Die Tagesverfügbarkeit ist zu einem generellen Problem geworden

bei Georg Kost

Symbolfoto infopress24.de

RUTESHEIM, 06.02.2022 (pm) – Die Freiwillige Feuerwehr Rutesheim ist das ganze Jahr über für andere Menschen im Dienst. 365 Tage, sieben Tage die Woche, 24 Stunden täglich.
Wo Hilfe gebraucht wird, sind die Einsatzkräfte da – natürlich auch in den schwierigen Corona-Zeiten.
Wir haben mit Michael Jäger, dem Kommandanten der Rutesheimer Feuerwehr, über verschiedene Themen und das letzte Jahr gesprochen.

Herr Jäger, wie war das Jahr bei der Rutesheimer Feuerwehr was die Einsatzzahlen angeht?
Jäger: Eigentlich eher ruhig. Seit dem ersten Lockdown sind die Einsatzzahlen zwar wieder etwas gestiegen, liegen aber weiterhin deutlich unter den Zahlen vor der Pandemie.

Gab es 2021 viele Brände in Rutesheim?
Jäger: Eigentlich nicht. Brände machen seit Jahren nur noch etwa ein Drittel unseres Einsatzspektrums aus. Die meisten Brände konnten dabei bereits in der Entstehung durch das schnelle Eingreifen von uns rasch gelöscht werden. Daher blieb es in den meisten Fällen bei Kleinbränden.

Wurden Menschen verletzt?
Jäger: Ja, leider wurden dabei mehrere Menschen verletzt. Denn auch bei Kleinbränden entstehen hochgiftige Brandrauchgase. Diese sind bereits in geringer Konzentration sehr gefährlich. Durch Rauchwarnmelder konnte jedoch meist schlimmeres verhindert werden. Daher möchten wir an dieser Stelle generell noch einmal für qualitativ hochwertige Rauchwarnmelder werben. Rauchwarnmelder retten Leben!

Sie sind am häufigsten zu Technischen Hilfeleistungen ausgerückt. Was umfasst das?
Jäger: Unter die Technische Hilfeleistung fallen alle Einsätze, für die spezielle Ausrüstung benötigt wird. Vom Wasser im Keller über den umgekippten Baum bis hin zur Befreiung von eingeklemmten Personen aus Fahrzeugen nach Verkehrsunfällen.

Wieviele Feuerwehrmänner und Feuerwehrfrauen sind derzeit in Rutesheim im Einsatz?
Jäger: In der Einsatzabteilung Rutesheim sind elf Frauen und 48 Männer und in der Einsatzabteilung Perouse zwei Frauen und 27 Männer aktiv. Zudem haben wir eine sehr aktive und starke Jugendfeuerwehr mit sieben Mädchen und 21 Jungs. In allen Abteilungen zusammen haben wir derzeit 138 Mitglieder. Was sich erst einmal viel anhören mag, sind meinem Gefühl nach für die an uns gestellten Anforderungen aber zu wenige.

Wie ist die Lage in Sachen Tagesverfügbarkeit?
Jäger: Die Tagesverfügbarkeit ist zu einem generellen Problem bei nahezu allen Freiwilligen Feuerwehren geworden. Bisher konnten wir zu jedem Einsatz ausrücken, aber die Luft wird merklich dünner. Wir sind daher froh, einige „Tagesausrücker“ zu haben. Das sind Feuerwehrangehörige von anderen Gemeinden, die aber in Rutesheim arbeiten und uns tagsüber unterstützen. Bei größeren Einsätzen unterstützen sich alle umliegenden Wehren bereits seit Jahren gegenseitig. Ein Alleingang ist heutzutage nicht mehr möglich. Daher sind wir auch froh, mit allen umliegenden Wehren einen guten Draht zu haben. Dennoch wären mehr eigene Kräfte tagsüber absolut wünschenswert.

Machen Sie positive Erfahrungen mit Arbeitgebern? Lassen sie ihre Mitarbeiter ohne Probleme gehen bei einem Alarm?
Jäger: Das ist leider unterschiedlich. Der überwiegende Teil der Arbeitgeber ist hier sehr verständnisvoll, aber leider nicht alle. In Summe können wir uns hier aber definitiv nicht beschweren.

Wie sieht es momentan mit Übungen/Diensten/Fortbildungen aus? Wie sind derzeit die Einschränkungen aufgrund von Corona?
Jäger: Wir waren leider auch in einem „Übungs-Lockdown“. Im Moment sind wir sehr vorsichtig und vermeiden Übungen mit größeren Gruppen. Das trifft uns hart, aber das oberste Ziel ist es, die Einsatzbereitschaft aufrecht zu erhalten. Und das hat bis jetzt auch funktioniert. Wir hoffen aber auf zeitnahe Lockerungen, da gerade das Konstrukt Feuerwehr sehr von Kameradschaft und Zusammenkunft lebt. Im Einsatz muss man sich blind vertrauen können.

Sie haben 2020 neue Einsatzfahrzeuge bekommen. Haben sie sich schon bewährt?
Jäger: Wir konnten im Juli 2020 beim Hersteller Rosenbauer zwei nagelneue Fahrzeuge abholen. Ein HLF 10 (Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug) für die Abteilung Perouse und ein HLF 20 für die Abteilung Rutesheim. Die beiden ersetzten zwei alte Löschfahrzeuge aus den Baujahren 1994 und 1995. Damit sind wir auf dem neuesten Stand der Technik. Das ist ein gewaltiger Fortschritt für uns. Im Einsatz haben sich beide Fahrzeuge bereits mehr als bewährt. Wir möchten uns an dieser Stelle auch noch einmal ausdrücklich bei der Stadtverwaltung und den Stadträten für die unkomplizierte Beschaffung bedanken.

Was würden Sie sich für die Feuerwehr wünschen?
Jäger: Dass die Feuerwehr als das wahrgenommen wird, was sie ist. Wir sind kein Verein mit teuren Spielzeugen. Wir sind eine öffentliche, der Stadt unterstellte, Einrichtung. Jeder von uns opfert viel Zeit, Schweiß und im wahrsten Sinne auch Blut, um allen Menschen und Tieren in Notlagen zu helfen.

Wollen Sie gerne noch die Werbetrommel für die Feuerwehr rühren?
Jäger: Natürlich wollen wir diese Chance nutzen. Wie beim Thema Tagesverfügbarkeit bereits angesprochen, dürften sich gerne mehr Rutesheimer Bürgerinnen und Bürger bei uns engagieren. Wir haben für beide noch Spinde frei. Vor allem für tagesverfügbare Kräfte stehen unsere Tore weit offen. Viele Informationen findet man auf unserer Homepage unter www.feuerwehr-rutesheim.de oder auf den gängigen sozialen Medien. Gerne stehen wir Interessierten bei Fragen ganz unbürokratisch persönlich und über diese Kanäle zur Verfügung.

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