In der Welt der Hörenden den gehörlosen eine Stimme gegeben

Gehörlosenverein Pforzheim feiert mit Festakt sein 125-jähriges Besehen

bei Georg Kost

Die Vorständinnen des Gehörlosenvereins Pforzheim Claudia Reichelt-Vollmer und Dorothea Krämer-Friedl (links) schauen voller Freude und Optimismus in die Zukunft. Foto: infopress24.de

NIEFERN-ÖSCHELBRONN, 07.10.2024 (rsr) – Von einer besonderen Stimmung getragen war der Festakt des Gehörlosenverein Pforzheim am Samstag im Ameliusssaal in Niefern. Der Verein, der 1899, damals noch als „Taubstummenverein Pforzheim“ gegründet wurde, feierte sein 125-jähriges Bestehen.
Es ist etwas anders, wenn gehörlose Menschen miteinander feiern. Es ist eine Veranstaltung, die weitgehend ohne Stimmen ohne Töne stattfindet und dennoch herrscht im Festsaal umtriebige Kommunikation, anders allerdings als in der Welt der Hörenden.

Es ist ruhig und manchmal hört man auch Lachen, aber vor allem sieht man die Hände der Menschen die in Gebärdensprache plaudern und mit nach oben ausgestreckten Händen mit gespreizten Fingern bei den „Ansprachen“ der Festrednerinnen und Rednern Beifall spenden. Für Ungeübte in der Gebärdensprache besteht in diesen Situationen durchaus die Gefahr eines Muskelkaters, zumal der Festakt so einiges an Beiträgen beinhaltete und den Abschluss des Jubiläumsprogramm bildete, das bereits am Donnerstag seinen Auftakt feierte.

Mit einer Showeinlage begeisterte die Pforzheimer Tanzschule Böhm. Foto Infopress24.de

Über ein Jahr hinweg, sei auf das Jubiläum hingearbeitet worden, erinnerte der Vorsitzende der Gesellschaft zur Förderung Hörgeschädigter Pforzheim und Enzkreis, Volker Vollmer mit seiner Stellvertreterin Julia Dlugosch, wofür den Vorsitzenden Claudia Reichelt-Vollmer und Dorothea Krämer-Friedl und allen Helferinnen und Helfern ein großes Dankeschön gebühre.

Ein Aufwand, der sich durchaus gelohnt hat, wie das tagesfüllende Programm unter Beweis stellte und mit einem Sektempfang seinen Anfang nahm. Comedybeiträge, Pantomime bis hin zu magischen Momenten mit Marco Miele und anderen kleinen Überraschungen sorgten für beste Unterhaltung bis in den späten Abend hinein. Schon die Anmoderation mit Ina Cirak und Tobias Hölle, die von den Gebärdendolmetscherinnen Karin Hasenhütl und Rita Mohlau für „Hörende“ übersetzt wurde, begeisterte das Publikum, insbesondere mit dem energiegeladenen Tanzbeitrag der Böhm – Dance und Entertainment GmbH aus Pforzheim.

Claudia Reichelt-Vollmer und Dorothea Krämer-Friedl erinnerten, dass der Gehörlosenverein sich über die vielen Jahre hinweg zu einem sehr gut funktionierenden Verein entwickelt habe und damit eine feste Größe in der Stadt Pforzheim darstellt. Der Verein sei ein Treffpunkt für Geselligkeit, Sport, Freundschaft und Austausch, wobei das Gehörlosenzentrum, eine zweite Heimat im Mittelpunkt für Informationen, Fragen und Hilfesuchende, stehe.

Die Gebärdendolmetscherinnen Karin Hasenhütl und Rita Mohlau. Foto: infopress24.de

Nachhaltig Unterstrichen wurde dies von der Sozialdezernentin des Landratsamt Enzkreis, Katja Kreeb, die in der Vereinsarbeit, Zeugnis für Gemeinschaft mit Herz und Zusammenhalt sieht, womit auch bewiesen sei, dass Kommunikation viel mehr als das gesprochene  Wort sei.
Auch Tobias Volle, Bürgermeister der Stadt Pforzheim und in Vertretung von Oberbürgermeister Peter Boch gekommen, sieht in der Arbeit die der Verein leiste, mit der Sensibilisierung zum Thema Gehörlosigkeit einen wichtigen Punkt, um es in den Köpfen der Menschen zu verankern.

Den hohen Stellenwert, den der Gehörlosenverein Pforzheim im gesellschaftlichen Leben innehat, wurde auch durch insgesamt 21 Vereinsvertreterinnen und Vertretern von Gehörlosen Vereinen vom Bodensee bis nach Heidelberg unterstrichen.
Auch der Landesverband der Gehörlosen in Baden – Württemberg überbrachte seine Glückwünsche, ebenso wie Mohamed Zakzak, Inklusionsbeauftragter der Stadt Pforzheim. Als jemand mit körperlicher Behinderung sei es für ihn eine neue Erfahrung gewesen, mit Menschen mit einer Hörbehinderung in Kontakt zu treten. Anfänglich noch unsicher, habe er es mit der Unterstützung der Menschen im Verein geschafft sich Einblicke in die Gehörlosenkultur erarbeiten, die ihn mittlerweile fasziniert und inspiriert. Mohamed Zakzak weiter: „Mir wurde bewusst, wie wichtig Inklusion ist und wie bedeutend es ist, miteinander zu sprechen und nicht übereinander. Wir haben immer Wege gefunden, miteinander zu kommunizieren, manchmal mit Gesten, manchmal mit Gebärdensprachendolmetscher und oft mit dem Herzen.“

Volker Vollmer, Vorsitzender der Gesellschaft zur Förderung Hörgeschädigter Pforzheim und Enzkreis. Foto: infopress24.de,
Sozialdezernentin des Landratsamt Enzkreis, Katja Kreeb. Foto: infopress24.de
Tobias Volle, Bürgermeister der Stadt Pforzheim. Foto infopress24.de
Mohamed Zakzak, Inklusionsbeauftragter der Stadt Pforzheim. Foto Infopress24.de
ModeratorenTobias Hölle und Ina Cirak. Foto: infopress24.de
Dank für den Tanzbeitrag der Böhm – Dance und Entertainment GmbH aus Pforzheim. Foto: infopress24.de