieren die Wiesen, die spätesten im nächsten Frühjahr von den Bienen fleißig bestäubt und dann die ersten Früchte an den noch jungen Bäumen und Sträuchern heranwachsen sollen.