
Foto: Landratsamt Enzkreis
ENZKREIS 10.12.2025 (enz) – Zum Schluss war es einzig Freie Wähler-Kreisrat Jürgen Kurz, der bei der Zustimmung zum Kreishaushalt für 2026 die Hand hob. Alle anderen Mitglieder des Gremiums enthielten sich – so war es vorab verabredet worden. Damit kann der Haushalt zwar in Kraft treten, aber das Signal ist eindeutig: Dem Kreis fehlt die Luft zum Atmen, sprich die Mittel, um eigene Akzente zu setzen.
Von einer „denkwürdigen Abstimmung“ sprach Landrat Bastian Rosenau. Ein solches Votum habe es in der Geschichte des Enzkreises noch nicht gegeben; von anderen Landkreisen wisse er es nicht, aber bekannt sei ihm nichts in dieser Art.
Zuvor hatten die Sprecher aller Fraktionen außer der AfD eine gemeinsame Haushaltsrede gehalten – auch das ein Novum in der Kreisgeschichte. Werner Henle (FWV), Heiko Genthner (CDU), Helge Viehweg (SPD), Peter Pförsich (Grüne) und Prof. Dr. Erik Schweickert (FDP) gaben dabei ein Staffelholz weiter. Der Tenor der Redebeiträge: So kann es nicht weitergehen. „Bund und Land übertragen den Kommunen immer mehr Aufgaben, lassen uns jedoch bei der Finanzierung im Stich“, wie Heiko Genthner sagte.
Das angekündigte Finanzpaket des Bundes erleichtere zwar die Investitionen etwas, an den Strukturen der kommunalen Haushalte ändere das aber nichts, betonte Werner Henle. Die Krankenhaus-Finanzierung, eines der großen Sorgenkinder nicht nur im Enzkreis, nahm Peter Pförsich ins Visier: „Wir fordern vom Land und vom Bund eine gute finanzielle Ausstattung unserer Kliniken zur Deckung der jährlichen Investitions- und Betriebskosten.“ Reformen in der Sozialpolitik, den Abbau von Bürokratie und grundlegende Verwaltungsreformen mahnte Prof. Dr. Schweickert an.
Helge Viehweg listete auf, dass trotz allem vieles im Kreis umgesetzt worden sei, und lobte die Zusammenarbeit von Verwaltung, Landrat und Kreistag, die er als „offen und kollegial“ beschrieb. Die anschließende Abstimmung zeigte, dass er damit Recht hatte. Für Landrat Rosenau eine klare Bestätigung: Er hatte in seiner eigenen Haushaltsrede Anfang November bereits ebenfalls die Zusammenarbeit im Gremium betont, die seinem Lebensmotto entspreche: „Das Wir gewinnt“.
