Neue Perspektiven durch Bewegung

Trainerin Petra Grosse über Rehasport, Onkologie und Lebensfreude

bei Georg Kost

Trainerin Petra Grosse. Foto TSV Calw

CALW, 28.10.2025 (pm) – Wenn Petra Grosse vom TSV Sportzentrum erzählt, spricht sie nicht nur über Training und Kurse – sondern über Menschen, über Schicksale, über neue Lebensabschnitte.
Seit den Anfängen des Sportzentrums ist die ausgebildete Physiotherapeutin fester Bestandteil des Teams und hat mit ihrer Arbeit vielen geholfen, wieder Vertrauen in den eigenen Körper zu gewinnen.

Von der Physiotherapiepraxis ins Sportzentrum
Schon vor ihrer Zeit beim TSV Calw war Bewegung ein zentraler Bestandteil von Petra Grosses Berufsleben. Nach ihrem Examen 1990 arbeitete sie als Physiotherapeutin und führte später ein eigenes Frauen-Fitnessstudio. Doch mit den zunehmenden Einschränkungen durch gesundheitspolitische Reformen verlor die Arbeit an Effektivität. „Mit 20 Minuten Behandlungszeit kannst du kaum nachhaltige Ergebnisse erzielen. Das war einfach frustrierend“, erinnert sie sich.
Die Entscheidung, in die Gesundheits- und Fitnessbranche zu wechseln, war der nächste logische Schritt und führte sie 2017 zum TSV Calw. „Ich war von Anfang an dabei“, erinnert sie sich. „Damals mussten die Geräte erst noch ihren Platz finden.“

Expertise trifft Empathie
Heute ist Petra Grosse hauptberuflich als Trainerin im Sportzentrum tätig. Sie führt Anamnesegespräche, erstellt individuelle Trainingspläne, betreut Menschen an den Geräten und gibt Kurse. Ihre medizinische Expertise aus der Physiotherapie fließt dabei in jeden Bereich ihrer Arbeit ein, egal ob bei jungen Einsteigern, erfahrenen Sportlern oder Senioren, die durch gezieltes Training ihre Gesundheit erhalten möchten. Ihr Spezialgebiet ist die orthopädische und onkologische Rehabilitation.

Auch das Programm T-RENA, ein Angebot der Deutschen Rentenversicherung für berufstätige Rehabilitanden, liegt ihr am Herzen. „Viele bleiben auch nach Ablauf des Programms bei uns, weil sie merken, wie gut ihnen das Training tut“, so Grosse. Ein Beweis für die Qualität der Betreuung.

Rehasport für Menschen nach einer Krebserkrankung
Neu im Programm ist der Rehasportkurs für Menschen nach einer Krebserkrankung. Bisher waren onkologische Teilnehmer oft Teil der Orthopädiegruppen. Doch nun gibt es ein eigenes Kursangebot, das sich gezielt an ihre Bedürfnisse richtet.
„Es sind Menschen, die oft schon sehr viel durchgemacht haben. Viele kommen direkt nach der Therapie oder Operation. Meine Aufgabe ist es, ihnen zu helfen, wieder Vertrauen in den eigenen Körper zu finden“, so Grosse.

Petra Grosse geht es nicht darum, über die Krankheit zu sprechen. Vielmehr möchte sie die Teilnehmenden ermutigen, sich selbst und ihrem Körper wieder zu vertrauen und durch Bewegung neue Kraft zu schöpfen. Durch gezielte und behutsame Bewegung entsteht neue Kraft, mehr Mobilität und spürbare Lebensfreude. Neben klassischen Übungen kommen auch Kleingeräte, Musik und spielerische Elemente zum Einsatz. Das ist besonders wichtig für mehr Energie und gegen die oft auftretende Fatigue. „Wir lachen auch viel. Die Gruppendynamik ist so wichtig und Bewegung hilft nicht nur körperlich, sondern auch seelisch.“

Ein Raum für Begegnung und Entwicklung
Mit aktuell rund zwölf Teilnehmenden ist die Onkologie-Gruppe gut besucht. Das Limit liegt bei etwa 18 bis 20 Personen. „Der Raum ist dann einfach voll und wir möchten allen gerecht werden“, erklärt Grosse. Neben diesem Kurs betreut sie auch weiterhin orthopädische Gruppen. Insgesamt bietet der TSV täglich mindestens drei Reha-Kurse an – ein beachtliches Pensum.

Das Training findet sowohl im Kursraum als auch an den Geräten statt. „Unser Ziel ist es, die Menschen auch an das Gerätetraining heranzuführen. Denn einmal pro Woche Bewegung reicht oft nicht aus“, erklärt Grosse. Dass bei jedem Training ein qualifizierter Trainer ansprechbar ist, sei ein besonderes Merkmal des Sportzentrums. „Viele Studios bieten das nicht. Bei uns ist dieser Service selbstverständlich und wird von den Mitgliedern sehr geschätzt.“

Bewegung als Lebensanker
Die 61-Jährige ist selbst sportlich aktiv – joggt, trainiert mit Gewichten und macht bei ihren Kursen mit. „Ich bin seit Jahren in Bewegung, das ist mein Vorteil“, sagt sie. Und das spürt man: Petra Grosse strahlt Energie und Begeisterung aus und das überträgt sich auch auf ihre Teilnehmenden.

Ein besonders bewegender Moment war für sie die Begegnung mit einer 82-jährigen Frau, die nach Jahren der Isolation durch das Sportzentrum wieder neue Lebensfreude fand. „Da bekomme ich heute noch Gänsehaut“, sagt Grosse sichtlich gerührt.

Zwischen Fachwissen und Menschlichkeit
Ihre Kombination aus medizinischer Ausbildung, langjähriger Erfahrung und echter Anteilnahme macht Petra Grosse zu einer festen Größe im TSV Calw. Und sie hat klare Ziele: „Ich will Menschen wieder in Bewegung bringen. Ihnen zeigen, dass ihr Körper mehr kann, als sie denken. Gerade nach einer Krankheit.“
Die Rehasport-Angebote beim TSV Calw sind ein echtes Vorzeigeprojekt. Dass sie funktionieren, liegt nicht zuletzt an Menschen wie Petra Grosse – mit Herz, Fachwissen und großem Engagement.