NEUHAUSEN, 07.07.2024 (rsr) – Die Theaterschachtel in Neuhausen feiert im nächsten Jahr ihr zehnjähriges Bestehen. Ein Geburtstag der dem Anlass entsprechend am 18. April gefeiert werden soll. Doch der Kunst und den Kulturschaffenden im Ehrenamt fehlt Geld, viel Geld. Der Branche allgemein geht es schlecht, vor allem den freien, den privat geführten Einrichtungen, wie der Theaterschachtel in Neuhausen. Das Haus vereint Theater, Kulturhaus und Kleinkunstbühne unter einem Dach.
Um den Erhalt des ehemaligen Landgasthof mit historischem Theatersaal zu sichern, gründetet sich im vergangenen Jahr ein Trägerverein, der seither die Geschäftsführung des Hauses übernommen hat. Eine notwendig gewordene Maßnahme, um als soziokulturelles Zentrum anerkannt zu werden und dadurch strukturelle Förderungen zu erhalten.
Bei den Verantwortlichen des Vorstandstrios um Stefanie Seemann, Annette Rabe und Anne von der Vring, herrscht Optimismus.
So gesehen war der Besuch von Kulturstaatsekretär Arne Braun (Bündnis 90/Die Grünen), am Samstag ein erster Weg in Richtung soziokulturelles Zentrum.
Arne Braun folgte der Einladung, aber auch dem Hilferuf von Parteikollegin Stefanie Seemann (MdL Bündnis 90/Die Grünen) in dessen Mittelpunkt eine „kulturpolitische Diskussion“ stand, an der neben Bürgermeisterin Sabine Wagner auch Mitglieder des Förder- und Trägervereins, involviert waren.
Corona, die Energiekrise und der Tod von Matthias von der Vring im vergangenen Jahr bis hin zur Inflation haben den Neuhausener Kulturbetrieb durcheinandergewirbelt. Dem Haus droht der Kollaps. Doch der Kulturstaatssekretär dämpft von Anbeginn seines Besuches die Erwartungen. „Ich mache ihnen keine großen Hoffnungen und weiß, dass sie das nicht hören wollen“.
Braun erinnerte daran, dass die Schere immer weiter auseinander ginge und alles schwieriger werde, zumal jeder ein Stück vom Kuchen haben möchte. Große Sprünge könnten nicht gemacht werden, ergänzte Arne Braun, mit Blick zu Anne von der Vring,
Vielmehr verwies der Kulturstaatsekretär auf Peter Hauk (CDU), Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, der im Gegensatz zu ihm, die notwenigen Mittel hätte.
Stefanie Seemann hob hervor, dass die Theaterschachtel nur über das Ehrenamt funktioniere, doch auch hier seien irgendwann die Grenzen erreicht.
Diskussionen die Gerhard Baral schon häufig erlebt und als gefährlich einschätzt. Vielmehr stellt sich für ihn die Frage:
„Wie kriegen wir einen Puschel hin, um die Theater zu retten denen die Luft ausgeht“.
Wie der Staatssekretär die Chancen einschätzt, in ein Förderprogramm aufgenommen zu werden wollte Bürgermeisterin Sabine Wagner wissen.
Der Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Stuttgart signalisierte, sich mit Stefanie Seemann auszutauschen zu wollen, um die Situation der Theaterschachtel zu besprechen, denn auch für ihn sei klar, dass Orte, die einmal dicht gemacht wurden, nicht mehr öffnen werden.
Den Ehrenamtlichen der Theaterschachtel empfahl er, das Jubiläum im nächsten Jahr groß zu feiern, an die Öffentlichkeit zu gehen, um auf sich Aufmerksam zu machen. Gleichzeitig ermutigte er alle Beteiligten weiterzumachen. „Wir brauchen sie, wir brauchen die Kultur“ und so Braun: „Das ganze Land würde nicht funktionieren, hätten wird das Ehrenamt nicht“.
Bürgermeisterin Sabine Wagner hingegen fehlt in der derzeitigen Situation ein „Lichtblick im Tunnel“, während Gerhard Baral davor warnte, Anne von der Vring zur Marionettenfigur zu machen.
Gudrun Augustin Eble, zweite Vorsitzende des Fördervereins, erinnerte an die Akzeptanz der Theaterschachtel vor der Pandemie, mit der danach alles wegbrach.
Einen Eindruck vom Wirken im Neuhausener Theaterhaus vermittelte ein Rundgang durch das 2019 renovierte Haus, mit der Geschäftsführerin Barbara Smith vom Leader Heckengäu, welche seinerzeit die Baumaßnahmen förderte. Mit einer Fördersumme in Höhe von 10.000 Euro hatte die Gemeinde Neuhausen Anfang des Jahres der Theaterschachtel unter die Arme gegriffen.
Unterstützung wird die Theaterschachtel heute Abend beim Benefizkonzert der Porsche Big Band unter der Leitung von Meinhard „Obi“ Jenne erfahren. Die Big Band des Sportwagenherstellers will mit einem breitgefächerten Repertoire das Publikum begeistern.