
Warnstreik mit Kundgebung im Brötzinger Tal in Pforzheim. Foto: IG Metall
PFORZHEIM, 30.01.2025 (pm) – Am heutige Donnerstag beteiligten sich rund 300 Beschäftigte an einem Warnstreik im Brötzinger Tal in Pforzheim. Aufgerufen waren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Unternehmen Agosi AG, G. Rau GmbH, Les Atelier Bijoux GmbH, Heimerle & Meule GmbH, Inovan GmbH & Co. KG, proHeq GmbH sowie solidarisch der Karl Scheufele GmbH. Die Kundgebung fand vor dem Werksgelände der Inovan GmbH & Co. KG statt.
Hintergrund des Warnstreiks ist die ergebnislose erste Verhandlungsrunde der Tarifverhandlungen für die baden-württembergische Edelmetallindustrie am 21. Januar 2025. Yvonne Möller, Verhandlungsführerin der IG Metall-Bezirksleitung Baden-Württemberg, erklärte: „Die Arbeitgeber sind ohne ein Angebot in die Verhandlung gekommen. Um den Druck zu erhöhen, sind Warnstreiks erforderlich. Wir erwarten, dass die Arbeitgeber in der nächsten Verhandlungsrunde am 5. Februar ein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen.“
Martina Walter, 2. Bevollmächtigte der IG Metall Pforzheim, wies darauf hin, dass bereits am Vortag erste Warnstreiks im Altgefäll erfolgreich durchgeführt wurden. „Heute haben wir eine größere Anzahl unserer organisierten Edelmetall-Betriebe zur Arbeitsniederlegung aufgerufen. Ich hoffe, die Arbeitgeber haben verstanden, dass sie kommende Woche ein adäquates Angebot vorlegen sollten, um weitere Warnstreikwellen zu vermeiden“, so Walter.
Reiner Hummel, Betriebsratsvorsitzender der Inovan GmbH & Co. KG, kritisierte die Arbeitgeberseite: „Die Forderung nach mehr Differenzierung ist nicht nachvollziehbar. Tarifverträge bieten bereits ausreichende Möglichkeiten für individuelle betriebliche Regelungen.“
Walter betonte, dass in der aktuellen Tarifrunde etwa 10.000 Beschäftigte betroffen seien. „Eine Angleichung an den Abschluss der Metall- und Elektroindustrie ist das Mindeste, was die Arbeitgeber einräumen sollten.“
Sofia Brandt, Vertrauenskörperleitung der Agosi AG, verwies auf die gestiegenen Lebenshaltungskosten: „Mieten, Lebensmittel und Transportkosten sind stark gestiegen. Auszubildende und Dual Studierende spüren das besonders. Es ist an der Zeit, dass sie eine angemessene Entlohnung erhalten.“
Alexander Kröner, Betriebsratsvorsitzender der G. Rau GmbH, hob die wirtschaftlichen Herausforderungen hervor: „In den vergangenen Jahren fielen die Tarifabschlüsse aufgrund niedriger Inflation bescheiden aus. Heute ist die Situation anders. Selbst für Facharbeiter bleibt am Monatsende kaum etwas übrig. Solange Unternehmen hohe Renditen ausschütten, sind unsere Forderungen legitim. Eine gestärkte Kaufkraft kommt der gesamten Wirtschaft zugute.“
Max Könne, Betriebsratsvorsitzender der Agosi AG, sprach sich zudem für verbesserte Arbeitsbedingungen aus: „Gesundheitsschutz und Work-Life-Balance müssen gefördert werden. Die in der Metall- und Elektroindustrie umgesetzten Möglichkeiten zur Umwandlung von Geld in Freizeit sind zeitgemäß und sollten auch in der Edelmetallindustrie eingeführt werden.“