
Der Aussichtsturm „Hohe Warte“ bleibt gesperrt. Foto: Georg Kost
PFORZHEIM-HOHENWART, 18.09.2025 (pm) – Der Aussichtsturm „Hohe Warte“ ist nach aktuellem Kenntnisstand in seiner Standsicherheit stark beeinträchtigt – auch ohne und unabhängig von der Installation baulicher Sprungschutzmaßnahmen, die aktuell diskutiert werden.
Dies habe ein von der Stadt Pforzheim beauftragtes statisches Gutachten ergeben, über das Baubürgermeister Tobias Volle in der Sitzung des Ortschaftsrats Hohenwart berichtet.
Die bedauerliche Erkenntnis: Der Turm muss weiterhin zwingend für die Öffentlichkeit gesperrt bleiben. Die Fachleute stellten fest, dass die Holzkonstruktion des Turms über die Jahre durch Witterungseinflüsse und unzureichende konstruktive Sicherungen dauerhaft durchfeuchtet wurde. Geeignete Absicherungen gegen Wasseransammlungen hätten beispielsweise in Abdeckungen oder Verblechungen bestehen können. Da es diese nicht gab, kam es in der Folge zu Pilzbefall und Fäulnis, wodurch die Tragfähigkeit heute erheblich gemindert ist. Das Gutachten weist darauf hin, dass geschädigte Verbindungen im schlimmsten Fall zu Verformungen und letztlich zum Einsturz des Turms führen können.

Fachleute haben jetzt festgestellt, dass die Holzkonstruktion über die Jahre durch Witterungseinflüsse und unzureichende konstruktive Sicherungen dauerhaft durchfeuchtet wurde. Archivfoto. Georg Kost
„Nach den vorliegenden Untersuchungen ist eine weitere Sperrung unumgänglich“, erklärt Baubürgermeister Tobias Volle. „Eine einfache Reparatur ist nicht möglich, weil wesentliche Tragelemente betroffen sind. Ob ein kompletter Abbau notwendig wird, hängt jetzt von weiteren Untersuchungen ab.“ Klar sei dabei allerdings: Sollte sich der Pilz- und Fäulnisbefall bestätigen, müssten die tragenden Holzteile vollständig ersetzt werden – ein Schritt, der nur im Zuge eines Abbaus des Turms erfolgen könnte.
Die Gutachter betonen, dass ein Wiederaufbau in gleicher Holzkonstruktion jedoch nicht empfohlen werde, da die konstruktiven Schwächen systematisch sind. Auch eine Wiederverwendung der bestehenden Holzelemente als tragende Bauteile schließen die Gutachter aus, genauso wie die Nutzung der Holzteile für andere Bauwerke. Weitere wichtige Erkenntnis: Eine Verstärkung durch zusätzliche Schutzmaßnahmen wie Netze oder Geländer sei nicht möglich, da der Turm keine zusätzlichen Lasten aufnehmen kann. „Die Sicherheit der Menschen steht für uns an oberster Stelle“, so Volle. „Wir müssen daher sehr sorgfältig prüfen, wie es mit der Hohen Warte weitergeht.“
Blick nach vorn: Diskussion über mögliche Szenarien
Bürgermeister Tobias Volle skizziert verschiedene Szenarien für die Zukunft:
- Erhalt der Hohen Warte – unter der Voraussetzung, dass weitere Untersuchungen eine Sanierung doch möglich machen. Dies wäre allerdings nur ohne zusätzliche Sprungschutzmaßnahmen möglich, da die Konstruktion des Turms keine zusätzlichen Lasten aufnehmen kann.
- Rückbau des Turms – entweder ersatzlos oder mit anschließender Errichtung eines neuen Aussichtsturms. Dies würde jedoch eine Investition in Millionenhöhe erfordern.
- Rückbau mit alternativer Nutzung des Standorts – etwa für andere Freizeit- oder Aufenthaltsangebote.
Welche dieser Optionen weiterverfolgt wird, soll nun in den Gremien – zunächst im Ortschaftsrat Hohenwart, dann im Gemeinderat – beraten werden. „Wir wissen, wie wichtig die Hohe Warte als Ausflugsziel und Identifikationsort für viele Menschen ist“, betont Volle. „Deshalb ist es mir besonders wichtig, transparent über die nächsten Schritte zu informieren und die Bürgerinnen und Bürger auf dem Weg mitzunehmen.“
Orientierung an Beispielen anderer Städte

Düstere Aussichten für die Hohe Warte. Foto: Georg Kost
Als Anregung für die Diskussion wurden bereits vergleichbare Neubauten in anderen Städten betrachtet. So zeigen etwa der Schönbuchturm bei Herrenberg oder der Wurmbergturm im Harz, dass attraktive Aussichtstürme auch in moderner Bauweise möglich sind. „Ob wir eines dieser Beispiele als Vorbild für Pforzheim nehmen können oder ob wir eine ganz eigene Lösung finden – diese Entscheidung steht jetzt noch nicht an“, sagt Volle. „Zunächst gilt es offen und ehrlich gemeinsam in den Gremien zu beraten, wie wir den Standort zukunftsfähig gestalten wollen.“ Dabei wird die Stadtverwaltung die Öffentlichkeit regelmäßig über den Fortgang informieren.
Hintergrund des Gutachtens
Ende 2024 ereignete sich am Aussichtsturm „Hohe Warte“ ein tragischer Suizid dreier Jugendlicher. Die Stadt reagierte unmittelbar mit einer vollständigen Sperrung des Turms, der Anbringung von Bauzäunen sowie der Beauftragung eines Ingenieurbüros zur Erarbeitung eines Sicherheitskonzepts. In einer Bürgerversammlung wurden im Februar 2025 verschiedene bauliche Schutzmaßnahmen vorgestellt – etwa Auffangnetze, Einhausungen oder höhere Geländer. Um die technische Umsetzbarkeit dieser Ansätze zu prüfen und die Standsicherheit des Turms zu bewerten, beauftragte die Stadt das unabhängige Gutachten, dessen Ergebnisse nun vorliegen.
Alle städtischen Bauten werden in regelmäßigen Abständen geprüft. Aus dem aktuellen Anlass wurde diese Begutachtung lediglich vorgezogen und der Untersuchungsgegenstand um die technische Umsetzbarkeitsprüfung der baulichen Schutzmaßnahmen ergänzt, so die Stadt Pforzheim in ihrer Meldung.