Steinegg trauert um Erwin Kindler

Ein Leben für das Dorf und den Gartenbau

bei Georg Kost

Trauer um Erwin Kindler.  Foto Georg Kost

NEUHAUSEN-STEINEGG, 05.05.2025 (rsr) – Die Gemeinde Neuhausen und insbesondere der Ortsteil Steinegg nehmen Abschied von einer prägenden Persönlichkeit: Erwin Kindler, langjähriger Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins Steinegg, ist am 27. April 2025 im Alter von 90 Jahren verstorben. Mit seinem jahrzehntelangen Engagement für den Verein und die Verschönerung des Ortsbilds hat er Spuren hinterlassen, die weit über seine aktive Zeit hinausreichen.

Erwin Kindler wurde am 16. September 1934 als erstes von drei Kindern der Eheleute Karl und Veronika Kindler in Steinegg geboren. Seine Schulzeit war durch die Wirren des Zweiten Weltkriegs geprägt und dauerte lediglich sechs Jahre. Dennoch setzte er seine Bildung durch privaten Zusatzunterricht fort – ein früher Ausdruck seines Willens, mehr zu leisten als das Notwendige. Im elterlichen Betrieb erlernte er das Schuhmacherhandwerk, in dem er 1960 die Meisterprüfung ablegte. Im selben Jahr hatte er auch seine Frau Hildegard geheiratet. Mit ihr gründete er eine große Familie mit fünf Kindern. Trotz der vielen Arbeit – oft auch am Wochenende – fand er Zeit für das Familienleben und pflegte seine große Leidenschaft: die Gartenarbeit.

1968 eröffnete er in seinem neu erbauten Wohnhaus einen eigenen Schuhladen mit angeschlossener Werkstatt. Auch nach einem beruflichen Wechsel zur Firma Lenhardt (heute Glastron) im Jahr 1986 blieb er dem Handwerk treu und führte Reparaturen bis ins hohe Alter durch – bis buchstäblich zum letzten Tag. Seine Kunden kamen aus Nah und Fern, viele über Jahre hinweg.

Besondere Bedeutung erlangte Erwin Kindler durch sein langjähriges Engagement für den Obst- und Gartenbauverein Steinegg. 1970 übernahm er das Amt des Vorsitzenden von Hermann Talmon-Groß. In dieser Funktion wirkte er über 46 Jahre hinweg – eine außergewöhnliche Leistung im Ehrenamt.
Unter seiner Leitung blühte der Verein im wahrsten Sinne des Wortes auf. Steinegg wurde mehrfach bei Blumenschmuckwettbewerben auf Kreis- und Landesebene ausgezeichnet. So erhielt der Ort 1985 im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ einen Sonderpreis und belegte 1986 den zweiten Platz im Wettbewerb „Schöne Gemeinde im Enzkreis“.

Erwin Kindlers Einsatz ging weit über organisatorische Aufgaben hinaus. Mit Tatkraft, Sachverstand und großem persönlichen Einsatz kümmerte er sich um die Pflege öffentlicher Anlagen, die Bepflanzung von Blumentrögen und trug zur Aufstellung der Begrüßungstafeln an den Ortseingängen bei – ein bis heute sichtbares Zeichen seines Wirkens. Für sein jahrzehntelanges Engagement wurde er mit der Landesehrennadel des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet.
Ebenso erhielt er vom Landesverband für Obst und Gartenbau und Landschaft Baden Württemberg die silberne Medaille.

Auch die Gemeinde Neuhausen würdigte seine Verdienste in besonderer Weise: Bereits im Jahr 2000 wurde Erwin Kindler mit der Gemeindemedaille in Bronze ausgezeichnet. Im Januar 2025 folgte die Gemeindemedaille in Silber – eine seltene Ehrung, die sein außergewöhnliches Engagement für die Pflege und Verschönerung der Natur sowie die Förderung des örtlichen Gemeinschaftslebens würdigte.

Auch nach seinem Rückzug aus dem Vorsitz 2016 blieb Erwin Kindler dem Verein eng verbunden.
Trotz gesundheitlicher Einschränkungen war er bis zuletzt im Garten aktiv. Noch am Tag vor seiner letzten Krankenhauseinweisung pflanzte er ein Zwetschgenbäumchen – in seinem Garten, den er liebevoll pflegte und der für ihn Lebensraum, Rückzugsort und Herzensprojekt zugleich war.

Neben seiner Vereinsarbeit war Erwin Kindler auch sportlich aktiv. Er spielte in seiner Jugend Fußball beim 1. FC Steinegg und ging im Winter regelmäßig zum Skifahren – bis ins hohe Alter. Selbst mit 66 Jahren absolvierte er noch einen Schwimmkurs, nachdem er in Kindertagen beinahe in der Würm ertrunken wäre.
Reisen mit seiner Stammtischrunde, Ausflüge mit den Enkeln und gesellige Runden am Sonntagabend waren feste Bestandteile seines Lebens. Die Familie war für ihn Zentrum und Freude zugleich: Er war Vater von fünf Kindern, Großvater von zehn Enkelkindern und freute sich bis zuletzt über seine sechs Urenkelkinder.

Im vergangenen Jahr konnte er noch im Kreise seiner großen Familie seinen 90. Geburtstag feiern – ein Herzenswunsch, den er sich trotz gesundheitlicher Rückschläge erfüllen konnte. Die für August geplante Eiserne Hochzeit mit seiner Frau Hildegard wird er leider nicht mehr erleben.

Die Trauerfeier für Erwin Kindler findet am Freitag, den 9. Mai 2025, um 16 Uhr in der katholischen Kirche in Steinegg statt. Die Urnenbeisetzung erfolgt anschließend im engsten Familienkreis.
Von Blumengaben und Beileidsbekundungen bittet die Familie abzusehen.

Mit Erwin Kindler verliert Steinegg einen Menschen, der sich mit Herz, Verstand und unermüdlichem Einsatz für seine Heimat eingesetzt hat. Seine Spuren sind sichtbar – in gepflegten Gärten, blühenden Ortsbildern und der Erinnerung vieler Menschen, denen er stets hilfsbereit zur Seite stand. Die Gemeinde wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.