Klangreise zwischen Stilen

Musiktage Mühlhausen 2025 begeistern mit Vielfalt und Tiefgang

bei Georg Kost

Matthias Ningel: Zwischen Harmonie und Humor. Foto: MVM

TIEFENBRONN-MÜHLHAUSEN, 27.10.2025 (pm) – Mit einem Programm voller Kontraste, Klangfarben und Emotionen haben die diesjährigen Musiktage des Musikvereins Mühlhausen ein eindrucksvolles Zeichen kultureller Lebendigkeit gesetzt. Vier Abende im Kollmar & Jourdan-Gebäude führten das Publikum durch unterschiedlichste musikalische Welten – von jazzig verfremdetem Rock über Oper für Kinder, moderner Volksmusik bis hin zu musikalischem Kabarett. Jedes Konzert stand dabei für sich und zeigte auf eigene Weise, wie vielseitig Musik Menschen verbinden kann.

Arne Jansen & Stephan Braun: Jazz trifft Dire Straits
Zum Auftakt am 18. Oktober (ip24 berichtete) entführten Gitarrist Arne Jansen und Cellist Stephan Braun ihr Publikum auf eine faszinierende Klangreise. Unter dem Titel „Going Home“ widmeten sie sich der Musik von Mark Knopfler und den Dire Straits – jedoch nicht in nostalgischer Rückschau, sondern als eigenständige Neuschöpfung.

Mit technischer Präzision und großer Sensibilität entwickelten Jansen und Braun aus Klassikern wie „Brothers in Arms“, „Sultans of Swing“ oder „Telegraph Road“ dichte, kammermusikalische Klangbilder. Der Dialog zwischen Gitarre und Cello – mal zart, mal von pulsierender Energie getragen – eröffnete neue Perspektiven auf die bekannten Melodien. Durch jazzige Improvisationen und den Einsatz von Loops und Effekten entstanden Momente intensiver Spannung, in denen sich Intimität und Virtuosität die Waage hielten.

Das Publikum im voll besetzten Saal ließ sich spürbar von der emotionalen Tiefe des Abends tragen. Mit langanhaltendem Applaus würdigten die Zuhörerinnen und Zuhörer die außergewöhnliche musikalische Verbindung zweier Künstler, die Bekanntes verwandeln und dabei zu Neuem formen. Der Musikverein Mühlhausen durfte sich über einen Auftakt freuen, der Maßstäbe setzte.

„Klassikknaller – Die Zauberflöte“: Opernspaß für kleine Ohren

Musiktage Kindernachmittag. Die Zauberflöte. Foto: MVM

Am 22. Oktober öffnete sich die Bühne für die jüngsten Besucherinnen und Besucher. Über 70 Kinder, Eltern und Großeltern erlebten Mozarts „Zauberflöte“ in einer kindgerechten, lebendigen Fassung des Stadttheaters Pforzheim.
Julia Maschke führte als charmante Erzählerin durch das Programm und entführte das Publikum in die Welt von Prinz Tamino, der Königin der Nacht und Papageno. Die Sänger:innen Elisandra Melián und Santiago Bürgi schlüpften mit sichtbarer Spielfreude in ihre Rollen, begleitet von Eun Chong Park am Flügel. Dabei wurde gesungen, gelacht und gefragt – etwa, wie eine Opernstimme funktioniert oder warum Opernsänger so besonders klingen.

Das Konzept, klassische Musik auf Augenhöhe zu vermitteln, ging voll auf: Begeisterte Kinder, gespannte Zuhörer und eine Atmosphäre von Neugier und Staunen prägten den Nachmittag. Das Ensemble des Stadttheaters erhielt großen Applaus – ein Beispiel dafür, wie Klassik heute mit Leichtigkeit und Humor junge Herzen gewinnen kann.

Maxjoseph: Zwischen Alpenton und Jazzklang. Foto: MVM

Maxjoseph: Zwischen Alpenton und Jazzklang
Ein Abend später, am 24. Oktober, stand die Bühne im Zeichen einer neuen Volksmusik. Das Ensemble Maxjoseph brachte mit Geige, Gitarre, Steirischer Harmonika und Tuba eine ungewöhnliche Klangmischung nach Mühlhausen.
Was zunächst vertraut klang, entfaltete sich rasch zu einem spannenden Spiel mit Stilen und Rhythmen. Die Musiker verbanden alpine Tradition mit jazzigen Improvisationen und kammermusikalischer Präzision – eine Musik, die Wurzeln und Gegenwart mühelos zusammenführte.
Zwischen den Stücken erzählten die Musiker kleine Geschichten über Entstehung und Bedeutung ihrer Kompositionen, wodurch eine warme, unmittelbare Atmosphäre entstand. Besonders eindrucksvoll waren die Kontraste: zarte Walzer, rhythmisch packende Stücke mit markanter Tuba, frei improvisierte Passagen, in denen die Grenzen zwischen Volksmusik und Jazz verschwammen.

Das Publikum folgte konzentriert, bis am Ende begeisterter Applaus und Zugaben das Konzert beschlossen. Maxjoseph zeigte, dass Volksmusik auch im 21. Jahrhundert überraschen, berühren und inspirieren kann – frisch, klug und mitreißend.

Matthias Ningel: Zwischen Harmonie und Humor
Den Abschluss der Musiktage bildete am 25. Oktober ein Abend voller Wortwitz, Musik und Nachdenklichkeit mit Matthias Ningel. Der Mainzer Kabarettist präsentierte sein Programm „Harmonie“ – ein feines Gleichgewicht zwischen philosophischer Tiefe und pointierter Unterhaltung.
Mit Klavier, Gesang und charmantem Esprit spannte Ningel einen thematischen Bogen von der antiken Idee kosmischer Ordnung bis zu den kleinen Dissonanzen des modernen Lebens. Seine Lieder handelten von digitaler Zerstreuung, Alltagsneurosen und der Sehnsucht nach Ausgeglichenheit – stets mit musikalischer Raffinesse und leiser Ironie vorgetragen.
Das Publikum reagierte mit begeistertem Applaus auf die Mischung aus Sprachkunst und Musikalität. Ningel verstand es, zum Lachen zu bringen, ohne den Ernst aus dem Blick zu verlieren – ein Abend, der gleichermaßen amüsierte und berührte.

Ein Festival der Vielfalt
Der Musikverein Mühlhausen darf auf rundum gelungene Musiktage zurückblicken, mit Qualität, Vielfalt und Freude an Kultur – perfekt ergänzt durch das kulinarische Angebot von wechselnden herbstlichen Speisen und einem erstklassigen Sound von unseren Technikern „Knister & Knarz“, so Pressesprecher Philipp Schwarz zum Abschluss der Musiktage.