Landkreis Böblingen begrüßt Windkraft-Planungen

Besondere Verantwortung mit Blick auf die Erneuerbaren Energien

bei Georg Kost

Symbolfoto: infopress24.de

BÖBLINGEN, 05.02.2024 (pm) – Der Landkreis Böblingen hat seine Stellungnahme zur Teilfortschreibung des Regionalplans (Festlegung von Vorranggebieten für regional-bedeutsame Windkraftanlagen) an den Verband Region Stuttgart abgegeben. Die wichtigste Botschaft: „Der Landkreis Böblingen begrüßt die Absicht des Verbandes Region Stuttgart, bis zum 30. September 2025 auf mindestens 1,8 Prozent der Regionsfläche Vorranggebiete für regionalbedeutsame Windenergieanlagen auszuweisen.“

Der Windatlas 2019 der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg attestiert dem Landkreis Böblingen gute Werte. „Im Landkreis Böblingen werden 32 potenzielle Vorranggebiete ausgewiesen, nur der Rems-Murr-Kreis hat mit 34 noch etwas mehr“, erklärt Landrat Roland Bernhard. „Als wirtschaftsstarker Landkreis wollen wir unser Möglichstes tun, um den Ausbau Erneuerbarer Energien voranzutreiben. Denn wir wollen nicht nur im Sinne des Klimaschutzes verstärkt grüne Energiequellen nutzen, sondern uns so auch en Stück weit unabhängiger machen, was den Energiebedarf angeht.“ Solches werde zunehmend zum Standortfaktor für die Industrie, ist sich der Landrat sicher.

Der Windkraft kommt angesichts der guten Ergebnisse im neuen Windatlas diesbezüglich eine große Bedeutung zu. Dabei bedeutet die Ausweisung von Vorranggebieten zunächst nur, dass dort Windkraftanlagen jeweils besonders gut geeignet wären, weil der Wind ausreichend weht und auch sonst solchen Anlagen nichts. Dem Verfahren generell und den Stellungnahmen dazu kommt insofern große Bedeutung zu, als es wichtig ist, das gesetzlich fixierte Ziel zu erreichen, 1,8 Prozent der Landesfläche für Windenergieanlagen vorzusehen. Gelingt dies nicht, so wären solche Anlagen nach Ablauf der im Bundesgesetz festgeschriebenen Fristen überall im Außenbereich unter Einhaltung der Bestimmungen zulässig. „Oder anders gesagt“, so der Landrat, „mit der aktuell laufenden planerischen Ausweisung haben wir ein Instrument, regional zu steuern, wo am Ende Anlagen zugelassen werden sollen und wo nicht. Niemand will einen spargelartigen Wildwuchs in der Landschaft.“ Er danke den Kommunen, die sich derzeit in ihren Gremien mit großer Offenheit und viel Engagement dem Thema Windkraft widmen. „Wir wollen das hohe Potential im Landkreis gemeinsam nutzen“, betont Roland Bernhard. „Die Vorranggebiete verteilen sich gleichmäßig über den gesamten Landkreis, so dass sich nirgends eine besondere Belastung ergibt. Insbesondere ist positiv, dass sich die größten Gebiete entlang der Autobahn befinden, wo wir ohnehin schon Vorbelastungen haben.“

Potentielle Flächen gibt es auch in einer relativen Nähe zum Flughafen Stuttgart. Hier setze man sich aktuell beim Land dafür ein, dass Aspekte der Luftverkehrssicherheit frühzeitig geklärt werden und möglichst dem Ausbau der Windkraft nicht entgegenstehen, so Bernhard. Man sei schon einmal auf der Zielgeraden gescheitert, als die Planungen für zwei Windkraftanlagen an der Vergärungsanlage bei Leonberg am Ende aus Gründen der Flugsicherheit scheiterten. Das dürfe sich nicht wiederholen. „Wir haben die Hoffnung auf den Standort nie aufgegeben; jetzt ist die Zeit, hier einen neuen Anlauf zu starten“, so der Landrat.

Das Landratsamt Böblingen ist im Verfahren um den Bau von Windkraftanlagen letztlich Genehmigungsbehörde „Wir stehen in den Startlöchern und warten auf den ersten Antrag. Und wir werden die Verfahren dann möglichst zügig begleiten“, sichert Bernhard zu. Er selbst bewertet die aktuelle Stimmungslage in Sachen Windkraft als positiv. „Ich nehme wahr, dass es ein pauschales Dagegen kaum noch gibt, sondern sich die Haltung der Menschen zur Windkraft wandelt und die Notwendigkeit des Ausbaus fast unbestritten ist.“ Wohl gebe es sowohl Contra als auch Pro-Bürgerinitiativen, jedoch sei es wichtig, sich gegenseitig zuzuhören und konstruktiv miteinander zu arbeiten. „Am Ende sollen sich die Windräder im Landkreis Böblingen an den richtigen Standorten und in der richtigen Anzahl drehen“, so die Hoffnung des Landrats. Dabei geht Roland Bernhard vom Jahr 2027 aus, an dem die Ersten in Betrieb gehen könnten. Die gern zitierte Anzahl von „10 + X“ halte er weiterhin für realistisch, wobei es für eine genaue Prognose derzeit aber verfrüht sei.