PFORZHEIM, 22.02.2022 (pm) – 22 Minuten dauerte am 23. Februar 1945 der Luftangriff der Royal Air Force, bei dem rund 18.000 Pforzheimerinnen und Pforzheimer ihr Leben verloren und der das Gesicht der Stadt für immer verändern sollte. 77 Jahre nach dem verheerenden Bombardement gedenkt die Stadt Pforzheim am kommenden Mittwoch, 23. Februar 2022, der Toten jener Nacht sowie allen Menschen, die den Verbrechen des NS-Regimes zum Opfer fielen.
Das diesjährige Programm steht unter dem Motto „Erinnern, Gedenken, Gestalten“ und wird von zahlreichen Akteurinnen und Akteuren mit einem vielfältigen Programm begleitet. „An diesem Tag gedenken wir der mehr als 17.000 Toten, die der Angriff im von Nazi-Deutschland entfesselten Krieg in unserer Stadt forderte. Dieser Pforzheimer Schicksalstag ist für uns als Bürgerinnen und Bürger Mahnung und Auftrag zugleich, sich für die Demokratie und den Frieden einzusetzen, um so dafür zu sorgen, dass sich die Geschichte nie mehr wiederholen kann. Ich danke allen, die sich am Programm rund um diesen für unsere Stadt so wichtigen Tag beteiligen und so das Gedenken lebendig halten“, erklärt Oberbürgermeister Peter Boch.
Von Gottesdiensten über Filmvorführungen bis zu Klassenzimmerlesungen bietet das Programm zum Gedenktag wieder zahlreiche Anknüpfungspunkte für die Auseinandersetzung.
Aufgrund des aktuellen Infektionsgeschehens werden einige der Gedenkveranstaltungen abermals in den digitalen Raum verlegt. Unter www.pforzheim.de/23februar können diese Veranstaltungen digital aufgerufen werden. So können die Bürgerinnen und Bürger am kommenden Mittwoch um 15 Uhr am traditionellen Gedenken auf dem Hauptfriedhof via Live-Stream teilnehmen. Oberbürgermeister Peter Boch, die evangelische Dekanin Christiane Quincke und der stellvertretende katholische Dekan Georg Lichtenberger werden der Menschen, die beim Angriff auf Pforzheim gestorben sind, gedenken und Kränze niederlegen.
Um 19.20 Uhr geht das „Abendgedenken für den Frieden“ online mit einer Ansprache von Oberbürgermeister Peter Boch, aufgezeichnet am Wallberg, und mit Friedensbotschaften eines Geflüchteten und von Vertreterinnen und Vertretern des Rats der Religionen, aufgenommen in den jeweiligen Gemeinden, sowie einem Songbeitrag Ben Salomos, dem Preisträger des ersten Pforzheimer Friedenspreises. In der Zeit des Angriffs vor 77 Jahren läuten alle Pforzheimer Kirchenglocken ab 19.50 Uhr für 20 Minuten zum Gedenken an die Opfer des Angriffs. Zeitgleich wird die Friedenstaube auf das Neue Rathaus und auf den Wartbergturm projiziert. Unter dem Motto „Lichter in der Stadt“ sind alle Bürgerinnen und Bürger dazu eingeladen, Kerzen an den Fenster, vor der Haustür oder im Garten aufzustellen, so dass ein dezentrales Lichtermeer entsteht. Das Lichtermeer auf dem Marktplatz findet aufgrund der Pandemie nicht statt.
Im Anschluss an das Glockengeläut zeigt das Theater Pforzheim ab 20.10 Uhr die Operneinakter „Der Kaiser von Atlantis“ und „Das Wundertheater“ im Großen Saal. Neben dem Musiktheater-Ensemble des Theaters beteiligt sich der Verein Kultur Schaffer an den Inszenierungen, zu denen ab 19.40 Uhr im Foyer eingeführt wird.
In mehreren Kirchen finden an diesem Tag ökumenische Friedensgebete statt: jeweils um 18 Uhr in der Liebfrauenkirche in Dillweißenstein sowie in St. Elisabeth auf dem Buckenberg. Die Friedensgemeinde lädt ab 18.30 Uhr für eine Abendandacht mit Pfarrerin Heike Reisner-Baral in die Schloßkirche. Umrahmt wird die Andacht mit musikalischen Beiträgen der Jugendkantorei.
Ganztägig liegen im Haus der Jugend Friedensbotschaften zum Mitnehmen aus. Von 17.30 bis 21 Uhr werden zudem von Kindern und Jugendliche gemalte Bilder zum Thema Frieden an die Fassade des Hauses projiziert.
Das Kommunale Kino zeigt am 23. Februar ab 16 Uhr und am 24. Februar ab 17 Uhr den Film „Wohlstandsjahre“, der den Aufbau Pforzheims sowie den wirtschaftlichen Aufschwung ab 1955 thematisiert. In den Pforzheimer Schulen wird es an diesem Tag um 10 Uhr Durchsagen zu den Geschehnissen des 23. Februar sowie Zeit zum gemeinsamen Gedenken geben.
Die nicht-öffentlichen Klassenzimmerlesungen „Pforzheim kannst Du vom Atlas streichen“ am Kepler- und Theodor-Heuss-Gymnasium bringen den Schülern die Schrecken dieser Zeit näher.
Zu den weiteren Gedenkformaten rund um den 23. Februar zählt das „Trümmercafé“ im Stadtteilzentrum KF an der Kaiser-Friedrich-Straße 102. Es bietet Gerichte zum Mitnehmen an, wie es sie zu Kriegszeiten gab.
Das Kommunale Kinopräsentiert am 22. Februar ab 16 Uhr den Film „Trümmerleben“, der Pforzheim nach Kriegsende bis in die 1950er-Jahre zeigt, sowie am 25. Februar ab 15.45 Uhr und am 26. Februar ab 13.45 Uhr „In so einer alten Stadt“ mit bislang unbekanntem historischen Material.
Mehrere Jugendtheatergruppen haben in Kooperation mit dem Kulturhaus Osterfeld die Werkschau „Dark History – and our generation“ erarbeitet. Die beteiligten Jugendlichen reflektieren das Projekt am 22. Februar ab 18 Uhr im Kulturhaus Osterfeld
Im Nachgang zum Gedenktag und als Auftakt der Woche der Brüderlichkeit werden am Samstag, 5. März, ab 13.30 Uhr, von der Initiative Stolpersteine weitere Gedenksteine für die Opfer des Nationalsozialismus verlegt. Startpunkt ist die Zerrennerstraße 29.
Die Live-Übertragungen der Gedenkveranstaltung auf dem Hauptfriedhof, das Abendgedenken sowie das gesamte Programm zum 23. Februar ist abrufbar unter www.pforzheim.de/23februar.
Darüber hinaus sind alle Bürgerinnen und Bürger dazu eingeladen, auf dieser Internetseite die Erklärung zum 23. Februar mit ihrer Unterschrift zu unterstützen.