Baden-Württemberg Spitze bei den Jugendmusikschulen

Kulturindikatoren 2024 auf einen Blick

bei Georg Kost

 Mit der Entwicklung der deutschen Kulturlandschaft befasste sich das Statistische Bundesamt in seiner jüngsten Publikation. Symbolfoto: infopress24.de

BADEN-WÜRTTEMBERG, 21.12.2024 (pm) – Im Jahr 2022 besuchten gut 1,2 Millionen unter 19-jährige bundesweit eine Musikschule, knapp 260 000 davon in Baden-Württemberg. Das waren 12,6 Prozent der Jugendlichen des Landes und damit der höchste Anteil unter den Bundesländern. Außer in Baden-Württemberg lagen die Anteile der Jugendlichen die eine Musikschule besuchten noch in Nordrhein-Westfalen (8,7 Prozent) und Brandenburg (8,4 Prozent) über dem Bundesdurchschnitt von 8,1 Prozent.

Die soeben beim Statistisches Bundesamt erschienenen »Kulturindikatoren auf einen Blick« tragen Daten verschiedener Institutionen des Kulturbetriebs zusammen und ermöglichen so einen umfangreichen Blick auf die Entwicklung der deutschen Kulturlandschaft insgesamt und in den einzelnen Bundesländern. Es finden sich Indikatoren aus den Sparten Musik, Bibliotheken, Museen und Archive, Baukultur, Denkmalschutz und Denkmalpflege, Film, Fernsehen und Hörfunk, Darstellende Kunst und Tanz, Literatur und Presse sowie zur Aus- und Weiterbildung im Kulturarbeitsmarkt sowie zu den öffentlichen und privaten Kulturausgaben in der Gemeinschaftsveröffentlichung der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder.
Deutschlandweit erholten sich 2022 und 2023 die Besuchszahlen in Kultureinrichtungen wieder vom Einbruch der Pandemiejahre. Die Zahlen des Kulturarbeitsmarkts blieben stabil.
Im Vergleich der Bundesländer liegt Berlin bei den Kulturangeboten meist an der Spitze. Hier wird die besondere Bedeutung Berlins als Hauptstadt und Touristenmetropole deutlich. Auch die anderen Stadtstaaten liegen bei vielen Indikatoren vorne. Baden-Württemberg liegt häufig im oberen Mittelfeld teilt das Statistische Landesamt Baden-Württemberg mit.

Erholung der Besuchszahlen in Kultureinrichtungen
Den Daten zufolge zählte die Theaterstatistik deutschlandweit rund 2,2 Millionen Konzertbesuche öffentlich finanzierter Orchester in der Spielzeit 2021/2022. Im Vergleich zur vorherigen Spielzeit 2020/2021 mit 874 000 Konzertbesuchen, die noch stark von der Corona-Pandemie geprägt gewesen war, stieg der Wert um das 1,5-Fache an. Zehn Jahre zuvor, in der Spielzeit 2011/2012 hatte die Zahl der Besuche bei 5,4 Millionen gelegen. Durchschnittlich wurden je 1 000 Einwohnerinnen und Einwohner in Deutschland 26,2 Besuche in der Spielzeit 2021/2022 gezählt. Den Spitzenwert von 77,2 Besuchen je 1 000 Einwohnerinnen und Einwohner in der Spielzeit 2021/2022 erzielte Berlin. Baden-Württemberg lag mit 33,5 Konzertbesuchen je 1 000 Einwohnerinnen und Einwohnern auf dem fünften Rang.
Die Besuchszahlen in den anderen Kultureinrichtungen entwickelten sich ähnlich: In der Spielzeit 2021/2022 wurden deutschlandweit 11,6 Millionen Theaterbesuche gezählt und damit fast viermal so viele wie in der Spielzeit 2020/2021 mit 3,0 Millionen Theaterbesuchen (Spielzeit 2011/2012: 27,0 Millionen Besuche). Auf die Bevölkerung in Deutschland bezogen waren es 137 Theaterbesuche je 1 000 Einwohnerinnen und Einwohner in der Spielzeit 2021/2022. Die Musicalstadt Hamburg nahm mit einem Indikatorwert von 514 den Spitzenplatz in der Länderrangliste ein. Bei den Theaterbesuchen lag Baden-Württemberg auf Rang 6. Im Land besuchten 134 von 1 000 Einwohnern in der Spielzeit 2021/2022 ein Theater.

Berlin bei Besuchszahlen in Museen und Kinos jeweils Spitzenreiter
Deutschlands Museen wurden im Jahr 2022 rund 81,4 Millionen Mal besucht. Damit war die Zahl gegenüber dem Jahr 2021 mit rund 38,8 Millionen Besuchen mehr als doppelt so hoch. Somit kamen bundesweit im Jahr 2022 auf jede Einwohnerin und jeden Einwohner 1,0 Museumsbesuche. Im Ländervergleich wurde die Sonderstellung Berlins deutlich, mit durchschnittlich 3,8 Museumsbesuchen pro Person wies die Bundeshauptstadt im Jahr 2022 bundesweit den höchsten Wert auf. In Baden-Württemberg besuchte im Jahr 2022 im Durchschnitt jede Person einmal ein Museum. Im Ranking der Bundesländer war dies der siebte Platz und genau im Bundesdurchschnitt.

