Vince Ebert begeistert mit „Vince of Change“

bei Georg Kost

Vince Ebert begeistert mit „Vince of Change“ in der Stadthalle Leonberg. Foto: Kelly Leaning

LEONBERG, 07.02.2025 (pm) – Ein Abend voller Wissenschaft, Satire und scharfsinniger Gesellschaftskritik: Der Wissenschaftskabarettist und Physiker Vince Ebert begeisterte mit seiner Show „Vince of Change“ das Publikum in der Stadthalle Leonberg. Die gut besuchte Veranstaltung bot einen humorvollen, aber gleichzeitig nachdenklichen Blick auf unsere heutige Zeit.
Mit spitzer Zunge und analytischem Verstand zog Ebert Bilanz: Sind wir in den letzten Jahren rationaler, besonnener oder gar klüger geworden? Seine ernüchternde Antwort: Nein. Ein Beispiel? Während nur 18 Prozent der Bevölkerung einen Fahrradhelm tragen, schützen 91 Prozent ihr Handy mit einer Schutzhülle – ein treffendes Sinnbild für die Prioritäten in der modernen Gesellschaft.

Gefühltes Wissen vs. Realität
Besonders unterhaltsam war sein spielerischer Umgang mit Identitätsdebatten. Obwohl er nach außen hin ein „alter weißer Mann“ sei, identifiziere er sich in „Vince of Change“ als 32-jähriger, braungebrannter Surflehrer aus Kalifornien. Mit dieser ironischen Selbstinszenierung zeigt er auf, wie absurd manche gesellschaftlichen Diskurse geworden sind. In Zeiten, in denen sich Menschen über ihr Smartphone definieren, wird deutlich: Wenn der Akkustand auf 19 Prozent sinkt, fühlen sich viele bereits selbst geschwächt. Ebert thematisiert auch das Phänomen, dass unsere Wahrnehmung oft von gefühltem Wissen geprägt ist. Die Dinge sind, wie sie sich anfühlen, nicht wie sie durch Fakten belegt sind.

Zwischen Satire und Wissenschaft
Mit scharfem Blick seziert Vince Ebert den Zeitgeist: Die Gesellschaft leidet unter Informationsüberfluss, während die deutsche Sprache zunehmend mit englischen Begriffen durchsetzt wird. Jugendliche gehen nach dem Abitur auf Selbstfindungskurse, während frühere Generationen einfach wussten, wer sie sind. „Mein Vater hätte dazu gesagt: ‚Wie dich finden? Du stehst genau vor mir!‘“, so Ebert. Er zeigt auf, wie sich der Humor der letzten 20 Jahre verändert hat: Diskriminierende Witze werden nicht mehr toleriert, hingegen machte man sich früher lustig darüber, wenn man einen Brillenträger als einen Menschen, der „visuell herausgefordert“ ist, bezeichnete. Doch wahres Lachen, so Ebert, verwandelt Mauern in Fenster.

Die Krise der Wissensgesellschaft
Das Publikum dankte es ihm mit tosendem Applaus und zahlreichen Lachern. Vince Ebert bewies erneut, dass Wissenschaft, Logik und Humor eine unschlagbare Kombination sind – und dass Satire ein wichtiges Instrument bleibt, um den Zeitgeist kritisch zu hinterfragen.
Die Zukunft ist offen – wir gestalten sie selbst. „Denken Sie selbst, sonst tun es andere für Sie.“