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TIEFENBRONN, 27. 07. 2025 (rsr) – Das Thema Mittagessen in den Kindertageseinrichtungen der Gemeinde Tiefenbronn hat am Freitagabend in der Sitzung des Gemeinderats für intensive Diskussionen gesorgt.
Im vollbesetzten Bürger- und Kulturhaus Rose tagte das Gremium unter Vorsitz des stellvertretenden Bürgermeisters Stefan Kunle, um über die zukünftige Ausgestaltung des Verpflegungsangebots in den drei gemeindeeigenen Kindergärten zu beraten.
Die Debatte knüpfte an die Juli-Sitzung an, in der das Thema bereits aufgerufen, jedoch vertagt worden war. Grund hierfür war der Wunsch der Elternbeiräte, noch eine Stellungnahme zum geplanten Vorgehen abzugeben. Verwaltung, Einrichtungsleitungen sowie Elternbeiräte hatten im Vorfeld ausführliche Stellungnahmen eingereicht, die als Grundlage der Beratungen dienten.
Verwaltung und KiTa-Leitungen sehen strukturellen Handlungsbedarf
Die Gemeindeverwaltung sowie die Leitungen der Kindergärten in Tiefenbronn, Mühlhausen und Lehningen schilderten die zunehmenden organisatorischen und personellen Herausforderungen, die das tägliche Mittagessen in den Einrichtungen mit sich bringt. Insbesondere der hohe zeitliche und personelle Aufwand für Vorbereitung, Begleitung und Nachbereitung des Essens wird als gravierende Belastung für den pädagogischen Alltag benannt.
In den Stellungnahmen wurde deutlich, dass sich der gesamte Tagesablauf der Kindergärten stark an den Essenszeiten orientiert und dadurch die verfügbare Zeit für pädagogische Angebote erheblich eingeschränkt wird. Die Einrichtungsleitungen betonten zudem, dass gesetzlich nur Kinder mit einer Betreuungszeit von über sieben Stunden einen Anspruch auf ein Mittagessen haben.
Gemeinderäte mit unterschiedlichen Positionen
Innerhalb des Gemeinderats wurden die Positionen ausgiebig und differenziert dargelegt. Während Karina Kirsch (CDU) argumentierte, dass der Erwerb von Tischkultur in erster Linie Aufgabe des Elternhauses sei, in ähnlicher Form, wie Simone Steiner (Freier Wähler), hob Claudia Socha (Freie Wähler) die Fürsorgepflicht der Gemeinde hervor und wies darauf hin, dass der soziale Aspekt des gemeinsamen Essens nicht außer Acht gelassen werden dürfe. Bettina Günthner (LMU) zeigte Verständnis für die Anliegen sowohl der Eltern als auch der Erzieherinnen und forderte, eine Lösung zu finden, die die Belastungen der Einrichtungen berücksichtigt, gleichzeitig aber auch die Interessen der Familien wahrt.
Pina Stähle (LMU) plädierte für eine Anpassung der Tagesabläufe in den Kindergärten, um die strukturellen Probleme in den Griff zu bekommen. Stefan Kunle (CDU) verwies auf den bestehenden Rechtsanspruch und stellte die Frage nach der finanziellen Tragfähigkeit solcher freiwilligen Leistungen in der Zukunft. Er betonte, dass sich die Gemeinde freiwillige Leistungen in diesem Umfang künftig kaum noch werde leisten können. Ulrike Jost (LMU) widersprach dieser Einschätzung. Sie betonte die Notwendigkeit, gerade in Kinder zu investieren, und wies darauf hin, dass eine gesunde Ernährung hier einen wichtigen Schritt darstelle. Gleichzeitig stellte sie infrage, ob die Anwesenheit von pädagogischen Fachkräften beim Mittagessen zwingend erforderlich sei.
Entscheidung des Gemeinderats
Nach eingehender Diskussion entschied sich der Gemeinderat mehrheitlich für den Antrag der CDU, den ursprünglichen Beschlussantrag der Verwaltung aufzuteilen. Künftig soll das Mittagessen nur noch für diejenigen Kinder angeboten werden, die eine tägliche Betreuungszeit von mehr als sieben Stunden in Anspruch nehmen.
Parallel dazu wird die Gemeindeverwaltung beauftragt, Angebote für eine externe Organisationsuntersuchung einzuholen, um grundsätzliche Abläufe und Strukturen in den Kindergärten zu analysieren. Ziel ist es, eine nachhaltige Lösung zu finden, die sowohl den pädagogischen Ansprüchen als auch den organisatorischen und finanziellen Rahmenbedingungen gerecht wird.
Argumente der Elternbeiräte
Die Elternbeiräte äußerten sich in ihrer Stellungnahme mit Respekt für die dargelegten Herausforderungen der Einrichtungen, zeigten sich jedoch besorgt über die geplante Einschränkung des Mittagessensangebots. Sie verwiesen darauf, dass für viele Kinder das Mittagessen in der Kita einen wichtigen Beitrag zur Ernährungssicherheit leistet und soziale sowie erzieherische Funktionen erfüllt.
Besonderes Augenmerk legten die Elternvertreter auf den Aspekt der Chancengleichheit. Eine Reduzierung des Angebots auf Kinder mit Ganztagesbetreuung berge das Risiko, dass Kinder aus Familien mit kürzeren Betreuungszeiten benachteiligt würden. Das gemeinsame Essen sei ein zentraler Bestandteil frühkindlicher Bildung und ein bedeutendes Moment der sozialen Integration.