
Die Gründung einer Kommunalen Energiegesellschaft für die Gemeinde Tiefenbronn wurde bis nach den Sommerferien vertagt. Symbolfoto: Georg Kost
TIEFENBRONN, 27.07.2025 (rsr) – Tiefenbronn steht vor einer strategischen Weichenstellung in der kommunalen Energiepolitik: Die Gründung einer Kommunalen Energiegesellschaft soll der Gemeinde ermöglichen, aktiv an der Energiewende mitzuwirken und eigene Energieprojekte zukunftsweisend zu gestalten. Doch trotz intensiver Vorberatungen und konkreter Angebote von drei regionalen Energieversorgern konnte der Gemeinderat in seiner Sitzung am Freitagabend keine abschließende Entscheidung treffen. Nach über vierstündiger Sitzung mit umfangreicher Tagesordnung sah sich das Gremium am späten Freitagabend nicht mehr in der Lage, die Tragweite einer solchen Kooperation abschließend zu bewerten. Die Entscheidung wurde vertagt.
Die Gemeinderatssitzung unter Vorsitz des stellvertretenden Bürgermeisters Stefan Kunle begann bereits um 17.30 Uhr im Bürger- und Kulturhaus Rose. Neben zahlreichen anderen Themen stand die Gründung einer Kommunalen Energiegesellschaft als einer der letzten großen Punkte auf der Tagesordnung.
Ziel der Gemeinde ist es, gemeinsam mit einem erfahrenen Energieversorger ein Modell zu entwickeln, das lokale Energieprojekte vorantreibt und Tiefenbronn eine aktivere Rolle in der regionalen Energieversorgung sichert.
Im Rahmen der Sitzung präsentierten sich die potenziellen Kooperationspartner mit jeweils eigenen Konzepten: Christian Flack, Bereichsleiter Kommunalmanagement der Energie Calw GmbH (ENCW), Aik Wirsbinna, Leiter Geschäftsentwicklung der Enzwerk GmbH, einer Tochtergesellschaft der Stadtwerke Pforzheim, sowie Roland Jans, Geschäftsführer der Stadtwerke Mühlacker GmbH.
Die Vorträge beleuchteten die unterschiedlichen Rahmenbedingungen, Gesellschaftsmodelle und strategischen Vorteile, die sich aus einer Zusammenarbeit ergeben könnten. Im Anschluss hatten die Ratsmitglieder die Möglichkeit, spezifische Fragen an die Referenten zu richten.
Während der Vorträge und Diskussionen wurde jedoch zunehmend deutlich, dass das Gremium nach dem bereits intensiven Sitzungstag an seine Belastungsgrenze gelangte.
Ein entscheidender Impuls kam von Roland Jans, der den Gemeinderäten empfahl, sich bei einer solch weitreichenden Entscheidung nicht unter Zeitdruck setzen zu lassen. Die von ihm angestoßene Ausführung führte schließlich zur Debatte, ob eine Beschlussfassung an diesem Abend noch sinnvoll und zielführend sei.
Gemeinderat Wolfgang Liebl (CDU) stellte daraufhin den Antrag, die Entscheidung zu vertagen, um nach der Sommerpause in einer konzentrierten Sitzung erneut darüber zu beraten.
Neben ihm verwies auch Fraktionskollegen Bernd Schmid (CDU auf de späte Stunde und die Notwendigkeit, eine so bedeutende Zukunftsfrage in einem ausgeruhten und aufnahmefähigen Zustand zu diskutieren. Florian Jost und Bettina Günther (LMU), als auch Claudia Socha (Frei Wähler), verwiesen ebenfalls auf die neu gewonnenen Erkenntnisse aus den Präsentationen und die Notwendigkeit weiterer interner Beratung.
Stellvertretender Bürgermeister Stefan Kunle wies darauf hin, dass ein Beschluss eigentlich vorgesehen war, zeigte jedoch Verständnis für die Bedenken der Ratsmitglieder. Letztlich sprach sich der Gemeinderat bei drei Enthaltungen mehrheitlich für eine Vertagung des Tagesordnungspunktes aus. Die Beratung soll nach der Sommerpause ohne weitere Präsentationen, jedoch mit vertiefender Diskussion im Gremium fortgesetzt werden.
Mit der Verschiebung der Entscheidung bleibt die Frage offen, mit welchem Partner die Gemeinde Tiefenbronn ihre Energiezukunft gestalten wird. Deutlich wurde jedoch, dass der Gemeinderat der Bedeutung des Projekts gerecht werden will – auch wenn dies einen längeren Entscheidungsprozess erfordert.