Klänge der Natur

Wenn Musik zur Mahnung wird

bei Georg Kost

Musikalische Leidenschaft mit einem hochaktuellen Thema präsentierte der Musikverein Neuhausen bei seinem Konzert am Samstagabend. Foto. Georg Kost

NEUHAUSEN-SCHELLBRONN, 11.05.2025 (rsr) – Es war mehr als ein Konzert – es war ein eindringlicher Appell, verpackt in Klangbilder von seltener Intensität. Beim Frühjahrskonzert des Musikvereins Neuhausen und seines Jugendorchesters „Bietls“ in der Schwarzwaldhalle Schellbronn verband sich musikalische Leidenschaft mit einem hochaktuellen Thema: dem fragilen Gleichgewicht unserer Natur.
Unter dem Titel „Klänge der Natur“ gestalteten rund 40 Musikerinnen und Musiker einen Abend, der weit über bloße Unterhaltung hinausging – eine emotionale Reise durch die Schönheit, aber auch die Verletzlichkeit unserer Umwelt. Getragen wurde sie von Menschen, deren Hingabe zur Musik in jedem Moment spürbar war.

Seit Jahresbeginn hatten sich die Mitglieder des Vereinsorchesters und der „Bietls“ intensiv auf diesen Abend vorbereitet. Was am Samstagabend auf der Bühne erklang, war das Ergebnis monatelanger Proben – Ausdruck einer tiefen musikalischen Leidenschaft, die weit über ein Hobby hinausreicht. Besonders beeindruckend war der hohe künstlerische Anspruch, den sich das Laienensemble selbst setzte. In jeder Note, jedem Solo  und jeder dynamischen Nuance spiegelten sich nicht nur die Freude am Musizieren, sondern auch der Respekt vor dem Thema des Abends wider.

Ein starkes Fundament: Die Jugendarbeit als Zukunft des Vereins
Den Auftakt machte das Jugendorchester „Bietls“, ein gemeinsames Projekt der Musikvereine Hohenwart, Steinegg und Neuhausen. Mit einem abwechslungsreichen Repertoire – von „What Makes You Beautiful“ bis „Happy“ – überzeugten die jungen Musikerinnen und Musiker nicht nur musikalisch, sondern auch mit erfrischender Bühnenpräsenz. Ihre Darbietung war weit mehr als ein Einstieg: Sie war ein lebendiger Beweis für die Bedeutung kontinuierlicher Nachwuchsarbeit – ein Juwel, das jeder Verein für seine Zukunft dringend braucht.

Musikalisches Naturerleben – zwischen Schönheit und Verlust
Anschließend entfaltete das Vereinsorchester ebenfalls unter der Leitung von Ralph Gundel eine eindrucksvolle Klanglandschaft. Was das Publikum erlebte, war keine bloße Programmmusik, sondern eine musikalische Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Mensch und Natur – ein Gleichgewicht zwischen Harmonie und Bedrohung. „Sky High“ zeichnete luftige Höhenflüge nach, „Utopia“ entwarf klangliche Visionen einer besseren Welt, und „Cry of the Last Unicorn“ ließ mit melancholischer Tiefe an vergangene Magie denken.

Einfühlsam führte Julia Maurer das Publikum durch das Programm. Ihre Anmoderationen verliehen den Werken zusätzliche Tiefe und öffneten emotionale Zugänge. Was sie mit Worten vorbereitete, malte das Orchester in musikalischen Bildern: mal zart und zerbrechlich, mal mit rhythmischer Kraft und donnernden Fanfaren. Stücke wie “Bahia de San Juan“, “At Sunrise“ und „Sparks of Fire“ erzeugten eindrucksvolle Klangstimmungen, während „Schmelzende Riesen“ – eine musikalische Reflexion über das Abschmelzen der Gletscher – zu einem der bewegendsten Momente des Abends wurde.

Ein musikalisches Ausrufezeichen
Mit Louis Armstrongs „What a Wonderful World“ endete der Konzertabend – nicht als reines Finale, sondern als bewusster Schlusspunkt. Ein Lied der Hoffnung, das zugleich zur Mahnung wird, den Wert unserer Welt nicht aus den Augen zu verlieren. Der langanhaltende Applaus war mehr als nur Dank – er war Ausdruck tiefer Resonanz.

Das Konzert „Klänge der Natur“ mit dem Musikverein Neuhausen unter der musikalischen Leitung von Ralph Gundel war ein eindrucksvolles Zeugnis dessen, was engagierte Amateurmusikerinnen und -musiker gemeinsam bewirken können. Es war ein Abend voller Klang und Haltung – ein musikalisches Plädoyer für Achtsamkeit, Nachhaltigkeit und Zusammenhalt.