Vier Dörfer, ein Theater – Neuhausen probt das Miteinander

Theaterschachtel startet kreatives Mitmachprojekt zum 50-jährigen Gemeindejubiläum – noch Plätze frei

bei Georg Kost

Die Schauspielerin, Autorin und freischaffende Künstlerin Selda Falke (Mitte) und ihre sechs mutigen Frauen beim Auftakt zum Theaterprojekt.Foto: Georg Kost

NEUHAUSEN, 16.10.2025 (rsr) – Lebendige Stimmen, herzhaftes Lachen und eine spürbare Aufbruchsstimmung erfüllten am Dienstagabend die Theaterschachtel in Neuhausen. Der Anlass: der Auftakt zu einem ganz besonderen Projekt im Jubiläumsjahr der Gemeinde.
Unter dem Titel „Vier Dörfer, ein Theater“ soll in den kommenden Monaten ein Stück entstehen, das die Menschen aus Neuhausen und seinen Ortsteilen Steinegg, Hamberg, Schellbronn und Neuhausen zusammenbringt – auf, hinter und rund um die Bühne.

Ein Projekt, das Menschen verbinden soll
Die Theaterschachtel mit ihrem Trägerverein trägt damit ihren Teil zum Jubiläum „50 Jahre Gemeinde Neuhausen“ bei, das in diesem Jahr bereits mit verschiedenen Veranstaltungen gefeiert wurde.
Nun also wagt das kleine, aber feine Theaterhaus einen großen Wurf: ein Stück, das nicht nur Geschichten erzählt, sondern selbst Teil der Geschichte der Gemeinde wird.
Anne von der Vring, Leiterin der Theaterschachtel, zeigte sich beim Auftakt begeistert: „Eine coole Sache“, sagte sie mit einem Lächeln, als sie Selda Falke und sechs mutige Frauen begrüßte, die sich für das Projekt angemeldet haben. „Die Teilnehmerinnen werden jede Menge Freude und Spaß haben“, versprach sie.

Etwas bedauerlich war an diesem Abend nur eines: Bisher haben sich ausschließlich Frauen gemeldet – keine einzige männliche Stimme fand den Weg in die Theaterschachtel. Zudem stammen fast alle Teilnehmerinnen aus Pforzheim, Huchenfeld, Unterreichenbach oder Bad Liebenzell; nur eine von ihnen kommt tatsächlich aus dem Neuhausener Ortsteil Steinegg, und eine weitere hat ihren Freund in der Gemeinde. Eine ernüchternde Erkenntnis. Doch noch ist Zeit, das zu ändern.

„Noch ist es nicht zu spät“
„Noch ist es nicht zu spät für einen Einstieg in das Theaterprojekt“, betont Selda Falke, die künstlerische Leiterin. Die gebürtige Mühlackerin, Mutter zweier Kinder und Absolventin der Stuttgarter Schauspielschule, hat sich als Schauspielerin, Autorin und freischaffende Künstlerin längst einen Namen gemacht. Nach Engagements am Theater Pforzheim (2007–2015 unter ihrem Künstlernamen Selda Vogelsang) und Auftritten am Staatstheater Stuttgart arbeitet sie heute auch unterandrem für den Verein Lilith e.V., wo sie Theaterprojekte mit Mädchen entwickelt.

Falke versteht Theater als Prozess – als gemeinsames Entdecken und Gestalten. „Ich schreibe die Stücke im Austausch mit der Gruppe, für die Gruppe“, erklärt sie. Deshalb interessiert sie sich zuerst für die Menschen, mit denen sie arbeitet: „Ich möchte wissen, wer hier sitzt, welche Erfahrungen und Träume jede und jeder mitbringt.“ Erst daraus, aus Begegnung und Improvisation, entsteht ihr Stück.

„Ich brauche alle Talente“
Mit ihrem offenen, herzlichen Stil schafft Falke sofort eine lockere Atmosphäre. Neugierig fragt sie in die Runde: „Was interessiert uns?“ Denn das Stück, das bis März 2026 erarbeitet wird, soll mit den Menschen, die es spielen, etwas zu tun haben. Themen gebe es genug, sagt sie – entscheidend sei, dass sie mit den Lebenswirklichkeiten der Teilnehmenden verknüpft seien.

Falke fragt nach Talenten, nach Interessen, nach dem, was jede Einzelne mitbringt: Kann jemand singen, Gitarre spielen oder jonglieren? Alles dürfe auf die Bühne, solange es echt sei. „Je ehrlicher es ist, was man zeigt, desto authentischer kommt es herüber“, erklärt sie und fügt an: „Ich brauche alle Talente.“

Gleichzeitig macht sie auch klar, was sie nicht möchte: kein klassisches Sprechtheater, kein bloßes Rezitieren. Sie hat hohe Ansprüche – an sich selbst und an die Gruppe. „Es müssen Gefühle transportiert werden“, betont sie. Der Unterschied zwischen gutem und schlechtem Theater liege allein bei den Spielenden – in ihrer Bereitschaft, sich zu öffnen und etwas von sich zu zeigen.

Lust statt Angst
Während sich die Teilnehmerinnen vorstellen, erzählen einige von früheren Bühnenerfahrungen – kleine Theaterprojekte. Es ist ein tastendes Kennenlernen, begleitet von viel Lachen und neugierigen Blicken. Falke bestärkt sie: Es gehe um Lust. „Was uns im Weg steht, ist einzig die Lust – und dass die Angst abgelegt wird“, sagt sie mit Nachdruck.

Diese Mischung aus Ermutigung, Professionalität und Begeisterung scheint zu wirken: Schon nach kurzer Zeit, unter Ausschluss der Öffentlichkeit, entsteht ein lebendiger Austausch. Ideen fliegen, erste Gesten und kleine Spielszenen blitzen auf. Der Abend macht spürbar, dass hier etwas wachsen kann – vielleicht nicht mit einem großen Ensemble, aber mit umso mehr Herzblut.

Premiere im März 2026
Was genau auf der Bühne zu sehen sein wird, ist noch offen – und das ist gewollt. Das Stück soll aus den Improvisationen und Erfahrungen der Gruppe heraus entstehen. Bis dahin wird jeden Dienstagabend in der Theaterschachtel geprobt, experimentiert, gespielt und geschrieben.

Die Premiere ist für den 13. 14. und 15. März 2026 geplant. Dann soll sich zeigen, wie viel aus einer kleinen Idee, sechs Frauen – und vielleicht bald ein paar Männern – werden kann.
„Je kleiner die Gruppe, desto intensiver die Arbeit“, sagt Falke zum Schluss. „Mit sechs Teilnehmerinnen kann man wunderbar arbeiten.“ Doch sie würde sich freuen, wenn noch mehr Menschen den Mut finden, einzusteigen: „Es lohnt sich – für jeden, der sich traut.“

Mitmachen erwünscht:
„Vier Dörfer, ein Theater“
Ein Mitmachprojekt der Theaterschachtel in Neuhausen
Proben: dienstagabends 19.00 Uhr in der Theaterschachtel
Premiere: 13. März 2026 sowie am 14. & 15. März 2026
Teilnahme: Alle mit Lust auf Theater – keine Vorkenntnisse nötig