In den Kinos wurden im Jahr 2023 deutschlandweit rund 95,7 Millionen Besuche gezählt. Das waren 22,7 Prozent mehr als 2022, als die deutschen Kinos 78,0 Millionen Mal besucht worden waren, und mehr als doppelt so viele wie im Jahr 2021 mit 42,1 Millionen Besuchen. Der auf die Bevölkerung umgerechnete Durchschnittswert lag in Deutschland bei 1,1 Kinobesuchen je Einwohnerin oder Einwohner. Unter den Bundesländern erreichte auch hier Berlin mit 2,2 Kinobesuchen je Einwohnerin und Einwohner den ersten Platz. Baden-Württemberg lag mit durchschnittlich einem Kinobesuch je Einwohnerinnen und Einwohnern knapp unter dem Bundesdurchschnitt.

Kaum Veränderungen bei Erwerbstätigen und Auszubildenden in Kulturberufen
3,1 Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland arbeiteten im Jahr 2023 in einem Kulturberuf. Das waren insgesamt 1,3 Millionen Personen. Sowohl der Anteil als auch die absolute Zahl blieben gegenüber dem Jahr 2022 unverändert. Im Vergleich der Bundesländer lag Berlin an der Spitze. Im Jahr 2023 waren dort 8,6 Prozent aller Erwerbstätigen in einem Kulturberuf tätig. In Baden-Württemberg gingen 2023 knapp 6 100 Personen einer Tätigkeit im Kulturbereich nach, dies waren 2,7 Prozent aller Erwerbstätigen und damit weniger als im Bundesdurchschnitt.

Eine duale Ausbildung in einem Kulturberuf nahmen 9 760 Auszubildende im Jahr 2023 in Deutschland auf. Das waren 0,9 Prozent weniger als 2022 mit 9 850 Auszubildenden. Der Anteil der Kulturberufe an allen neu abgeschlossenen Ausbildungsberufen lag im Jahr 2023 in Deutschland bei 2,0 Prozent und damit nahezu auf dem Niveau von 2022 mit 2,1 Prozent. Unter den Bundesländern war auch im Jahr 2023 Berlin wieder mit einem Anteil von 4,4 Prozent Spitzenreiter. In Baden-Württemberg gab es 1 320 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge in Kulturberufen im Jahr 2023. Auch bei der Ausbildung lag das Land mit 1,9 Prozent leicht unter dem Bundesdurchschnitt.

Der durchschnittliche Bruttostundenverdienst für Beschäftigte in Kulturberufen lag im Jahr 2023 in Deutschland bei 24,77 Euro. Während Frauen durchschnittlich 22,52 Euro verdienten, war der Bruttostundenverdienst bei Männern mit 26,92 Euro um 4,40 Euro oder 16,3 Prozent höher.

Jede sechste Tageszeitung als E-Paper verkauft
Im zweiten Quartal des Jahres 2023 wurden in Deutschland pro Erscheinungstag 10,9 Millionen Exemplare von 320 Tageszeitungen verkauft. Davon entfiel mit 8,9 Millionen ein Großteil auf den Absatz von 309 lokalen und regionalen Abonnementzeitungen. Im zweiten Quartal 2022 waren es noch 9,5 Millionen gewesen. Fast jede sechste verkaufte Tageszeitung war im Jahr 2023 ein E-Paper (16,7 Prozent). Im Durchschnitt wurden in Deutschland 105 Exemplare von lokalen oder regionalen Abonnementzeitungen je 1 000 Einwohnerinnen und Einwohner pro Erscheinungstag verkauft. Im Jahr 2022 hatte die Zahl bei 113 Exemplaren gelegen. 2018 waren bundesweit 134 verkaufte Exemplare je 1 000 Personen pro Tag gezählt worden. Im Ländervergleich der Auflagenhöhe je 1 000 Einwohnerinnen und Einwohner erzielte der Stadtstaat Bremen mit 205 Exemplaren im zweiten Quartal des Jahres 2023 einen Spitzenwert (2018: 275 Exemplare, 2022: 223 Exemplare).
Deutschlands Verlage und Institutionen brachten im Jahr 2023 außerdem insgesamt 60 230 Erstauflagen von Büchern auf den Markt. Im Vergleich zu 2022, als noch 64 280 neue Titel veröffentlicht worden waren, reduzierte sich ihre Anzahl um 6,3 Prozent. Für Deutschland ergibt sich für das Jahr 2023 somit ein Indikatorwert von 7,1 Erstauflagen je 10 000 Einwohnerinnen und Einwohner. Im Jahr 2022 waren es durchschnittlich 7,6 Erstauflagen in Deutschland. Die meisten Erstauflagen mit 28,6 je 10 000 Einwohnerinnen und Einwohner hatte im Jahr 2023 Berlin (2022: 27,7).