Chemieunfall in Calmbacher Industriebetrieb

18 Verletzte nach Gasaustritt – Großeinsatz von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei

bei Georg Kost

Bei der Einsatzleitung liefen alle Informationen zusammen. Foto KFV Calw Steffi Stocker

BAD WILDBAD-CALMBACH, 09.07.2025 (pm)  – Ein umfangreicher Einsatz von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei war am heutigen Mittwochmorgen, nach einem Chemieunfall in einem Industriebetrieb in der Gauthierstraße in Calmbach erforderlich. Gegen 08:56 Uhr wurde ein Gasaustritt aus der Galvanikabteilung des Unternehmens Hittech Prontor gemeldet.
Ursache war nach Angaben der Einsatzleitung eine chemische Reaktion, nachdem Eisen in ein Becken mit rund 1000 Litern Salpetersäure gelangt war.

Die dabei entstandenen Säuredämpfe breiteten sich in der Produktionshalle aus. Erste Einsatzkräfte trafen eine ruhige und kontrollierte Lage vor. „Das war absolut vorbildlich, und wir trafen eine ruhige und besonnene Situation an“, stellte Kreisbrandmeister André Weiss fest. Die betroffenen Gebäude wurden bereits vor Eintreffen der Einsatzkräfte durch das Unternehmen evakuiert.

Dennoch zeigten bereits frühzeitig mehrere Beschäftigte Symptome einer Reizung der Atemwege und Augen durch die freigesetzten Dämpfe. Aufgrund der steigenden Zahl Betroffener rief Kreisbrandmeister Weiss einen sogenannten MANV – Massenanfall von Verletzten – aus. Insgesamt wurden 18 Personen verletzt, davon 15 leicht und drei schwer. Sie wurden zur weiteren medizinischen Versorgung in vier Kliniken in Calw, Nagold und Pforzheim gebracht.

Beim Säure-Unfall ist die Feuerwehr in Chemieschutzanzügen unter Atemschutz im Einsatz. Foto KFV Calw Steffi Stocker

Die Feuerwehr war mit rund 70 Kräften aus Calw, Wildberg, Pforzheim sowie den Gefahrgutzügen aus Nagold und Pforzheim im Einsatz. Zur Koordination wurde die Führungsgruppe der Feuerwehr Calw hinzugezogen. Auch der Grundschutz im Umland wurde sichergestellt – durch die Feuerwehren aus Höfen und Hochdorf. Die Polizei war mit insgesamt 12 Beamten vor Ort.

Die Einsatzkräfte unter CSA (Chemikalienschutzanzug) und Atemschutz erkundeten die Lage in der Halle und neutralisierten das entstandene Gasgemisch mit AdBlue. Eine DEKON-Station wurde zur Dekontamination aufgebaut. Fachberater Chemie der Feuerwehr stellten bei einer Messung eine Temperatur der Säurelösung von knapp 60 Grad fest, mit nur langsamer Abkühlung. Da keine Flüssigkeit austrat oder das Becken überlief, bestand laut Feuerwehr keine akute Gefahr für umliegende Gebäude oder Außenstehende.

Zur weiteren Entsorgung und Neutralisation der Substanzen wurde eine Spezialfirma hinzugezogen. Die Freigabe des Werksgeländes obliegt dieser Fachfirma. Gegen 14:30 Uhr konnte die Feuerwehr ihren Einsatz beenden.

Bürgermeister Marco Gauger bedankte sich bei allen beteiligten Einsatzkräften für ihr professionelles und schnelles Handeln.
Die Ermittlungen zur genauen Ursache des Vorfalls dauern derzeit an.