
Wild Touch aus Hamburg heizte bei der Tiefenbronner Rocknacht ordentlich ein. Foto: Georg Kost
TIEFENBRONN, 12.10.2025 (rsr) – Endlich! Kaum ein Wort fiel an diesem Samstagabend im Tiefenbronner Hasenhäusle häufiger. Endlich wieder Musik, endlich wieder Rock, endlich wieder Leben auf der Bühne. Nach der erfolgreichen Premiere im vergangenen Jahr lud das Eventbus-Team zur zweiten Tiefenbronner Rocknacht – und brachte mit Leidenschaft, Kreativität und regionalem Engagement erneut den Saal zum Beben. Doch trotz der musikalischen Qualität und der liebevollen Organisation zeigte sich auch: Für die Zukunft braucht es mehr Publikum, um das ambitionierte Konzept wirtschaftlich tragen zu können.
Ein Abend zwischen Lokalkolorit und Hamburger Rocksound
Neu in diesem Jahr war der Auftritt einer Vorband. Die junge Formation „Beer of the Dark“ aus Tiefenbronn eröffnete den Abend und setzte mit kräftigen Gitarrenriffs und spürbarer Spielfreude ein klares Zeichen für den musikalischen Nachwuchs der Region. Ihr Sound – eine Mischung aus Alternative Rock und klassischem Hardrock – traf den Nerv des Publikums. Damit erfüllten die Veranstalter ihr erklärtes Ziel, jungen Bands aus der Umgebung eine Bühne zu geben.

Frontmann Ole Henrik Halvorsen von Wild Touch. Foto: Georg Kost
Als Hauptact stand erneut „Wild Touch“ aus Hamburg auf der Bühne – eine Band, die seit 2004 europaweit unterwegs ist und mit energiegeladenen Live-Auftritten überzeugt. Frontmann Ole Henrik Halvorsen führte mit markanter Stimme und charismatischer Präsenz durch ein Programm aus eigenen Songs und Coverversionen, die von Green Day bis Kings of Leon reichten. Besonders beeindruckend war, wie nah die Band dem Original blieb, ohne dabei ihre eigene Handschrift zu verlieren. „Wir spielen, um zu überleben – viele Gigs im Jahr, von Norwegen bis Österreich. Aber hier in Tiefenbronn zu spielen, hat seinen ganz eigenen Charme“, sagte Halvorsen.
Ungewöhnliches Bühnenkonzept mit Wohnzimmerflair
Ein echtes Alleinstellungsmerkmal der Rocknacht war das Bühnenkonzept. Anstatt – wie üblich – die Musiker am Ende des Saals zu platzieren, entschieden sich die Organisatoren erneut für einen Perspektivwechsel: Die Bühne stand direkt am eigentlichen Eingang, unmittelbar vor der Theke. Das Publikum verteilte sich nach hinten und teilweise sogar auf die sonstige Bühnenfläche des Hasenhäusle. Dieses „umgedrehte“ Setting sorgte nicht nur für beste Sicht auf die Musiker, sondern auch für eine außergewöhnlich intime Atmosphäre. Fast wirkte es, als spielten die Bands im Wohnzimmer – nah, authentisch, ohne Distanz.

Beer of the Dark aus Tiefenbronn eröffnete den Abend. Foto: Georg Kost
Professionelle Technik und gastronomisches Konzept
Technisch überzeugte die Veranstaltung auf ganzer Linie. Das Team um Benni Burger sorgte für druckvollen Sound und stimmungsvolle Lichtakzente, die dem kleinen Raum Festivalcharakter verliehen. Damit positionierte sich die Rocknacht deutlich oberhalb eines typischen Dorfkonzerts.
Auch das kulinarische Angebot ließ keine Wünsche offen: Der Cocktailservice „Cocktailchef Pforzheim“, der bereits bei der Hocketse im Sommer überzeugt hatte, mixte Drinks auf zwei Ebenen, während Mark Zaiser und sein Team für die gastronomische Betreuung sorgten. Das Zusammenspiel von Musik, Licht und Genuss machte den Abend zu einem kleinen Gesamtkunstwerk – mit spürbarer Liebe zum Detail.
Zwischen Idealismus und Realität
So sehr die Besucherinnen und Besucher den Abend genossen – in einem Punkt waren sich viele einig: Es hätten deutlich mehr Menschen kommen dürfen. Der Saal war gut gefüllt, aber nicht ausgelastet. Für die Veranstalter ein Wermutstropfen, denn nur mit höheren Besucherzahlen kann die Rocknacht auf Dauer bestehen. Manuel Hess vom Eventbus-Team betonte, dass das Ziel bleibe, die regionale Musikszene zu beleben und jungen Bands Auftrittsmöglichkeiten zu bieten. Doch ohne eine stärkere Resonanz könnte die Zukunft des Formats unsicher sein.
Mehr als nur ein Konzertabend
Trotz dieser kritischen Note bleibt der kulturelle Wert der Veranstaltung unbestritten. Die Tiefenbronner Rocknacht schuf einen Ort der Begegnung, an dem Generationen zusammenkamen und Musikbegeisterte verschiedenster Stilrichtungen gemeinsam feierten. Sie zeigte, dass auch eine kleine Gemeinde mit Engagement, Kreativität und Mut zur Veränderung ein Konzert auf die Beine stellen kann, das weit über die Ortsgrenzen hinausstrahlt.
Mit der zweiten Auflage hat das Eventbus-Team bewiesen, dass Tiefenbronn nicht nur zuhören, sondern auch rocken kann – intensiv, ehrlich und mit Herzblut. Jetzt bleibt zu hoffen, dass dieses Engagement künftig auf noch mehr offene Ohren trifft. < Fotogalerie >