Der 44. Bietpokal 2025 beim TSV Mühlhausen

Tradition im Wandel - Ein Turnier mit Geschichte – und Verantwortung

bei Georg Kost

Am 7. März 1980 wurde beim TSV Mühlhausen die erste Bietpokal-Auslosung im Beisein von Herbert Hasslach, Horst Carl (TSV Mühlhausen) den Bürgermeistern Hans Kubat und Günter Güller vorgenommen. (v.l.n.r) Archivfoto Georg Kost

TIEFENBRONN/NEUHAUSEN, 10.07.2025 (rsr) – Am 12. Juli beginnt beim TSV Mühlhausen die 44. Auflage des Bietpokals. Zwei Wochen lang steht die Sportanlage im Zeichen des regionalen Amateurfußballs – ein Anlass, der sportlich wie gesellschaftlich Bedeutung hat. Doch auch ein Anlass, um innezuhalten: Denn das traditionsreiche Turnier steht exemplarisch für die Chancen und Herausforderungen, vor denen viele lokale Veranstaltungen heute stehen.

Der Bietpokal ist nicht irgendein Fußballturnier. Er ist eines der ältesten in der Region und Ausdruck gelebter Vereinskultur im ländlichen Raum. Was einst als verbindendes Projekt der Gemeinden Tiefenbronn und Neuhausen begann, ist über Jahrzehnte gewachsen – als sportlicher Wettbewerb und als sozialer Treffpunkt. Die Gründerväter wollten mehr als Tore und Trophäen: Sie wollten Begegnung, Austausch und Zusammenhalt schaffen. Diese Idee lebt bis heute – zumindest auf dem Papier.

In der Realität ist die einstige Anziehungskraft allerdings brüchig geworden. Wo in den 1980er- und 90er-Jahren mehrerer hundert Zuschauer die Spieltage und nicht selten bis zu 1000 Zuschauer die Finaltage besuchten, bleiben heute deutlich weniger Besucher. Die Ursachen sind vielschichtig: Das Niveau des gezeigten Fußballs in Verbindung mit der Rivalität hat sich gewandelt, das Freizeitverhalten der Menschen hat sich diversifiziert. Sportfeste, Festivals, Livestreams und Individualangebote machen es dem klassischen Vereinsformat schwer, sichtbar zu bleiben.

Und doch bleibt der Bietpokal ein wichtiges Element im Jahreskalender – nicht nur wegen seiner finanziellen Relevanz für die austragenden Vereine, sondern auch wegen seiner Symbolkraft. Er steht für Beständigkeit, für das Miteinander, für das Ehrenamt. Und genau deshalb verdient er nicht nostalgische Verklärung, sondern neue Impulse.

Zwischen Selbstkritik und Zuversicht
Der Wunsch, das „beste Turnier“ auszurichten, darf nicht zum Selbstzweck verkommen – schon gar nicht, wenn es das letzte sein könnte. Vielmehr müssen sich alle Beteiligten der Verantwortung bewusst sein, die mit einem solch gewachsenen Format einhergeht. Es gilt, das Turnier so attraktiv wie möglich zu gestalten – sportlich wie organisatorisch.

Dazu gehört sportliche Rivalität – ja, aber auch ein respektvolles Miteinander. Denn das wahre Kapital des Bietpokals sind nicht Pokale oder Eintrittskarten, sondern die Menschen, die ihn tragen: Vereinsverantwortliche, Ehrenamtliche, Zuschauerinnen und Zuschauer. Wer sich heute in die Organisation einbringt, sich Zeit nimmt, den Grillstand betreibt, das Spielfeld markiert oder auf der Tribüne mitfiebert, gestaltet aktiv das Vereinsleben von morgen mit.

Sportlicher Ausblick: Wer hat die besten Karten?

Gruppe A

  • FV Tiefenbronn
  • TSV Mühlhausen
  • FC Alemannia Hamberg

Gruppe B

  • FC Phönix Würm
  • FC Schellbronn
  • SV Neuhausen (Titelverteidiger)

SV Neuhausen geht als klarer Favorit ins Turnier. Das Team holte sich 2024 mit einem 2:1 im Finale gegen den FC Schellbronn den Titel und sicherte sich in der abgelaufenen Saison über die Relegation den Aufstieg in die Kreisliga Pforzheim – aktuell die höchste Spielklasse unter den teilnehmenden Teams. Der Kader ist eingespielt, taktisch diszipliniert und bringt einen ausgeprägten Siegeswillen mit.

Dahinter rangiert der 1. FC Schellbronn, der sich insbesondre in der Rückrunde der abgelaufenen Saison in der Kreisklasse A stabilisieren konnte. Als langjähriger Turnierteilnehmer und Finalist des Vorjahres bringt Schellbronn Erfahrung und Qualität mit.

Der FV Phönix Würm, (Gast-Team) geht als Aufsteiger in die Kreisklasse B ins Rennen – mit viel Selbstbewusstsein nach einer dominanten Saison. Im Vorjahr erreichten die Würmer bereits das kleine Finale, das sie gegen Mühlhausen gewannen. Mit einem kompakten Team und gutem Umschaltspiel kann das Team durchaus für eine Überraschung im Turnier sorgen.

Der TSV Mühlhausen, als Ausrichter automatisch im Fokus, sicherte sich erst kürzlich über die Relegation den Klassenerhalt in der Kreisklasse B. Auf eigenem Platz und mit Unterstützung der heimischen Zuschauer will die neuformierte Mannschaft den sportlichen Erfolg ins Würmtal zurückholen – vorausgesetzt, der Turnierstart gelingt. Der Heimvorteil könnte entscheidend sein.

Auch der FV Tiefenbronn hat sportlich ein schwieriges Jahr hinter sich, spielt wie Mühlhausen in der B-Klasse und ist schwer einzuschätzen. Doch das Team ist bekannt für seine kämpferische Haltung – und gerade in den Derbyspielen ist mit dem FV traditionell zu rechnen.

Der FC Alemannia Hamberg gilt als Außenseiter. Die Mannschaft steckt sportlich im Neuaufbau und spielt nach dem Rückzug in der zurückliegenden Saison aus der A-Klasse künftig in der B-Klasse. Obwohl es für Hamberg schwer wird, ins Halbfinale vorzustoßen, wurde zumindest ein Anfang gemacht und vielleicht gelingt dem neuformierten Team bei guter Tagesform ein Überraschungssieg.

Spielplan
Vorrunde

Samstag, 12.07.2025
16:00 Uhr – FV Tiefenbronn – TSV Mühlhausen
18:00 Uhr – FC Phönix Würm – 1. FC Schellbronn

Dienstag, 15.07.2025
18:30 Uhr – 1. FC Alemannia Hamberg – FV Tiefenbronn
20:15 Uhr – SV Neuhausen – FC Phönix Würm

Freitag, 18.07.2025
18:00 Uhr – TSV Mühlhausen – 1. FC Alemannia Hamberg
19:45 Uhr – 1. FC Schellbronn – SV Neuhausen

Halbfinale – Mittwoch, 23.07.2025

18:30 Uhr – Sieger Gruppe A – Zweiter Gruppe B
20:15 Uhr – Sieger Gruppe B – Zweiter Gruppe A

Finaltag – Samstag, 26.07.2025

16:00 Uhr – Spiel um Platz 3
18:30 Uhr – Finale